MarienheideSind Wilderer am Werk?

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Symbolbild.

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Gimborn/Marienheide – Gleich mehrere Fälle mutmaßlicher Wilderei in den Wäldern der Marienheider Ortschaft Gimborn beschäftigen derzeit Fritz Tiemeyer. Als Revierförster ist er seit April für das Gebiet rund um Gimborn zuständig und machte Entdeckungen, die er in seinem Revier eigentlich nicht machen dürfte.

„Ich habe eigentlich nur durch Zufall bemerkt, dass etwas nicht stimmt“, sagt er. Die Wildkamera habe kürzlich nachts gegen halb drei eine Person aufgezeichnet, die sich – vermutlich mit einer weiteren Person in einem Auto, das im Hintergrund zu erkennen ist – im Wald aufgehalten und etwas abtransportiert habe, berichtet der Revierförster. Kurz vorher habe der Unbekannte ein Wildschwein erschossen. Beim Gang durch den Wald entdeckte Tiemeyer Schleif- und Blutspuren sowie die Spuren von Autoreifen. Von dem Schwein fehlte jede Spur.

„Vielleicht ist es einfach die Lust am Töten"

Schon bald verhärtete sich der Verdacht der Wilderei, als der Revierförster wenig später erschossenes Dammwild im Wald fand – 500 Meter von der Stelle entfernt, an der die Wildtierkamera eine Woche zuvor die unbekannte Person aufgezeichnet hatte. Warum die Person das Wild diesmal nicht mitgenommen hat, das weiß er nicht. „Vielleicht ist es einfach die Lust am Töten. Oder das Wild ist nicht an Ort und Stelle zum erliegen gekommen“, mutmaßt Tiemeyer.

Was den Förster zudem stutzig macht: Das Wildschwein wurde scheinbar von einem Waldweg aus – also aus einer Entfernung von 160 Metern – erschossen. „Das kann kein Laie gewesen sein, sondern ein Jäger. Oder zumindest jemand, der Erfahrung im Schießen bei Nachtsicht hat.“ Auf dem Waldboden konnte Tiemeyer eine Patronenhülse vom Kaliber .308 (Lapua) sicherstellen. Er erstattete Anzeige. „Wir gehen dem nach“, versichert Polizeisprecher Michael Tietze. „Wir werden uns auch die Aufzeichnung der Wildkamera anschauen und die gesicherte Patronenhülse auf Fingerabdrücke untersuchen.“ Schüsse in oberbergischen Wäldern würden immer wieder bei der Polizei gemeldet. „Wir nehmen dann zunächst Kontakt zu den zuständigen Förstern auf, um nachzuhören, ob die Schüsse bekannt und berechtigt sind“, schildert der Polizeisprecher. Wildereien kämen in Oberberg nicht ganz so häufig vor, aber auch das habe es schon gegeben.

„Ohne konkrete Anhaltspunkte gestaltet sich die Strafverfolgung eher schwierig"

Die Ermittlung eines Täters gestalte sich in diesen Fällen meist sehr schwierig, denn selten erwische man die Wilderer, die meist nachts in den Wäldern unterwegs seien, auf frischer Tat. „Ohne konkrete Anhaltspunkte wie ein Kennzeichen, eine genaue Personenbeschreibung oder, wie in diesem Fall, ein möglicher Fingerabdruck, gestaltet sich die Strafverfolgung eher schwierig“, erklärt Tietze. Ob der oder die Täter in dem geschilderten Fall aus Gimborn tatsächlich Fingerabdrücke auf der gefundenen Patronenhülse zurückgelassen haben, werde derzeit noch ausgewertet. „Die Fingerabdrücke müssten sich dann aber auch im Polizeiregister befinden, um sie einer Person zuordnen zu können“, gibt Tietze zu bedenken.

Die Bilder der Wildkamera werden dagegen wohl kaum hilfreich sein. „Die aufgenommene Person ist darauf nur von hinten zu sehen. Das wird für eine Öffentlichkeitsfahndung nicht reichen“, so Tietze. Hilfreich wären dagegen Zeugen, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge in den Wäldern in Gimborn beobachtet haben. „Wenn jemand etwas gesehen hat, dann sollte er sich an das zuständige Kriminalkommissariat in Wipperfürth wenden“, sagt Tietze.

Revierförster Fritz Tiemeyer kann derweil kaum mehr tun als abzuwarten. „Im Wald in Gimborn herrscht reger Fußgängerverkehr. Ab und zu wird dort auch gecampt. Es ist für Waldbesucher also nicht ungefährlich, wenn dort jemand unberechtigt schießt“, betont er. Mit Baumstämmen hat er nun die Zufahrtswege versperrt – in der Hoffnung, dass das die autofahrenden Täter abschreckt.

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