Shai Hod dient als Reservist in Mateh Yehuda, aber eigentlich ist er Finanzinvestor. Jetzt war er zu Gast im Oberbergischen.
Reservist und InvestorBesuch aus Nümbrechts israelischer Partnergemeinde

Shai Hod (Mitte) mit seinen Kindern Lavi, Yoav und Hila am Wochenende in Nümbrecht, in der Grünanlage neben dem Parkhotel, hier mit Annegret und Michael Licht (l.) und Marion Reinecke (3.v.l.) vom Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda.
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Die Bande zwischen Nümbrecht und der israelischen Partnergemeinde Mateh Yehuda ist fest, die Freundschaft wird gelebt: Dieser Tage begrüßten Vertreter des Freundeskreises, der die Partnerschaft koordiniert, wieder Gäste aus Israel: Shai Hod hatte sich sozusagen zu einem Gegenbesuch eingefunden. Beruflich eigentlich im Finanzsektor tätig, ist er zurzeit als Reservist im Feldwebelrang mit für die Sicherung der Infrastruktur in Mateh Yehuda verantwortlich.
Ich nehme Nümbrecht als einen Ort von Zuhause und Familie wahr.
„Ich nehme Nümbrecht als einen Ort von Zuhause und Familie wahr“, erklärt er. Nach dem terroristischen Überfall am 7. Oktober 2023 hatte er in Mateh Yehuda die Nümbrechter Marion und Peter Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht-Mateh Yehuda kennengelernt. „Sie waren Teil einer kleinen Unterstützungsdelegation. Die herzliche Umarmung, die ich von ihnen und der gesamten Gemeinschaft erhielt, werde ich mein Leben lang in meinem Herzen tragen.“
Die Reise in Begleitung seiner Kinder hatte aber auch einen dienstlichen Aspekt: Im Hauptberuf ist der 46-Jährige nämlich CEO und Mitgründer der „iArgento Group“, eines Unternehmens mit Hauptsitz in Jerusalem, das insbesondere in israelische Hightech-Start Ups investiert. Als solcher möchte er eine deutsch-israelische Arbeitsinitiative voranbringen.
Reise mit dienstlichem Aspekt
„Unser Ziel ist es, moderne Technologien nach Deutschland zu bringen, deutsche Unternehmen zu gründen, Arbeitsplätze zu schaffen und Wohlstand zu fördern – für die beiden Völker, deren Schicksale durch historische Ereignisse miteinander verbunden sind“, sagt Hod. Mit örtlichen Partnern möchte er in Deutschland einen Venture-Capital-Fonds gründen, um in deutsche und israelische Projekte zu investieren „und gleichzeitig eine Gemeinschaft aufbauen, die sich der Innovation und Geschäftsentwicklung widmet“.
Auf diesem Wege würde er gerne auch in Nümbrecht und der ganzen Region mit seiner Unternehmensgruppe zu Stärkung und Wachstum beitragen. Doch momentan bindet sein Engagement in der Reserve-Einheit der israelischen Armee den größten Teil seiner Zeit.
„Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich unser Leben als Israelis völlig verändert“, schildert er. „Der barbarische, grausame und unmenschliche Angriff der Hamas und der Palästinenser aus dem Gazastreifen hat unsere Realität erschüttert.“ In den letzten zwei Jahren seien die Israelis aufgerufen gewesen, ihr Zuhause vor der Zerstörung zu verteidigen – „anders lässt sich das nicht beschreiben.“
Zunächst in Vollzeit, heute noch etwa zu 60 Prozent seiner Zeit widmet er als Oberstabsfeldwebel der Reservistentätigkeit. „Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, den Schaden für Familie und Arbeit so gering wie möglich zu halten und während eines Notfalls eine gewisse Routine zu schaffen.“
Den Alltag absichern
Seine Einheit stellt in erster Linie sicher, dass der Alltag störungsfrei ablaufen kann, etwa durch das Sichern der Strom- und Lebensmittelversorgung gegen die Bedrohungen durch Terrorzellen und Raketenangriffe aus dem Iran und dem Jemen. 30.000 Raketen seien seit dem Überfall vor zwei Jahren auf Israel abgeschossen worden, sagt Shai Hod. „In diesem Krieg hat sich die Front auf die zivile Heimatfront verlagert. Unser Verantwortungsbereich ist der Regionalrat Mateh Yehuda – ein großes und vielfältiges Gebiet mit vielen Gemeinden: Juden, Christen und Muslime; religiös und säkular; städtisch und ländlich.“
Dass es nach wie vor fast täglich Raketenangriffe aus dem Jemen und dem Iran auf Israel gibt, ist in Deutschland zuletzt etwas aus dem Bewusstsein verschwunden.
