Infektionsgeschehen im OberbergischenReligionen rücken in den Fokus

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Abstand halten ist aktuell auch während des Gottesdienstes angesagt. Trotzdem rücken ebendiese im Oberbergischen Kreis in den Fokus im Hinblick auf das Infektionsgeschehen.

Oberberg – Schulen? Heime? Religionsgemeinschaften! Wenn es um Orte mit aktuell vielen Corona-Infektionen geht, werden immer wieder die Glaubensgemeinschaften genannt. Anders als an den Schulen oder bei massiven Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen tut sich der Kreis allerdings schwer damit, diese Problemzone beim Namen zu nennen. So zuletzt auch am Mittwoch im Gesundheitsausschuss: Da blieb die Kreisverwaltung in Sachen Infektionsgeschehen in Kirchen- und Glaubensgemeinschaften im Ungefähren – zumindest in öffentlicher Sitzung.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein hingegen will nichts mehr dem Zufall überlassen. Für das Wochenende kündigt er Kontrollen in allen Versammlungsstätten der Kirchen- und Glaubensgemeinschaften an: „Wir stehen mit allen Gemeinden in Verbindung. Wir haben sie aufgefordert, uns ihre Hygienekonzepte vorzulegen.“ Die überwiegende Zahl der Kontaktierten habe sich gemeldet. „Und wo das nicht der Fall ist, haken wir dann eben auch mal nach.“

Wer Gottesdienste oder Versammlungen mit Präsenz veranstaltet, muss nicht nur für den Abstand unter den Teilnehmern sorgen. Zu den Auflagen gehört auch eine vorherige Anmeldung und die Möglichkeit, die Teilnehmer im Falle einer Infektion kontaktieren zu können. „Diese Regeln“, so Helmenstein, „gelten für alle Religionen quer durch die Bank. Ganz egal ob das Katholiken, Protestanten, Freikirchen, Hindus oder Muslime sind“.

Erste Absagen für Weihnachten

Aber warum kommt es offenbar bei Religionsgemeinschaften häufiger zu Infektionen als bei den großen katholischen und evangelischen Gemeinden? Amtsärztin Dr. Birgit Will weist auf die für alle Versammlungen geltenden Corona-Vorschriften hin, sagt aber auch, dass anders als in Schulen oder Pflegeheimen der Teilnehmerkreis bei Treffen von Religionsgemeinschaften nicht fest definiert sei. Erst bei der Kontaktnachverfolgung von Infizierten könne man feststellen, dass sich der Betroffene wohl bei der Veranstaltung infiziert habe. Auch das melde man den zuständigen Kommunen. Verstöße gegen die Corona-Auflagen zu ermitteln und dagegen vorzugehen, sei deren Sache. Kreissprecher Ising setzt noch einen drauf: Nicht nur nach Anzeigen auf mögliche Ansteckungsherde, sondern bereits im Vorfeld müssten Versammlungsstätten kontrolliert werden.

Unterdessen zeichnet sich ab, dass die sich zuspitzende Lage auch bei den großen Kirchen vor Weihnachten noch mal zum Umdenken führt: die evangelische Kirchengemeinde in Gummersbach hat bereits alle Präsenzgottesdienste abgesagt – und zwar in Gummersbach, Bernberg und Steinenbrück. Am Abend traf sich die Kirchenleitung zur Krisensitzung. Im Bereich des Kirchenkreises An der Agger haben auch die Gemeinden Engelskirchen, Derschlag, Gummersbach, Marienberghausen, Im Oberen Wiehltal, Ründeroth, Waldbröl, Wiedenest und Wiehl ihre Gottesdienste für den Heiligen Abend abgesagt.

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Auch die Katholiken in der Kreismitte denken darüber noch mal nach. Kreisdechant Christoph Bersch traf sich am Freitagabend mit dem Seelsorgeteam zur digitalen Krisensitzung.

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