Müllenbacher Bank schließtNach 114 Jahren: Ab Ende Juli gibt es nur noch Automaten

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Seit 1905 gibt es in Müllenbach eine Genossenschaftsbank. Im Jubiläumsjahr 2005 war das 1997 errichtete Haus noch mit fünf Mitarbeitern besetzt. Das digitale Bankgeschäft hat die Besucherzahl in den vergangenen Jahren stetig sinken lassen.

Seit 1905 gibt es in Müllenbach eine Genossenschaftsbank. Im Jubiläumsjahr 2005 war das 1997 errichtete Haus noch mit fünf Mitarbeitern besetzt. Das digitale Bankgeschäft hat die Besucherzahl in den vergangenen Jahren stetig sinken lassen.

Müllenbach – Noch im Jahr 2005 feierte die Volksbank in Müllenbach ihr hundertjähriges Bestehen in einem modernen Bau. 14 Jahre später hat das Online-Banking die Filiale anscheinend überflüssig gemacht – gestern verkündete die Volksbank in Südwestfalen das weitgehende Aus für die Müllenbacher Geschäftsstelle. Die Mitarbeiter werden zum 29. Juli abgezogen, nur noch die Selbstbedienungsautomaten bleiben erhalten.

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Im ganzen südwestfälischen Geschäftsgebiet zwischen Lüdenscheid und Siegen werden zehn weitere Filialen geschlossen. Darüber wurden die Kunden am Dienstag per Post informiert und am selben Abend alle Mitglieder der Genossenschaftsbank bei einer Versammlung in Meinerzhagen. Bereits in der vorigen Woche hatte der Volksbankvorstand die Entscheidung den Marienheider Mitgliedern mitgeteilt.

Stichhaltige Gründe für die Schließung der Filiale

Glücklich waren die keineswegs, heißt es aus internen Kreisen, aber intervenieren konnten sie auch nicht. Die angeführten Gründe waren stichhaltig: Nur bis zu drei Kunden pro Stunde würden den Schalterservice nutzen, immer mehr ihre Geschäfte an PC oder Smartphone erledigen. Auch das anhaltende Niedrigzinsniveau zwinge die Bank zu Anpassungen.

Deswegen sollen die einzigen oberbergischen Filialen in Müllenbach und Marienheide nach einer Modernisierung der Marienheider Geschäftsstelle „zusammengelegt“ werden. Die Müllenbacher Mitarbeiter wechseln nach Marienheide, die persönliche Beratung dort werde weiter ausgebaut.

114 Jahre ist die Spar- und Darlehenskasse Rodt-Müllenbach alt

Bis zu dieser Filiale seien es für die Müllenbacher weniger als sechs Kilometer, schreibt die Volksbank. Was mit dem Müllenbacher Gebäude geschieht, stehe noch nicht fest, sagt Vorstand-Sprecher Karl-Michael Dommes. Derzeit werde überlegt, ob es verkauft wird, dort Wohnungen eingerichtet werden oder ob es nach einem Umbau des Schalterraums dem Dorf zur Verfügung gestellt wird.

Der Mitarbeiterabzug bedeutet einen tiefen Einschnitt in die Müllenbacher Genossenschaftsgeschichte. Im Januar 1905 hoben 22 Männer die Spar- und Darlehenskasse Rodt-Müllenbach aus der Taufe. Die Müllenbacher eröffneten im Sommer 1964 eine Zweigstelle in Marienheide. Anfang der 1970er Jahre gab es erste Fusionsüberlegungen. Pläne, mit Genossenschaftsbanken in der oberbergischen Nachbarschaft zusammenzugehen, wurden verworfen – stattdessen öffneten sich die Müllenbacher zum Sauerland.

Es ist nicht die erste Fusion im Geschäftsgebiet

1971 ging die Spar- und Darlehenskasse Müllenbach mit dem Meinerzhagener Pendant in der Spar- und Darlehenskasse Mark-Oberberg auf. 1997 verschwand jeglicher oberbergische Bezug aus dem Namen: Als „Volksbank Meinerzhagen“ eröffnete das Institut im selben Jahr das heutige Bankgebäude. Im Jubiläumsjahr 2005 war die Filiale noch mit fünf Mitarbeitern besetzt.

Weitere Fusionen ließen die Marienheider im wachsenden westfälische Geschäftsgebiet schrumpfen: 2009 ging die Volksbank Meinerzhagen in der Volksbank im Märkischen Kreis auf, die wiederum schloss sich 2018 mit Siegerland zur Volksbank in Südwestfalen zusammen. Da noch hieß es, dass Präsenz vor Ort und Nähe zum Kunden das Fundament der Arbeit sein solle – und das dies auch für die beiden Häuser in der Gemeinde Marienheide gelte. Diese verliert nun binnen kurzer Zeit eine weitere Bankfiliale: Erst im Oktober hat die Kreissparkasse Köln ihr Personal aus dem Müllenbacher Nachbarort Rodt abgezogen.

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