Mateh Yehuda liegt klar in Reichweite dieser Raketen, Warnsirenen sind Teil unseres täglichen Lebens geworden.
„Es ist zutiefst bedauerlich, dass die deutsche Öffentlichkeit kein vollständiges und genaues Bild von den Ereignissen erhält“, findet Shai Hod. Die Huthi-Rebellen im Jemen, unterstützt und angeleitet vom Iran, hätten bewusst beschlossen, Raketen auf den Staat Israel abzufeuern.
„Diese Angriffe zielen darauf ab, maximale Zerstörung anzurichten, unschuldige Leben zu nehmen und eine Atmosphäre der Angst zu schaffen“, sagt Hod, und ergänzt: „Mateh Yehuda liegt klar in Reichweite dieser Raketen, Warnsirenen sind Teil unseres täglichen Lebens geworden. Und trotzdem möchte ich mich mehr auf die Hoffnung konzentrieren, dass wir alle eine bessere Zukunft haben und dass Frieden und Wohlstand zu uns allen kommen.
Ein Pflänzchen der Hoffnung
Ein zartes Pflänzchen der Hoffnung gedeiht derzeit im Landkreis Mateh Yehuda in Israel, berichten Marion Reinecke vom Freundeskreis Nümbrecht – Mateh Yehuda und Shai Hod. Zu dem Landkreis gehören auch die beiden arabischen Dörfer Ein Naquba und Ein Rafa. „Dort treffen sich Schülerinnen und Schüler zum gemeinsamen Unterricht mit Gleichaltrigen von der hebräischen Schule aus demselben Landkreis“, erklärt Marion Reinecke. Der gemeinsame Unterricht, Bildung, Sport und Spiel schaffen helfen dort dabei, eine tiefgreifende Veränderung zu ermöglichen, betont sie.
Der Landkreis Mateh Yehuda ist ein Symbol dafür, dass Nachbarn sich weigern, Feinde zu sein.
„Miteinander reden, miteinander leben“ heißt das Projekt, das arabische und jüdische Kinder und Jugendliche zusammenbringt. Der Regionalrat Mateh Yehuda und Landrat Avishai Cohen haben dafür jetzt eine Auszeichnung aus den Händen des israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog entgegengenommen. „In einer bewegenden Zeremonie gab es für das verbindende Projekt den „Preis für sozialen Zusammenhalt und Hoffnung“, schildert Shai Hod. Es handle sich um einen Preis, der ausgelobt wird für Bildungsinitiativen, die Herzen verbinden, Vertrauen aufbauen und Hoffnung auf ein gemeinsames Leben wecken.
„Diese Auszeichnung gehört jedem Schüler und jeder Schülerin, die sich jede Woche dafür entscheiden, Brücken statt Mauern zu bauen“, habe Landrat Cohen bei der Preisverleihung gesagt, so Reinecke, und: „Der Landkreis Mateh Yehuda ist ein Symbol dafür, dass Nachbarn sich weigern, Feinde zu sein.“ Das Motto laute: Viele Religionen, aber ein Herz. Marion Reinecke wörtlich: „Diese einfachen, menschlichen Begegnungen bewirken tiefgreifende Veränderungen – umso bemerkenswerter in diesen schwierigen Zeiten.“