Morsbach-RomAn Heiligabend öffnet wieder die Glühwein-Scheune

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Die „Römische Weihnacht“ kann kommen: Diese Gruppe von Nachbarn hat eine Glühweinscheune eingerichtet.

Die „Römische Weihnacht“ kann kommen: Diese Gruppe von Nachbarn hat eine Glühweinscheune eingerichtet.

Rom – Kennen Sie den? Ziehen vier Römer einen Tresen durchs Dorf – nein, ein Witz ist das nicht. Stefan Sauren, Franz Giesen und zwei weitere Nachbarn haben das gemacht: Die vier wohnen in Morsbach-Rom, sind also Römer, und haben neulich, gleich an der Heinrich-Kapelle, eine Glühwein-Scheune eingerichtet. Im kleinen Rom ist zwar kein Weg wirklich weit, schwer war’s aber schon. „Trotz der Rollbretter unterm Tresen“, sagt Stefan Sauren. Und das letzte Stück ging es dann ja auch noch bergauf zu dem Holzschuppen, der vor lauter Gestrüpp jahrelang kaum zu sehen war.

Jetzt ist er eingerichtet und steht jedem offen, der an Heiligabend ab 22.30 Uhr bei der Weihnachtsfeier in Rom Lieder singen und eben heißen Glühwein trinken möchte. „Das geht jetzt auch bei Regen“, betont Sauren, der aber lieber Schnee hätte, wenigstens zum Fest. Wie wohl jeder, der seit 1983 nach der Christmette in der Morsbacher Ortschaft noch ein bisschen mehr Besinnlichkeit haben möchte. Gegründet hat diese Tradition der Mediziner Basil Rischmaui, 1940 in Bethlehem geboren, weil er in Rom ein Weihnachtsfest erleben wollte, wie er es aus seiner fernen Heimat vom Hirtenfeld kannte.

Einen Verein gegründet

Nachdem die Feier 2016 wegen fehlender Musiker ausgefallen war, wagten römische Nachbarn 2017 den Neubeginn und nehmen Musik von der CD. „200 bis 220 Gäste kamen“, freut sich Sauren. Und weil so etwas Mut macht, haben die Nachbarn prompt einen Verein gegründet. Der heißt natürlich „Römische Weihnacht“ und Stefan Sauren ist der Vorsitzende des Vereins.

Urig ist sie also geworden, die Glühwein-Scheune. Viel Holz, nicht nur am Tresen, sondern auch als Rindenmulch auf dem Boden – Spenden eines Sägewerks. Einen Kühlschrank gibt es ebenso wie den obligatorischen Glühweinkessel. „Es möchte ja nicht jeder Glühwein trinken“, ahnt Sauren. Und für Kinder gebe es selbstverständlich Limo. Dafür nehmen die Römer kleines Geld, schließlich wollen sie wetterfeste Kerzen verteilen, und die seien echt teuer. Das Grundstück unter dem Häuschen darf der Verein gratis nutzen. Aber nicht nur den Schuppen hat die Gemeinschaft entrümpelt und salonfein gemacht, auch die Kapelle hat sie sich vorgenommen. „Der Hahn ist auf die Turmspitze zurückgekehrt“, sagt Christiane Sauren und zeigt nach oben. Ein Sturm hatte die Wetterfahne zu Boden geschickt. In der Kapelle steht eine runderneuerte Krippe, allein die Steinwände haben Ehemann Stefan und Nachbar Franz Giesen stehen gelassen. „Alles andere war viel Feinarbeit“, verrät Giesen. Macht man das Licht in der Krippe an, erhellt es fast den ganzen Raum.

Nach der erfolgreichen Feier im Jahr hoffen die Römer erneut auf die Unterstützung des Hotels „Zum Römertal“: Dorthin durften sie Besucher schicken, wenn diese ein dringendes Bedürfnis plagte. Der Betrieb des im August verstorben Hoteliers Heinz Klein („Der Papst von Rom“) läuft wieder, Arbeitskräfte auf Montage steigen dort ab. Und das Haus sei oft ausgebucht, heißt es. Die Heinrich-Kapelle, 1981 von der Familie Klein errichtet, gehört zum Hotel.

Bis zur Feier am 24. Dezember verteilt der Verein „Römische Weihnacht“ in Morsbach frisch gedruckte Einladungen und probt Weihnachtslieder. Zudem sollen etwas andere Weihnachtsgeschichten ab 22.30 Uhr erzählt werden. Die Glühwein-Scheune öffnet übrigens schon um 22 Uhr.

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