Am Sonntag fanden im ganzen Oberbergischen Kreis im Rahmen des „Netzwerks Kradfahrer“ zum Auftakt der Motorradsaison verstärkt Kontrollen durch die Polizei statt. Neben mehreren Stellen, an denen die Fahrzeugtechnik überprüft wurde, gab es zahlreiche Geschwindigkeitskontrollen. Ziel war, Motorradfahrer dafür zu sensibilisieren, sich an bestehende Geschwindigkeitsgebote sowie Durchfahrtsverbote zu halten und durch verstärkte polizeiliche Präsenz die Zahl von Motorradunfällen zu reduzieren.

Wir haben die Kontrollstation bei Hückeswagen am Damm der Bevertalsperre besucht und die Überprüfung der Fahrzeuge begleitet. Gleich zu Beginn wurde Tobias Könze mit seiner Suzuki herausgewunken. „Kein Problem“, meinte der Biker, denn er sei ohnehin zu „Kaffee und Knöllchen“ bei Kürten-Bechen unterwegs, um seine Maschine bei einer Tasse Kaffee checken zu lassen. Umso überraschter war der Hückeswagener, als Christian Haakenes, Spezialist bei der Polizei für technische Kontrollen, feststellte, dass die obere Gabelbrücke nicht eingetragen war.

Mängelkarte und ein Bußgeld von 70 Euro

Mit einer Mängelkarte und einem Bußgeld von 70 Euro durfte er wieder nach Hause fahren und hat nun eine Woche Zeit, entweder den Originalzustand wiederherzustellen oder für eine Eintragung in die Fahrzeugpapiere zu sorgen. Könze war verblüfft: „Ich habe das Motorrad vor acht Jahren so gekauft und war erst letzte Woche beim Tüv.“ Sonderlich sauer war er über den Abbruch seiner Sonntagstour jedoch nicht: „Es liegt doch in meinem Interesse, verkehrssicher unterwegs zu sein.“

Kritischer war es bei einem Mann aus Bochum, der den Soziussitz für seinen Sohn im Grundschulalter mit einem Spanngurt am hinteren Schutzblech seiner Harley Davidson festgebunden hatte. Der Prüfer stellte darüber hinaus einen nicht zulässigen Scheinwerfer, einen falschen Lenker sowie unzulässige Brems- und Kupplungshebel fest. Ausschlaggebend für Haakenes, die Weiterfahrt in dieser Konstellation zu untersagen, war allerdings die fehlende Abdeckung des Antriebsriemens: „Wenn ihr Sohn da mit seinem Turnschuh hineingerät, ist der Fuß ab.“

„Bei allem könnten wir ein Auge zudrücken – eine Mängelkarte wegen Erlöschens der Betriebserlaubnis bekommen Sie ohnehin – aber so fahren Sie nicht weiter“, erklärte Einsatzleiter Roy Siemens kategorisch: „Hier steht das Leben ihres Sohnes im Vordergrund.“ Glücklicherweise konnte der Bochumer eine Abholung für seinen jungen Beifahrer organisieren und solo nach Hause fahren, um die Mängel abzustellen.

Die meisten Maschinen seien allerdings unauffällig, erklärte Siemens. „Es geht uns vor allem darum, die Motorradfahrer zum Saisonauftakt zu sensibilisieren, nicht nur ihre Krafträder in Ordnung zu halten und achtsam zu fahren, sondern sich auch selbst zu schützen: „Manche sind tatsächlich in Jeans und T-Shirt ohne Sicherheitsbekleidung unterwegs.“

Präventive Maßnahmen, die für mehr Sicherheit sorgen sollen

Insgesamt sei die kreisweite Kontrolle eine von vier Aktionen, die in diesem Jahr durchgeführt werden: „Das sind präventive Maßnahmen, die dazu motivieren sollen, aufeinander Rücksicht zu nehmen.“ Wichtig dabei sei vor allem, mit den Motorradfahrern ins Gespräch zu kommen: „Fast alle haben Verständnis für die Aktion und viele bedanken sich – selbst wenn sie eine Mängelkarte bekommen haben.“

Zahlen

Bei den Kontrollen am Sonntag gab es 64 Verwarnungen mit Verwarngeld und 37 Ordnungswidrigkeitenanzeigen. Aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitungen kommt es zudem zu zwei Fahrverboten von jeweils 1 Monat sowie 2 Punkten, berichtet die Polizei. Spitzenreiter waren ein Autofahrer mit Tempo 123 bei erlaubten 70 und ein Motorrad mit Tempo 122. In einem Fall wurde die Weiterfahrt untersagt, da die Betriebserlaubnis erloschen war und eine Gefährdung bestand, bei eine Motorrad waren Reifen und Lenkergabel nicht zugelassen und in einem Fall wies ein Reifen zu wenig Profil auf.