Zu geringe AnmeldezahlenKatholischem Schulzweig droht das Aus

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Vor acht Jahren demonstrierten 250 Kinder und Erwachsene für den Erhalt der KGS – jedoch vergebens.

Vor acht Jahren demonstrierten 250 Kinder und Erwachsene für den Erhalt der KGS – jedoch vergebens.

  • Vor acht Jahren kämpften viele für den Erhalt der Katholischen Grundschule in Marienheide – ohne Erfolg.
  • Nun droht auch dem katholischen Teilstandort der Grundschule das Aus.
  • Problem: Zu geringe Anmeldezahlen.

Marienheide – Viele Debatten und eine Demo begleiteten vor acht Jahren das Aus der Katholischen Grundschule (KGS) in Marienheide. Nach mehrmonatigem Streit beschloss der Gemeinderat mit 17 zu 12 Stimmen, dass die bis dahin eigenständige KGS aufgelöst und als Zweig in einem Verbund mit der benachbarten Gemeinschaftsgrundschule weitergeführt wird – wegen der Sparzwänge des Stärkungspakts. Jetzt droht auch diesem katholischen Teilstandort der „Heier Grundschule“ die Abschaffung – ohne dass die Gemeinde intervenieren könnte.

Im Schulausschuss klagte Birgit Hillrichs (CDU) am Mittwoch: „Der katholische Teilstandort war ein fauler Kompromiss. Nun tritt das ein, was die Eltern damals befürchtet haben: Das katholische Schulleben kommt ganz zum Erliegen.“ Rektorin Susanne Schöpf versuchte, diese Sorge zu zerstreuen: „Katholische Kinder haben auch dann die Möglichkeit, an katholischen Angeboten teilzunehmen.“

Mindestschülerzahl liegt bei 15

Der katholische Zweig steht wegen zu geringer Anmeldezahlen auf der Kippe. Denn in der Errichtungsgenehmigung für den Grundschulverbund ist festgeschrieben, dass der Teilstandort aufgelöst wird, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Schuljahren keine eigene Eingangsklasse gebildet werden kann. Die Mindestschülerzahl liegt bei 15 – und die sind bereits zum laufenden Schuljahr 2019/2020 nicht zusammengekommen. So wurden die nur 12 für den katholischen Zweig angemeldeten Kinder auf die drei Eingangsklassen der Heier Grundschule verteilt. Auch für das Schuljahr 2020/ 2021 wurde die erforderliche Schülerzahl für eine katholische Eingangsklasse nicht erreicht – denn nur 13 Kinder wurden angemeldet. Die Gemeindeverwaltung hat das Problem mit der verantwortlichen Kölner Bezirksregierung besprochen, doch die wolle offenbar am Inhalt der Errichtungsgenehmigung festhalten: Falls keine Eingangsklasse zustande kommt, wird der katholische Zweig aufgelöst. Der Gemeinderat kann darauf keinen Einfluss nehmen.

Anmeldezahlen der Schulen

Für das Schuljahr 2020/2021 wurden an der Heier Grundschule 76 Kinder angemeldet: 63 am Hauptstandort, nur 13 am katholischen Zweig. Demnach würde es erneut keine eigene katholische Eingangsklasse geben, sondern die 13 Schüler auf drei Eingangsklassen verteilt. Die Grundschule Müllenbach verzeichnet 48 Anmeldungen, was zwei Eingangsklassen ergibt.

Für die Gesamtschule wurden 129 Kinder angemeldet (11 mit besonderem Förderbedarf). Von den 129 stammen 52 aus Marienheide, 40 aus Engelskirchen, 16 aus Wipperfürth, 13 aus Gummersbach, der Rest aus anderen Kommunen. (ag)

Das Anmeldeverfahren wurde Mitte November abgeschlossen, das Aus scheint unabwendbar. Außer, es ziehen noch Familien in die Gemeinde, die ihre Kinder für den katholischen Teilstandort nachmelden. Das müsste aber schnell geschehen, denn die Bezirksregierung bemisst die Schülerzahl anhand der Schulstatistik im Oktober. Passen die Zahlen zu diesem Zeitpunkt nicht, würde die Auflösung Ende Juli kommenden Jahres erfolgen.

„Gesellschaftliche Entwicklung“

Trotzdem diskutierte der Ausschuss, ob die Gemeinde Werbung für den katholischen Zweig machen solle. Jürgen Rittel (FDP) war dagegen: „Der Zeitgeist gibt einen katholischen Zweig nicht mehr her.“ Ausschuss-Vorsitzender Harald Kramer (SPD) sagte: „Jedes Kind sollte das Recht haben, seine Religion an der Schule zu leben – aber freiwillig.“ Bürgermeister Stefan Meisenberg sprach von einer „gesellschaftlichen Entwicklung“: „Die Eltern hatten ja die Möglichkeit, die Schülerzahl für den katholischen Zweig aufrecht zu erhalten.“ CDU-Ratsfrau Hillrichs dagegen sah das Problem im damaligen Wegfall der KGS: „Danach haben Eltern die zur ihrem Wohnort nächstgelegene Schule gewählt.“

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Die Schulvertreterinnen Susanne Schöpf und ihre für den katholischen Zweig zuständige Konrektorin Claudia Knoche betonten, dass sich selbst nach einer Auflösung des katholischen Zweigs im Schulleben faktisch nichts ändern würde. Auch die katholischen Schüler, die vergangenes Jahr auf die Klassen verteilt wurden, könnten an katholischen Aktivitäten teilnehmen – wie Wallfahrt, zusätzliche Religionsstunde und Messen. Die Erfahrung zeige aber auch, so berichteten die Lehrerinnen, dass nicht alle Eltern dieses freiwillige Angebot für ihre Kinder annehmen.

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