Pooltests in OberbergGrundschulen und Gewerkschaft kritisieren neue Landesvorgaben

Lesezeit 3 Minuten
Lolli-Test_Symbol

Eine Packung mit Lolli-Tests (Symbolbild)

Oberberg – Die erst am Dienstagnachmittag vom Land bekanntgegebene Änderung des Lolli-Testverfahrens an Grundschulen traf die Heier Grundschule zur ungünstigsten Zeit. Denn bereits am Montag erhielt Rektorin Susanne Schöpf von dem für ihre Schule zuständigen Labor die Mitteilung, dass der Pooltest einer ihrer Klassen positiv ausgefallen ist – aber dass die bis dahin übliche Testung der Einzelproben nicht mehr möglich sei. „Vom Labor hieß es, dass dies wegen der Überlastung bei den PCR-Tests nicht mehr gemacht werde“, schildert Schöpf – die von dieser Entwicklung überrumpelt wurde.

Infektionszahlen in Oberberg

Am stärksten von Neuinfektionen betroffen war am Mittwoch weiter die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen. Bei ihr ist die Inzidenz (2001,0) mehr als doppelt so hoch als im Rest der Bevölkerung (981,6). Für alle Unter-20-Jährigen weist die Statistik des Landeszentrums Gesundheit eine Zahl von Neuinfektionen pro 100.000 von 1702,6 aus. (kmm)

Die Grundschule im Marienheider Zentrum musste schnell reagieren: Sie forderte die Eltern der betroffenen Klasse auf, ihre Kinder am Dienstag nicht zur Schule zu schicken. Später schickte sie die Bitte nach, mit den Kindern doch bitte zum Bürgertest zu gehen. Erst da ging die Nachricht, dass die PCR-Tests an Grundschulen eingeschränkt werden, durch die Medien. Die offizielle Mitteilung vom Schulministerium aber habe sie erst um 22.13 Uhr im E-Mail-Postfach gehabt, sagt Schöpf. Sie nennt die neue Strategie des Landes fragwürdig, dass per Pool positiv getestete Schüler nur noch mit Schnelltests und nicht mehr mit PCR-Rückstellproben überprüft werden.

Deutlicher wird da Jana Koch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Oberberg – die sich „geschockt“ zeigt: „Das hat mit ,bestmöglichem Infektionsschutz’, wie Schulministerin Gebauer ihn postuliert, nichts mehr zu tun.“ Die neuen Vorgaben würden bedeuten, dass Grundschulen nach einem positiven Poolergebnis mindestens ein positiv getestetes Kind mit einem vollen Schulbus in eine voll besetzte Klasse holen, damit es dort gemeinsam mit den Mitschülern einen Schnelltest macht, sagt Koch: „Das ist wissentliche und willentliche Gesundheitsgefährdung.“ Die GEW fordert, dass die Schüler einer positiv getesteten Klasse auch weiterhin mit PCR-Rückstellproben von geschultem Personal überprüft werden, denn „Schulen sind keine Testzentren“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Von der Änderung des Verfahrens ausgenommen sind die Förderschulen, wie die Helen-Keller-Schule in Wiehl-Oberbantenberg. Leiterin Lydia Follmann hatte in den vergangenen Woche mit der Überlastung der Labore zu kämpfen, einige Male seien die Testergebnisse erst nachts oder am nächsten Tag gekommen. Sie hofft, dass ihr Labor nun wieder pünktlicher liefert, weil es nicht mehr so viele PCR-Tests der Grundschulen bearbeiten muss.

Die Marienheider Rektorin Susanne Schöpf hofft indes, dass wenigstens die Versorgung mit den Schnelltests wie bisher funktioniert: „Aber wer weiß, wenn heute jede Grundschule im Land die höchstmögliche Anzahl an Schnelltests beim Land ordert.“ Eines sei schon jetzt klar: Sie und ihre Kollegen müssen nun noch mehr Zeit in die Tests investieren. Schöpf: „Die Lollitest-Strategie war lange Zeit vom Land beworben und gelobt worden. Jetzt hat uns die Realität eingeholt.“

Rundschau abonnieren