„Goldene Generation“SSV Marienheide, das beste oberbergische Fußballteam der 1990er

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1992 stieg der SSV Marienheide in die Verbandsliga auf, die damals vierthöchste Klasse im Fußball in Deutschland.

1992 stieg der SSV Marienheide in die Verbandsliga auf, die damals vierthöchste Klasse im Fußball in Deutschland.

Marienheide – „An diese Ehrung kann ich mich noch sehr gut erinnern. Das war schon etwas ganz besonders. Wir hatten uns schließlich gegen keinen Geringeren als den großen VfL Gummersbach durchgesetzt“, blickt Rolf Fenstermacher zurück. 1992 wurden die Fußballer des SSV Marienheide erstmals Mannschaft des Jahres bei der Sportlerwahl. 14 Jahre nach der ersten Sportlerwahl gelang es erstmals einem anderen Teams als dem VfL Gummersbach den Titel zu erringen,

Der ehemalige Geschäftsführer des SSV Marienheide engagierte sich insgesamt 30 Jahre ehrenamtlich und erlebte die erfolgreichste Ära des Clubs hautnah. Dabei trauten die Verantwortlichen dem Braten damals selbst kaum, wie sich Fenstermancher erinnert: „Ich weiß noch genau, wie wir nach dem Verbandsligaaufstieg im Jahre 1992 zusammensaßen. Da war der allgemeine Tenor: Okay, dann organisieren wir das mal für ein Jahr.“ Aus dem einen Jahr wurden am Ende zehn, ehe der Verein 2003 schweren Herzens die Mannschaft zurückzog.

„Wir waren so etwas wie eine goldene Generation“

In der Zeit davor prägte der SSV Marienheide die hiesige Fußball-Szene allerdings wie kaum ein anderer Verein. Und gerade in den ersten Jahren pilgerten regelmäßig bis zu 1000 Zuschauer auf den Sportplatz an der Jahnstraße.

„Wir waren so etwas wie eine goldene Generation“, blickt Jörg Telgheider zurück, der als Mittelstürmer von 1991 bis 1997 das Angriffsspiel der „Heier“ prägte. Gemeinsam mit Torsten Meirich lehrte er Woche für Woche den gegnerischen Abwehrspielern das Fürchten: „Anfangs waren viele skeptisch, da wir auf den ersten Blick sehr ähnliche Spielertypen waren. Aber es hat über Jahre super funktioniert.“

Telgheider wechselte 1991 nach Marienheide und stieg mit der Mannschaft auf Anhieb in die Verbandsliga auf. Im Anschluss belegte das Team in der Saison 1992/1993 als Aufsteiger einen sagenhaften vierten Tabellenplatz. Und das obwohl andernorts bereits damals ganz andere Gelder bezahlt wurden, schließlich war die Verbandsliga zu dieser Zeit die vierthöchste Klasse im deutschen Fußball.

Durchmarsch in die Verbandsliga

„Wir hatten zweifellos eine starke Truppe, aber wir haben auch von der Kameradschaft und vom Zusammenhalt gelebt“, erinnert sich Andreas Harnisch, der bereits im Jahre 1990 zum SSV kam. In seiner ersten Saison beim SSV spielte Harnisch auch noch mit dem späteren Profitrainer Peter Vollmann zusammen.

Damals kickte der Club noch in der Bezirksliga und schaffte unter den Trainern Manfred Schulte und Frank Jaschultowski den direkten Durchmarsch in die Verbandsliga. „Es war fast die gleiche Truppe wie später in den Verbandsligajahren, aber erstaunlicherweise haben wir uns im ersten Jahre in der Bezirksliga teilweise sehr schwer getan“, erinnert sich Mittelfeldstratege Andreas Harnisch noch ganz genau.

Mannschaft, Charaktere und perfekte Organisation

Als offensiver Außenspieler war Harnisch mit Joey Ebert nicht zuletzt dafür zuständig, dass die Stürmer Telgheider und Meirich mit Flanken gefüttert wurden. „Manfred Tombers war ja auch noch da als starker Spieler, aber er hatte gegen die beiden Tormaschinen einen schweren Stand“, blickt Harnisch zurück, der zuvor in der Saison 1986/1987 mit dem TuS Lindlar in der Oberliga gespielt hatte.

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Hinter ihm zog Sawas Schinas im zentralen Mittelfeld die Fäden. Auf den defensiven Außenpositionen waren meist Ciprian Alexandru und Bernd Kausemann zu Hause, die sich auch immer wieder ins Offensivspiel einschalteten. Ein weiteres Prunkstück war die Defensive. Im Tor war Uwe Schneider eine Bank und auch Libero Andre Zanter war über viele Jahre eine mehr als feste Größe im Spiel des SSV. Neben ihm verteidigten meistens Thomas Herrler und Cemal Salkimtas. Über viele Jahre spielte der SSV in dieser Grundformation erfolgreich zusammen, die lange Zeit nur punktuell und marginal verändert wurde.

Es waren aber nicht nur die Mannschaft und die Charaktere, die den Erfolg des SSV Marienheide in dieser Zeit ausmachten. „Es war alles perfekt organisiert. Das war für einen solch kleinen Verein schon eine riesige Herausforderung“, erinnert sich Top-Torjäger Jörg Telgheider. Neben den weiten Auswärtsfahrten im Mannschaftsbus – teilweise bis an die holländische Grenze – wurde auch auf die Ausstattung des Kaders mit Sportequipment größten Wert gelegt. Geschäftsführer Rolf Fenstermacher und die vielen fleißigen Helfern verdienten sich hier ein Sonderlob. Federführend verantwortlich für die mehr als zehnjährige Erfolgsära des SSV war aber der damalige Vereinsvorsitzende und Mäzen Jörk Gerwing.

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