„Pride Week“ in OberbergAuf der Walz erlebte Theresa Amrehn ihr Coming-out

Die Autorin Theresa Amrehn machte sich 2007 als Kirchenmalerin auf Wanderschaft.
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Gummersbach – Den Abschluss der ersten oberbergischen „Pride Week“ hat am Freitagabend „Die Königin der Landstraße“ gemacht: Theresa Amrehn lockte mit der Lesung aus dem Roman über ihre Jahre als Kirchenmalerin auf der Walz Besucherinnen jeden Alters zum letzten Programmpunkt.
Die Autorin stellte mit feinem Humor Auszüge aus dem Buch vor und ließ sich vom Publikum mit Fragen über die Erlebnisse als Wandergesellin löchern. Sie plauderte amüsant über insgesamt dreieinhalb Jahre, in denen sie auf Wanderschaft in Deutschland, Spanien und England unterwegs war, und sorgte für einige Lacher und „Aha“-Momente, wenn sie Anekdoten über alte Bräuche und Sprichwörter erzählte.
Heute arbeitet Theresa Amrehn bei der Stadt Gummersbach als Gärtnerin
Die 36-Jährige arbeitet heute als Gärtnerin bei der Stadt Gummersbach, 2007 begab sich Theresa Amrehn jedoch als Kirchenmalerin auf die Wanderschaft. Dabei erlebte sie so viele skurrile und unvergessliche Momente und Begegnungen, dass sich 249 Seiten damit füllen ließen. Von ihrer „Losbring-Party“, bei der sie sich von Familie und Freunden verabschiedete und kurz darauf feierlich mit ihrem begleitenden Mentor und Altreisenden in die weite Welt aufmachte, über das „Genageltwerden“ – was bedeutet, dass das Ohrläppchen an einer Tisch- oder Thekenplatte festgenagelt und damit ein traditionelles Ohrloch gestochen wird – bis hin zur Heimkehr nach Kleinrinderfeld in Franken.
Dort kletterte sie 2011 dem Brauch folgend über das Ortsschild und ließ sich in die Arme ihrer Familie fallen. Auch von mangelnder Hygiene und Privatsphäre, Bekanntschaften beim Trampen oder Abweisungen von katholischen Pastoren, die ihr aus Angst vor Gerede keine Obdach für die Nacht geben wollten, erzählte Theresa Amrehn. All ihre Erlebnisse hielt sie mithilfe der Co-Autorinnen Henriette Dyckerhoff und Nadine Wedel in dem Buch „Die Königin der Landstraße – Meine Jahre auf der Walz“ (Piper Paperback) fest.
Einblicke in uralte Traditionen
Einen wertvollen Beitrag für die „Pride Week“ des Kreisverbandes der Caritas leistete die sesshaft gewordene Mutter zweier Töchter, die mit ihrer Lebensgefährtin das dritte Kind erwartet, nicht nur mit solchen Einblicken in uralte Traditionen und in die deutsche Handwerksgeschichte aus Sicht einer modernen Frau. In der Geschichte geht es auch um Herausforderungen, denen sie eben als junge Frau während dieser Wanderjahre gegenübersah, und um das Coming-out.
Eine zufriedene Bilanz der ersten „Pride Week“ zogen Claudia Wahle-Ruzicka und ihre Mit-Organisatorinnen. Mit einer Parade sei im kommenden Jahr zwar noch nicht zu rechnen, stellte Wahle-Ruzicka amüsiert fest, aber das Programm sei gut angenommen worden. Die zu Beginn eröffnete Ausstellung „Queere Frauen“ im „Kunstraum Markt 1“ zähle regelmäßig drei bis acht Besucherinnen.
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Auch ein Picknick im Hexenbusch von der Beratungsstelle Frauensache habe neue Gesichter gelockt. Feststehe, dass die „Pride Week“ fortgesetzt werde. In welchem Rahmen, welcher Größe und mit wessen Unterstützung: Darüber solle eine Feedbackrunde beratschlagen. „Die ,Pride Week’ ist wichtig für Oberberg, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagt Wahle-Ruzicka. Positive Resonanz habe es besonders von den Künstlerinnen gegeben und auch zwei Schulen hätten Interesse bekundet, sich mit dem Thema zu befassen. Beratungsstellen für Frauen gab es im Oberbergischen auch schon in der Vergangenheit. „Doch bei der ,Pride Week’ geht es um die Stärkung der Frauen und der queeren Gemeinschaft.“