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KindergärtenSprecherin der oberbergischen Eltern fordert bessere Bezahlung der Erzieherinnen

Lesezeit 4 Minuten
Eine Erzieherin spielt in einer Kita mit Kindern. Im Vordergrund steht Spielzeug.

In den oberbergischen Kindergärten gab es weniger Einschränkungen als sonst in der Region. Aber auch hier fehlt es an Erzieherinnen. (Symbolbild)

In ihrer Kita sei die Lage stabil, sagt Magdalena Domanski, neue Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats. Doch mancherorts sei die Personaldecke dünn.

Magdalena Domanski (38) ist die neue Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats im Oberbergischen Kreis. Reiner Thies sprach mit der Waldbröler Sozialpädagogin über die Situation in den oberbergischen Kindertagesstätten.

In Köln gehen Eltern und Erzieherinnen auf die Straße, um gegen Unterfinanzierung und Personalmangel zu demonstrieren. Wie sieht es in Oberberg aus? Wann kam es zuletzt vor, dass Sie selbst Ihr Kind woanders unterbringen mussten?

Magdalena Domanski: Meine beiden Kinder gehen zur Ida-Wolff-Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt in Waldbröl. Dort ist die Lage derzeit stabil. Außerdem bin ich derzeit Vollzeitmama und kann die Kinder im Notfall zu Hause betreuen. Anderen fällt das schwerer. Eine Freundin muss mir immer wieder ihre Kinder anvertrauen, weil sie halbtags berufstätig ist und nicht weiß, wohin mit den Kleinen. Ihr wäre es nicht möglich, Vollzeit zu arbeiten, der Beruf muss zurückstecken. Diese Menschen fehlen dann auf dem Arbeitsmarkt.

Also mangelt es auch in Oberberg an Betreuungsangeboten?

Das Problem sehe ich eher bei den Kosten. Wir haben früher in Hamburg gelebt, dort ist die Kita vom ersten Jahr an beitragsfrei. Viele oberbergische Eltern können es sich aber nicht leisten, ihr Kind in die Kita zu geben. In der Bekanntschaft habe ich einen Fall, wo eine Mutter vorrechnet, dass sie alles Geld, das sie verdienen würde, an die Kita abgeben müsste.

Da bleibt sie dann doch lieber zu Hause, bis das Kind drei oder vier Jahre alt ist. Die Kita sollte für alle Kinder ab dem ersten Lebensjahr beitragsfrei sein, auch wenn man dann noch mehr Personal aufstocken muss. In Hamburg funktioniert es ja auch.

Porträt einer jungen Frau.

Magdalena Domanski

Im Oberbergischen Kreis waren im Kitajahr 2022/23 laut Daten von Correctiv 27 Prozent der Kitas von Einschränkungen wegen Personalmangels betroffen. Das ist der niedrigste Wert in der Region. Warum ist es bei uns weniger schlimm?

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, woran es liegt. Und ich fürchte, dass es nicht so bleibt. Wir beschäftigten uns schon mit dem Fachkräftemangel, als ich vor drei Jahren in den Beirat gewählt wurde. Die Personaldecke in den Kitas ist dünn, und es fehlt an Nachwuchs. Das liegt auch daran, dass die Ausbildung der Erzieherinnen immer weniger in den Einrichtungen stattfindet.

Wenn sie aber auswärts studieren, kommen sie oft nicht wieder. Und das liegt natürlich auch an der Bezahlung. Ich weiß aus dem Bekanntenkreis von zwei Fällen, in denen Erzieherinnen gekündigt haben, weil ihnen der Verdienst nicht reichte. Aus der Whatsapp-Gruppe des Jugendelternbeirats höre ich, dass es in einigen Kitas wegen der laufenden Corona- und Grippewelle Engpässe gibt. Da findet dann krankheitsbedingt zwei Wochen lang nur eine Notbetreuung mit verkürzten Zeiten statt. Man merkt, dass es generell an Personal fehlt.

Was kann man tun?

Durch eine bessere Entlohnung würden der Beruf und eine „Vor-Ort“-Ausbildung attraktiver. Als pädagogische Fachkraft ist man in der Kita unterbezahlt. Denn dieser Job ist hart. Bei mir zu Hause kann es mit zwei Kindern schon sehr laut werden. Die Erzieherinnen verbringen aber acht Stunden mit 20 Kindern und mehr in einem Raum, das Alter reicht von neun Monaten bis zu sechs Jahren, entsprechend unterschiedlich sind die Ansprüche.

Welche Ziele hat sich der neue Jugendamtselternbeirat gesetzt?

Wir wollen uns für die Abschaffung der Kita-Beiträge einsetzen, für weniger Schließzeiten und für eine bessere digitale Kommunikation zwischen Tagesstätte und Eltern. Weitere Themen sind beispielsweise die Harmonisierung von Schließungszeiten in den Sommerferien zwischen Kita und OGS und flexiblere Betreuungszeiten. Beim Einsatz für die Interessen der Kita-Familien können wir übrigens noch Mitstreiter gebrauchen.


Der Jugendamtselternbeirat des Oberbergischen Kreises

Der Jugendamtselternbeirat des Oberbergischen Kreises (JAEB) wird aus den Reihen der Elternbeiräte von 89 Kindertageseinrichtungen gewählt. Der JAEB unterstützt die Arbeit der örtlichen Elternbeiräte mit Informationen und vermittelt Ansprechpartner. Zu seinen Aufgaben gehört der Dialog mit dem Jugendamt und den Trägern der Jugendhilfe wie Kirchen, Awo, Johanniter und DRK. Probleme der Kitas bringt der JAEB gegenüber der Verwaltung und der Politik zur Sprache, denn er hat einen beratenden Sitz im Jugendhilfeausschuss des Kreistags und der AG § 78. Außerdem stellt er Delegierte für den Landeselternbeirat. Für Fragen und Anregungen erreichen Eltern den JAEB per Mail an jaeb.obk@gmail.com.