Eine große Überraschung ergab die Jahresringuntersuchung einer alten Scheune aus Frielingsdorf. Sie stammt aus dem Jahre 1606.
Überraschendes ErgebnisFrielingsdorfer Scheune stammt aus dem Jahr 1606

Die alte Scheune beim Abbau durch Ehrenamtler und Mitarbeiter des Bauhofes des Freilichtmuseums.
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Zweckbauten wie Scheunen finden allgemein wenig Aufmerksamkeit, sie sind weder architektonisch besonders gestaltet, noch von ihrem Verwendungszweck üblicherweise als Lagerraum von größerem Interesse. Zur Dokumentation und Untersuchung bäuerlichen Lebens hat zumindest das LVR-Freilichtmuseum Lindlar ein Interesse auch an alten Scheunen. Und so wurde das Angebot angenommen, eine Scheune in Frielingsdorf, die einer Garage weichen sollte, abzubauen.
Nach ersten Einschätzungen nach Inaugenscheinnahme und Gesprächen mit Frielingsdorfern, stamme das Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert, so Werner Hütt, Geschäftsführer des Fördervereins des Museums, der bei der Translozierung der Scheune vor Ort war und den Abbau fotografisch dokumentierte.
Scheune wurde in Frielingsdorf abgebaut und ins Freilichtmuseum gebracht
Ehrenamtler des Vereins und Mitarbeiter des Museums-Bauhofes demontierten die Scheune und beschriften alle Teile akribisch. Der Wirtschaftsbau soll laut Museumsleiter Michael Kamp im Freilichtmuseum eben dem Hofhaus aus Radevormwald-Heide wieder errichtet werden. Vorher stehen allerdings Reparaturarbeiten an, da einige der massiven Eichenstämme stark beschädigt sind.
Die Information, dass die kleine Scheune aus Morsbach stamme und zu Beginn des 20. Jahrhundert auf ihren Platz in Frielingsdorf versetzt wurde, habe sich als falsch erwiesen, so Kamp. Es habe keine Anzeichen dafür gegeben und auch auf alten Bildern von Frielingsdorf und frühen Karten sei die Scheune bereits verzeichnet.
Dendrochronologische Untersuchung sorgte für eine Überraschung
Dass die Frielingsdorfern Scheune sehr viel älter ist als zunächst vermutet, ergab jetzt eine dendrochronologische Untersuchung der Balken. Die auf Jahrringuntersuchungen spezialisierte Firma Pressler aus dem Emsland entnahm bei neun Eichenbalken, die noch Splintholz und Rindenreste enthielten, Bohrproben. Anhand von Vergleichsdaten kann das Datum der Baumfällung auf ein Jahr genau festgestellt werden. Die Fachleute stellten fest, dass die meisten der untersuchten Balken aus Bäumen stammen, die 1695 und 1606 gefällt wurden, ein Balken wurde auf 1595 datiert.
Für so alt habe selbst ich die unscheinbare Scheune nicht gehalten. Sie ist damit bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet worden und der zurzeit älteste bekannte Profanbau in Lindlar.
Da das Holz früher sehr schnell nach der Fällung verbaut wurde, ist die Datierung der Entstehung im Jahre 1606 sicher, so Michael Kamp. Für so alt habe er die unscheinbare Scheune nicht gehalten. „Sie ist damit bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet worden und der zurzeit älteste bekannte Profanbau in der Gemeinde Lindlar“, so der Museumsleiter. Wann die Scheune, die mit frühen Industrieziegeln der Dampfziegelei Wesel eingedeckt war, wieder aufgebaut wird, steht noch nicht fest.