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GoldhochzeitNümbrechter Ehepaar ließ in Kasachstan alles zurück

3 min
Ein älteres Paar vor einer Hecke.

Einen Urenkel haben sie auch schon: Lilia und Alexander Zech sind seit 50 Jahren ein Paar.

Lilia und Alexander Zech haben vor 30 Jahren in Oberberg eine neue Heimat gefunden. Heute feiern sie ihr goldenes Ehejubiläum.

Mit ihren Söhnen, sechs Enkeln und einem Urenkel feiern Lilia und Alexander Zech heute ihre Goldhochzeit. Ursprünglich stammen sie aus Kasachstan, leben aber nun schon seit 30 Jahren in Nümbrecht. Ihre Wurzeln liegen in Deutschland. Der Vater des 73-Jährigen stammt aus Dresden, die Vorfahren seiner vier Jahre jüngeren Frau sind Wolgadeutsche.

Kennengelernt hat sich das Jubelpaar 1974 in ihrem damaligen Wohnort, dem Dorf Kijewka in der Region Karaganda in Kasachstan, auf der Hochzeit eines gemeinsamen Bekannten. „Da hat es aber noch nicht gleich gefunkt“, erzählt Alexander lachend. „Das kam erst später nach einigen Treffen.“ Ein Jahr darauf, am 19. Juli 1975, war die Hochzeit und das junge Paar zog zu den Eltern des Bräutigams.

Lilia hat in der Apotheke gearbeitet, Alexander war 25 Jahre lang in Kasachstan als Berufskraftfahrer bei einer Spedition tätig. „Das war nicht immer leicht“, schildert er. Die Sommer seien sehr heiß gewesen und die Winter sehr kalt: „Minus 40 oder 45 Grad waren keine Seltenheit.“ Zudem sei die dunkle Jahreszeit lang gewesen: „Ab November blieb der Schnee bis zum März liegen.“ Dieses Klima habe hohe Anforderungen an die Fahrzeugtechnik gestellt. „Wenn etwas kaputt war, dann musste ich es selbst reparieren.“

Viele Landsleute in Denklingen

Nach einem halben Jahr bei den Eltern haben sich die beiden ein Haus gekauft, mit Stall und großem Garten: „Das war dort so üblich.“ Lilia schildert, dass sie zwei Kühe und sechs Schweine hatten: „Nach der Arbeit musste ich erst einmal melken.“ Tagsüber waren die Rinder mit einem Hirten, der die Tiere mehrerer Familien betreute, auf der Weide: „Zäune gab es nicht, und so hatten wir jedes Jahr auch zwei Kälbchen.“ Daneben hatten die Zechs rund 100 Hühner, im Garten wuchsen Kartoffeln, Tomaten und Gurken: „Wir haben nichts gekauft außer Brot.“

So idyllisch es auch klingen mag, hatte das Leben dort auch seine Schattenseiten. „Die Kasachen waren gute Leute, aber die Russen haben uns als Faschisten beschimpft.“ Ihre 1976 und 1980 geborenen Söhne seien auf der Straße und in der Schule gemobbt worden. Daher habe es die deutschstämmige Bevölkerung nach dem Zerfall der Sowjetunion zurück in die Heimat ihrer Vorfahren gezogen: „Viele unserer Bekannten leben jetzt in Denklingen.“

Im Oberbergischen hat das Paar damals sofort Arbeit gefunden. Die beiden lebt im Haus ihres Sohnes Vladimir, in dessen Gerüstbaufirma der Rentner   noch mithilft: „Ich war nicht einen Tag arbeitslos. Wenn ich nur zu Hause herumsitzen müsste, würde ich sterben.“

Alexander Zech erinnert sich an eine Prophezeiung seines Vaters: „Ich erlebe das nicht mehr, aber ich bin mir sicher, dass ihr alle eines Tages nach Deutschland ziehen werdet.“ Das Jubelpaar bedauert den Umzug nicht: „Deutschland ist sehr schön. Das ist unsere Heimat.“


Was liebt sie an ihm und umgekehrt?

Lilia schätzt an ihrem Mann seine Tüchtigkeit und seinen Familiensinn: „Ich liebe es, wenn er so ausgelassen mit den Enkeln spielt.“ Für Alexander ist das offene Wesen, ihre einladende Art und ihre Gastfreundschaft besonders bedeutsam: „Der Hauptgrund für unser langes Zusammenleben aber ist Liebe.“ Beide freuen sich auf die heutige Goldhochzeitsfeier im eigenen Heim: „Da ist die ganze Familie zusammen.“