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BrauchtumHunderte wollten in Eckenhagen Kappes kaufen

Lesezeit 3 Minuten
Kappesfest Bauernhofmuseum Eckenhagen

An den Ständen herrschte immer wieder Publikumsverkehr. Kappes war wieder sehr gefragt.

Im Eckenhagener Bauernhofmuseum hat das Kappesfest eine lange Tradition.

„Ich bin froh und glücklich, dass ich noch etwas bekommen habe“, freute sich Renate Seeger strahlend, als sie am Samstagvormittag vom Kappesfest des Eckenhagener Heimatvereins im Bauernhofmuseum kam. Für die Morsbacherin ist es eine lange Tradition, sich in der Reichshofer Ortschaft mit dem gesunden Kraut für den Winter einzudecken.

Mit zwei Eimern in der Hand und zwei Broten aus dem Holzofen unter dem Arm erzählte Seeger, dass sie gern mehr genommen hätte, doch die Menge sei begrenzt. Dafür habe sie ebenso gern in Kauf genommen, eine ganze Stunde lang anzustehen. Im Isenhardshoff hatte sich eine lange Schlange am Bonverkauf gebildet, zeitweise wandt sie sich in drei Reihen hin und wieder zurück.

Hunderte Menschen strömten zum Kappesfest herbei

Hunderte Menschen wollten das begehrte Kraut ergattern. Nebenan tauschte Kappesmeister Manfred Schöler Bons gegen einen von 600 Eimern, die am Samstag ausgegeben wurden. Aufgrund der hohen Nachfrage hatte sich der Heimatverein entschieden, die Abgabemenge in zwei Chargen einzuteilen, um nicht schon am ersten Tag des zweitägigen Museumsfestes ausverkauft zu sein.

Dieses steigt seit 1997, dem Jahr der Museumseröffnung. Markt mit regionaler Ware Diesmal, so verriet Schöler, gebe es also Jubiläumskappes: Durch die Pandemie fand das Fest nun zum 25. Mal statt. „Damals war das ein Versuch – mit nur acht Zentnern Weißkohl.“ Inzwischen habe sich die Menge auf zwei Tonnen gesteigert. Mehr sei jedoch nicht drin, betont der Kappesmeister: „Damit sind wir an unseren Grenzen angelangt.“

Zudem berichtete er, die Kohlköpfe seien vor fünf Wochen „jeschavt“, also gehobelt, worden. Nach dem Einstampfen in große Tonfässer, wobei als einzige Zugabe Salz eingestreut werde, beginnt der Kohl zu reifen. Und nach zwei Tagen setzt die Gärung ein. Dann sei es wichtig, die Oberfläche der beim Stampfen ausgetretenen Flüssigkeit stets zu kontrollieren. Schöler: „Je wärmer es ist, desto schneller verläuft die Gärung und manchmal schöpfe ich zentimeterhohen Schaum ab.“ Die Kontrolle spätestens alle zwei Tage sei enorm wichtig, damit sich keine zu dichte Oberfläche bilde: „Das Kraut muss atmen können und das gelingt am besten im Tonfass.“ In diesem Jahr habe das Kraut eine optimale Qualität: „Es ist schön knackig – wenn es zu lange gärt, wird das Kraut weich.“

Der jüngste Käufer war erst drei Jahre alt

Im Kühlschrank und im Eimer hält sich das Sauerkraut zwei Tage. Kappesmeister Schöler hat auch einen Tipp parat, wie es länger hält: „Wenn mans es sofort einfriert und am Abend vor dem Verzehr auftaut, dann schmeckt es noch nach vier Monaten so, als hätte man es frisch aus dem Eimer genommen.“

Jüngster Käufer am Samstag war vermutlich der dreijährige Matthies Köster aus Eckenhagen. In Begleitung seiner Eltern Rebecca und Andre legte er konzentriert seinen Bon auf die Theke. Mit beiden Händen trug er den Zwei-Kilogramm-Eimer: „Das habe ich Tante und Onkel versprochen – die können heute nicht.“ Derweil betonte Werner Valperz, wie gesund das Sauerkraut ist: „Es ist gut für den Magen und es fördert die Verdauung.“ Darüber hinaus sei es reich an Vitamin C: „Kappes ist herbsttypisch und er passt zu einem Heimatmuseum.“ Sebastian Diez, seit einem Jahr Geschäftsführer, freute sich über den regen Zulauf zum Kappesfest: „Es ist wichtig, das Vereinsleben aufrechtzuerhalten, und das kann am besten bei solchen Festen gezeigt werden – und es tut dem Ort gut, solche Traditionen zu pflegen.“

Der Kappes konnte jedoch nicht nur mit nach Hause genommen werden, sondern gleich an Ort und Stelle verzehrt werden – mit selbstgemachtem Kartoffelpüree zu Kasseler oder Bratwurst. Die gab es in der Remise vom Grill mit Pflaumensenf und Brötchen aus dem historischen Backes. Heizmeister Heinz Jäger verriet: „Die haben eine Salz-Pfeffer-Kruste, die macht sie so lecker.“ Abgerundet wurde das Museumsfest durch einen Markt mit regionalen Lebensmitteln, Adventsdeko und warmen Wollsachen.