HaftstrafeNümbrechter vermietet leerstehendes Gebäude an Cannabiszüchter

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Der 31-jährige Nümbrechter wurde für vier Jahre und neun Monate ins Gefängnis geschickt.

Bonn/Reichshof – Die Überraschung war groß, als Polizeibeamte bei Ermittlungen nach einem Mord keine Spuren zu dieser Tat fanden, aber dafür in Hilchenbach im Kreis Sieg-Wittgenstein in einer Jugendstilvilla auf eine große Cannabisplantage stießen: Sie hatten sich schlicht in der Adresse geirrt. Ins Visier der Fahnder geriet daraufhin der Besitzer der Immobilie, ein 31-Jähriger aus Nümbrecht.

Wegen Drogenhandels in großem Stil musste sich der Mann jetzt vor dem Bonner Landgericht verantworten: Die 2. Große Strafkammer schickte ihn am Dienstag für vier Jahre und neun Monaten ins Gefängnis – allerdings wegen Beihilfe zum Drogenhandel mit 54 Kilogramm Marihuana mit einem Verkaufswert von 216 000 Euro und auch wegen Beihilfe zum Besitz von weiteren 26 Kilogramm Amphetamin sowie 263 Gramm Kokain, die später in einem Lagerraum eines ehemaligen Bordells in der Gemeinde Reichshof gefunden worden waren.

„Wir können seine Einlassung nicht widerlegen“

„Wir können nicht sagen, ob er die Drogen selbst vertickt hat“, erklärte Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen im Urteil. „Wir können seine Einlassung nicht widerlegen.“ Der Angeklagte – er ist Geschäftsführer einer Immobilienfirma die Nachtclubs und Spielhallen betreibt – hatte bestritten, die Plantagen auf zwei Etagen betrieben zu haben. Er hatte aber gestanden, dass er wegen finanzieller Engpässe nach coronabedingter Schließung seiner Lokale vier Räume der baufälligen Villa für 3000 Euro monatlich an einen Drogenhändler vermietet zu haben. Er habe auch von den Plänen gewusst.

Nachdem die Plantage ausgehoben war, machte der 31-Jährige einfach weiter. Obwohl im Fokus der Polizei, überließ er dem Drogenhändler, dessen Namen der Angeklagte nicht verriet, auch die Immobilie in Reichshof für kleines Geld. Diesen Anbau entdeckten Fahnder im vergangenen Mai, nachdem sie zuvor Flugzeuge mit Wärmebildkameras über das Gebäude geschickt hatten. Allein dort wurden 938 Pflanzen beschlagnahmt.

Nach dem Urteil setzten die Richter den Haftbefehl gegen eine Kaution von 40 000 Euro außer Vollzug. Der Angeklagte wurde zwar in Handschellen abgeführt. Sein Verteidiger jedoch eilte mit einer schwarzen Aktentasche voll abgezählter Scheine zur Gerichtskasse. Am Abend war der 31-Jährige – bis zum Haftantritt – auf freiem Fuß.

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