Bilanz 2023In Marienheide ist viel in Bewegung gekommen

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Das Foto zeigt einen Monti-Wagen, eine Art Mittelding zwischen Bus und Taxi.

Besserer Nahverkehr: Auch in Marienheide fahren jetzt die Monti-Taxen.

Was war? Was kommt? In unserer Serie ziehen wir Bilanz für 2023. Heute geht es weiter mit Marienheide.

 Ein Thema, das alles anders dominiert hätte — das gab es 2023 in der Gemeinde Marienheide nicht. Was aber weiter für Diskussionsstoff sorgt, ist der öffentliche Nahverkehr. Mit einem eigenen Bahnanschluss verfügt die Gemeinde über ein Pfund, mit dem in Oberberg außer Marienheide nur noch Gummersbach und Engelskirchen wuchern können. Doch was nützt der schönste Bahnhof, wenn keine Züge fahren?

Wegen umfangreicher Bauarbeiten auf der Strecke der Regionalbahn 25 müssen Bahnkunden seit Juni 2023 auf den Schienenersatzverkehr ausweichen. Eine Fahrt von Marienheide nach Meinerzhagen dauert so statt neun Minuten rund eine halbe Stunde. Frühestens am 8. April 2024 sollen die Züge in Richtung Köln und Lüdenscheid wieder rollen – falls die Deutsche Bahn ihren Zeitplan einhalten kann.

In Marienheide hält kein Zug

Die Buslinie 336 von Gummersbach über Marienheide und Wipperfürth bis nach Remscheid-Lennep ist die längste und zugleich die wichtigste Busverbindung in Oberberg. Von dem geplanten 30-Minuten-Takt würden Marienheide-Ort und Müllenbach profitieren. Das Problem: Die Ovag hat schon jetzt zu wenig Busfahrpersonal, immer wieder fallen Verbindungen aus, der Fahrplan wird ausgedünnt. Eine schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht.

Seit Oktober 2023 können Bürger aus Marienheide ein Car-Sharing-Angebot vor Ort nutzen, dass die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Car + Ride Sharing aus Overath ins Leben gerufen hat. Seit November 2023 verkehren auch in Marienheide die Monti-Fahrzeuge, als eine Art Zwischending von Bus und Taxi. Man darf gespannt sein, wann die ersten belastbaren Fahrgastzahlen für Monti vorliegen und wie diese dann aussehen.

Klimabeirat bringt sich ein

Bürgerbeteiligung wird in Marienheide groß geschrieben, zumindest in Sachen Klimaschutz und Radwege. Im Klimabeirat, der im Januar 2020 gegründet wurde, haben sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammen getan. In drei Arbeitsgruppen setzen sie sich mit den Themen Klimawandel, Energie und Mobilität auseinander und bringen eigene Ideen in die Politik ein. Auf einer Anregung der AG Mobilität basiert auch das Radwegekonzept, das 2024 weiter konkretisiert werden soll. Unter anderem geht es um eine Radverbindung entlang der B 256 nach Gummersbach.

Ein Vorreiter in Sachen Energie soll das Neubaugebiet Schöttlenberg werden, dort läuft bereits die Straßen- und Erschließungsplanung, die Gemeinde ist kompletter Grundstückseigentümer. Das Ziel ist eine zentrale und klimaneutrale Energieversorgung. Mit der Oberbergischen Aufbaugesellschaft und der Aggerenergie als Partner soll hier eines des innovativsten Baugebiete in ganz Oberberg entstehen. In dem Baugebiet „Zur Mühle“ in Müllenbach sollen 13 Häuser entstehen, inklusiver zweier barrierefreier Mehrfamilienhäuser.

Planung für Regionale 2025 stockt

Ins Stocken geraten ist die Planung für die Regionale 2025. Das Projekt „O'p d´r Hei“ hat zwar den C-Status, aber momentan ist die Gemeinde inaktiv. Laut Informationen der Verwaltung ruhen die Grundstücksverhandlungen mit dem Eigentümer, denn die Preisvorstellungen liegen zu weit auseinander. Ein Problem bei allen Regionale-Projekten sind die stark gestiegenen Baukosten, wie auch in anderen Gemeinden zu sehen ist.

Ein Thema, dass 2023 für reichlich Diskussionsstoff sorgte, ist die Unterbringung von Geflüchteten. Im Juni schaltete sich Friedrich Müllensieper, der Besitzer des ehemaligen VdK-Heimes, in die Diskussion um eine mögliche Landesunterkunft in Gummersbach ein. Das VdK-Heim in unmittelbarer Nähe zur Brucher Talsperre steht seit Jahren leer.

Container für Geflüchtete

Müllensieper wandte sich in einem offenen Brief an den Gummersbacher Bürgermeister Frank Helmenstein und die Verwaltung der Kreisstadt. Er bot das Objekt als Unterkunft für bis zu 500 Geflüchtete an. Die Gemeinde Marienheide hatte ihrerseits die Bezirksregierung bereits mehrfach auf das VdK-Heim hingewiesen. Allerdings sollten dort, nach ihren Vorstellungen, maximal 200 Menschen untergebracht werden. Die Antwort der Bezirksregierung: Mit rund 150 Plätzen sei die Immobilie zu klein, auch der bauliche Zustand und die dezentrale Lage sprächen dagegen. 

In der letzten Ratssitzung des Jahres 2023 präsentierte Bürgermeister Stefan Meisenberg dann die Pläne für drei Containerunterkünfte, die zusammen Platz für rund 70 Geflüchtet bieten sollen. Standorte sind am Rathaus in Marienheide, an der Kahlenbergstraße oberhalb des Bethauses Bethanien und an der Landwehrstraße im Bereich der „Großen Wiese.“

Rekordeinnahmen bei den Gewerbesteuern in Marienheide

Keine der 13 oberbergischen Kommunen ist finanziell auf Rosen gebettet. Doch zumindest bei den Gewerbesteuereinnahmen tut sich etwas in Marienheide. 2021 war die Gemeinde mit knapp 4,5 Millionen Euro Gewerbesteuern Oberbergs Schlusslicht. 2022 konnte sich die Kämmerei über 8,17 Millionen Euro freuen und 2023 gab es gar ein Rekordergebnis mit 8,9 Millionen Euro Gewerbesteuern. Einen Haken hat diese Entwicklung allerdings. Umso höher die Steuereinnahmen ausfallen, desto weniger Zuweisungen gibt es vom Land NRW.

Ebenfalls erfreulich aus Sicht der Gemeinde Marienheide: Die Wirtschaftskraft ist deutlich gewachsen. Bei einem Ranking zur Bedeutung von Wirtschaftsstandorten, vorgelegt im April 2023 vom Netzwerk „Die deutsche Wirtschaft“ (DDW), konnte sich Marienheide enorm verbessern.

Daran haben Großunternehmen wie Rüggeberg einen maßgeblichen Anteil. Das Unternehmen will in den kommenden Jahren weiter wachsen. Damit die Energiekosten nicht aus dem Ruder laufen, plant die Firma Rüggeberg eine eigene, 1,5 Hektar große Freiflächen-Fotovoltaikanlage, die zwischen der Bundesstraße 237 und der Lingesetalsperre entstehen soll. Die Anlage soll jährlich 2,7 Millionen Euro Kilowatt Strom erzeugen.

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