Am Roten HausPflanzentauschbörse lockte Freunde von Flora und Fauna nach Nümbrecht

Lesezeit 3 Minuten
Birgit Will mit Wirsing und Knoblauch.

Birgit Will bei der Pflanzentauschbörse mit Wirsing und Knoblauch.

Hunderte Gartenfreunde kamen am Wochenende in Nümbrecht bei Schloss Homburg zur traditionellen Pflanzentauschbörse zusammen.

Hunderte Gartenfreunde strömten am Samstag zur Pflanzentauschbörse vor dem „Roten Haus“ unterhalb von Schloss Homburg. Schon vor dem Start hatte sich eine große Menschentraube vor der Schranke gebildet, um aus dem größtmöglichen Angebot wählen zu können. Die Traditionsveranstaltung, die gemeinsam von der Biologischen Station Oberberg, dem Nabu Oberberg, den Landfrauen und dem Verein „Naturgarten“, veranstaltet wurde, fand in diesem Jahr zum 25. Mal statt.

Matthias Wirtz-Amling, seit Januar Geschäftsführer der Biostationen Oberberg und Rhein-Berg, freute sich über den regen Besuch trotz des durchwachsenen Aprilwetters: „Hier geht es aber nicht nur um den Tausch von Pflanzen, sondern auch um das Bewusstsein, welch gewaltigen Naturschatz wir hier im Oberbergischen haben.“

Kompost und Saatgutmischungen

Für dessen Erhalt beriet der Nabu Oberberg und hielt etwa unterschiedliche Nisthilfen bereit. „Je mehr Kästen im Garten hängen, desto besser“, sagte Vorsitzende Christine Meyer-Cords. Der Nabu zeigte Kästen, die für verschiedene Meisenarten, Stare und Sperlingskäuze geeignet sind. Aber auch Haselmäuse oder Siebenschläfer würden diese Nisthilfen annehmen: „Der Siebenschläfer ist eine heimische Art, die im Oberbergischen jetzt wieder häufiger auftritt.“

Nisthilfen brauchen aber nicht nur Vögel, sondern auch Hummeln, Hornissen oder Fledermäuse, erklärte Vorstandsmitglied Claus Wittke. Durch die Kahlschlagsflächen nach dem Borkenkäfer seien viele Brutmöglichkeiten verloren gegangen. Er plädierte für „wilde Ecken“ im Garten, damit würde zahlreichen Tierarten geholfen. Igel bräuchten etwa Reisighaufen als Unterschlupf: „Manchmal ist es nicht verkehrt, wenn auch ein kleines Loch im Zaun ist.“

Marianne Frielingsdorf auf der Pflanzentauschbörse.

Marianne Frielingsdorf ist ein bekanntes Gesicht auf der Pflanzentauschbörse.

Gleich nebenan informierte Kerstin Kiani von der Bergischen Agentur für Kulturlandschaft (BAK) zum Thema Kompost. Für einen gesunden Aufbau, der auch geruchlos ist, sei eine vielfältige Mischung erforderlich und nicht nur massenweise Rasenschnitt. Wichtig sei auch Strukturmaterial mit kleinen Ästen und Grünmaterial. Kaffeefilter und Gemüsereste seien gut, nicht aber gekochte Speisereste: „Die locken beispielsweise Ratten an.“

Währenddessen durften die Kinder das Leben im Kompost unter dem Mikroskop oder in der Becherlupe untersuchen. Begeistert rief der vierjährige Hannes aus Gummersbach: „Hier ist ein Tausendfüßer.“ Kiani klärte auf, dass es sich dabei um einen Schnurfüßer handelt, der je nach Art 60 bis 80 Beine hat: „Der frisst abgestorbene Blätter und auch verwesende Tiere und macht daraus gute Gartenerde.“

Doch nicht nur der Boden, auch die Bepflanzung sei wichtig, betonte Christine Wosnitza von der Biologischen Station. Viele der kommerziell angebotenen Saatgutmischungen seien nur „pseudobienenfreundlich“, da sie oft nur einjährige und nicht unbedingt heimische Arten enthalten würden. Eine gute Wahl sei dagegen das Saatgut aus dem Leader-geförderten Projekt „Bergisches Blütenme(h)r“.

Derweil war an rund 20 Ständen der Pflanzentausch in vollem Gange. „Wir kommen jedes Jahr hier hoch“, schilderte Cornelia aus der unterhalb des Schlosses gelegenen Ortschaft Homburg-Bröl. Gemeinsam mit ihrer Freundin hatte sie einen großen Bollerwagen den Berg hinaufgezogen. Beide haben einen großen Garten und Tauschmaterial mitgebracht: „Wir haben schon verschiedene Gemüse und Kohl bekommen – besonders heiß sind wir aber auf Tomatenpflanzen.“

Matthias Wirtz-Amling und Cornelia Lösche.

Matthias Wirtz-Amling und Cornelia Lösche von der Biologischen Station Oberberg.

Doch auch bei Gudrun Barz werden die beiden Frauen fündig. Die Windeckerin ist zum zehnten Mal auf der Tauschbörse und hat vorwiegend winterharte Stauden im Angebot. Besonders stolz ist sie auf ihre zweifarbige Schwertlilie, die in blau und aubergine blüht: „Anders als die gelbe Schwertlilie am Wasser darf diese hier nicht zu feucht stehen.“

Neben Pflanzentausch und der dazugehörigen Fachsimpelei gab es ergänzend ein Vortragsprogramm im Landschaftshaus. Mit einer Lichtbildshow präsentierte Ralf Dahlheuser die Wunderwelt der Insekten im Bergischen, Carola Hoppen erläuterte, warum heimische Wildpflanzen wichtig für den Garten sind, und Kräuterpädagogin Gudrun Hieber zeigte, warum auch Wildkräuter dort hineingehören.

Rundschau abonnieren