Freiflächen-FotovoltaikanlageMarienheider Firma Rüggeberg will eigenen Strom erzeugen

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Ein Photovoltaik-Speicher-Kraftwerk auf einer Wiese.

Ein Photovoltaik-Speicher-Kraftwerk auf einer Wiese.

Auf einer Fläche von 1,5 Hektar — das entspricht zwei Fußballfeldern — plant Rüggeberg 6800 Module, jedes rund zwei Quadratmeter groß.

Zwischen Bundesstraße 237 und Lingesetalsperre, kurz vor dem Ortseingang Marienheide, will die August Rüggeberg GmbH bis Anfang 2026 die kreisweit größte Fotovoltaikanlage (PV-Anlage) errichten. Auf einer Fläche von 1,5 Hektar — das entspricht zwei Fußballfeldern — sind 6800 Module geplant, jedes rund zwei Quadratmeter groß. Diese Anlage soll mit einer Leistung von 2,86 Megawatt/Peak rund 2,7 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich erzeugen, das entspricht dem Jahresverbrauch von rund 700 Einfamilienhäusern. Die Kosten für diese Anlage beziffert das Unternehmen auf 2,3 Millionen Euro.

Marienheider Grundstücke liegen nahe dem Firmensitz von Rüggeberg

Die Rüggeberg GmbH, die unter dem Namen „Pferd“ Werkzeuge herstellt und verkauft, hat großen Strombedarf. Nach Firmenangaben haben sich die Kosten für Energie seit 2021 versiebenfacht. Auch staatliche Beihilfen könnten diesen Nachteil im internationalen Wettbewerb nicht ausgleichen. Die Konsequenz: Rüggeberg will künftig am Stammsitz in Marienheide eigenen Strom produzieren, um so die Energiekosten zu senken. Die PV-Freiflächenanlage soll immerhin 17 Prozent des Strombedarfs vor Ort abdecken.

Praktisch: Die Grundstücke liegen in unmittelbarer Nähe des Firmensitzes. Wenn die Produktion sonntags ruht, kann der Sonnenstrom ins Netz eingespeist werden. Zusätzlich will das Marienheider Unternehmen auf einem öffentlich zugänglichen Firmen-Parkplatz 55 Ladepunkte für Elektroautos installieren, die gleichfalls mit Solarenergie gespeist werden.

Von der PV-Anlage soll auch die Umwelt profitieren, und zwar gleich mehrfach. Die Stromerzeugung durch Sonnenkraft soll jährlich 1100 Tonnen klimaschädliches CO2 einsparen. Die PV-Module werden auf Ständern in einer Höhe von mindestens 80 Zentimetern errichtet werden, so dass darunter ein Rückzugsraum für kleine Säugetiere und Insekten entstehen kann. Auch Schafe könnten dort weiden.

Marienheider Rat muss den Plänen von Rüggeberg zustimmen

Bis es so weit ist, wird aber noch einige Zeit dauern. Denn zunächst muss Planungsrecht geschaffen werden. In der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Gemeinde Marienheide votierten die Ausschussmitglieder einstimmig dafür, eine Änderung des Flächennutzungsplanes in die Wege zu leiten und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplanaufzustellen.

Der Rat muss dem noch zustimmen. Das gesamte Plangebiet umfasst 3,85 Hektar Fläche, also rund 7,5 Fußballplätze. Wie Christoph Dreiner, Fachbereichsleiter der Gemeinde Marienheide, erklärt, profitiere neben Rüggeberg auch die Gemeinde von der PV-Anlage, weil beide dadurch ihren Co2-Fußabdruck verkleinern können.

Im weiteren Planungsverfahren sind umfangreiche Abstimmungsgespräche nötig, unter anderem mit der Bezirksregierung Köln, dem Oberbergischen Kreis, der Naturschutzbehörde und der Landwirtschaftskammer. Bislang sahen die Vertreter der Landwirtschaft solche großflächigen Sonnenkraftanlagen eher skeptisch, weil sie befürchten, dass dadurch landwirtschaftliche Flächen verloren gehen und als Folge die Preise für die Pacht steigen.

An der Straße „Am Krüenberg“ will Rüggeberg außerdem eine neue Lagerhalle errichten. Auf dem Dach der Halle ist eine weitere PV-Anlage mit einer Leistung von 750 Kilowatt/Peak vorgesehen. Auf den bestehenden Firmengebäuden ist eine solche Anlage aus statischen Gründen nicht machbar.


Die Fläche

Die 1,5 Hektar große Fotovoltaik-Anlage in Marienheide soll auf einem Südhang zwischen Schmitzwipper und Oberwipper errichtet werden, oberhalb der Bundesstraße 237. Die Flurbezeichnung   lautet „Vor dem Liedkop beziehungsweise Vorderer Liethberg“.

Das insgesamt 3,85 Hektar große Planungsgebiet besteht zum Teil aus einer „schwach ertragreichen“ Mahdfläche, die zweimal jährlich gemäht wird, sowie einer sogenannten Kalamitätsfläche, die bis vor kurzem noch bewaldet war, ehe aufgrund von Borkenkäferbefall die meisten Bäume gefällt wurden. Das Gelände gehört der Firma Rüggeberg. 

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