Vernetzt im hohen Alter„Lia“-Initiative startet in Wildbergerhütte ein Pilotprojekt

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Das ist „Lia“: Die Initiative „Leben im Alter“ in Reichshof-Wildbergerhütte hat viele Gesichter, ältere und auch ganz junge. Ein Ziel ist es, dass Menschen jeden Alters gemeinsam am Dorfleben arbeiten und sich gegenseitig helfen.

Das ist „Lia“: Die Initiative „Leben im Alter“ in Reichshof-Wildbergerhütte hat viele Gesichter, ältere und auch ganz junge. Ein Ziel ist es, dass Menschen jeden Alters gemeinsam am Dorfleben arbeiten und sich gegenseitig helfen.

Wildbergerhütte – Die Mobilität, die Nahversorgung und nicht zuletzt das Gesundheitswesen zu stärken und auszubauen, das sind die Ziele der Initiative „Leben im Alter“ – kurz: „Lia“. Diese will die dörflichen Strukturen in Reichshof-Wildbergerhütte für die Zukunft auf Vordermann bringen. Oder wie Projektleiterin Brigitte Lorenz es ausdrückt: „Mir hann en Droom für Wildbergerhütte! – Wir haben einen Traum für Wildbergerhütte!“ Diesem Vorhaben dient das jüngst gestartete Lia-Projekt „Dorfwohnen digital“.

Das ist „Lia“

„Lia“ bedeutet „Leben im Alter“. Dabei soll es nicht um ein „Überleben“ gehen, sondern um ein Miteinander von Jung und Alt. Die Lia-Lebensform GmbH ist in den Bereichen Projektentwicklung und Gebäude-Automation tätig, sie entwickelt und unterstützt seit rund 20 Jahren Konzepte zur Quartiersentwicklung im städtischen Umfeld, zum Wohnen und Leben im Alter.

Eines ihrer Projekte ist die 2010 gegründete Lia-Initiative in Wildbergerhütte, die sich der Aufgabe widmet, neue Wege zu finden, um das Leben auf dem Land attraktiv zu gestalten. Ein Ansatz der Initiative ist die Gründung von Wohngemeinschaften mit etwa zehn Personen, deren Mitglieder untereinander vereinbaren, sich bei Bedarf gegenseitig zu unterstützen.

Ziel des Pilotprojekts „Dorfwohnen digital“ ist eine nachhaltige Stärkung der ländlichen Infrastruktur durch die Vernetzung von Bürgern, Anbietern und Dienstleistern in den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Nahversorgung.

Das Projekt wird zu gleichen Teilen durch Bundesmittel und von der Lia-Lebensform GmbH finanziert. Ausgehend von Wildbergerhütte soll es in der ganzen Gemeinde umgesetzt werden und nach der Abschlussphase auch anderen Regionen zur Verfügung stehen.

Die Organisation erfolgt durch die Lia-Initiative, die technische Umsetzung übernimmt das Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern. (kup)

Jetzt teilte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit, das es dieses Vorhaben unterstützen will, und zwar mit rund 73 000 Euro aus dem Förderprogramm „Ländliche Entwicklung“. Damit werden Projekte gefördert, die ländliche Regionen als Wohn-, Arbeits- und Lebensräume attraktiver gestalten. Zur Feier waren Freunde der Initiative und Gewerbetreibende, die ebenfalls mitmachen wollen, in die Räume der früheren Arztpraxis von Claus Stube eingeladen, um sich über den weiteren Ablauf zu informieren.

Organisationsbüro in der alten Arztpraxis

Im Oktober hat Lia dort ein Organisationsbüro eingerichtet, um „Dorfwohnen digital“ zu koordinieren. „Ich bin froh, dass für die Praxisräume so eine zukunftsweisende Verwendung gefunden werden konnte, erklärt Petra Stube (65), die Witwe des jüngst verstorbenen Landarztes. Und auch Reichshofs Bürgermeister Bürgermeister Rüdiger Gennies sagt der Initiative Hilfe zu: „Ich unterstütze gern die weiteren Aktivitäten zur Verbesserung und Vernetzung der örtlichen Strukturen über die Generationen hinweg.“

Ein Grundgedanke von Lia ist, dass betagte Menschen auf dem Land möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben, und auch dann nicht auf ein Altenheim angewiesen sind, wenn Pflege oder Betreuung erforderlich wird. Dazu werden Wohngemeinschaften gebildet, die sich nicht notwendigerweise im selben Gebäude, möglichst aber im gleichen Ort befinden sollten. Wichtig für dieses Konzept ist nach Angaben von Brigitte Lorenz eine ausreichende und funktionierende Infrastruktur zu erhalten und zu stärken. Wichtig sei dabei zudem die Integration jüngerer Menschen. „Denn ohne die Jugend können wir nicht alt werden“, sagt Lorenz.

Parallel dazu ist eine gute Vernetzung der Wohngemeinschaften untereinander und mit der örtlichen Struktur aus Gesundheitswesen, Handel, Handwerk und Verkehr unbedingt erforderlich, um die Bedürfnisse des täglichen Lebens zu befriedigen, nicht zu vereinsamen und bei Bedarf Unterstützung von Mitstreitern zu erhalten. Dafür ist in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern eine spezielle Plattform geplant, die über moderne Kommunikationsgeräte erreichbar ist.

Internet soll nur ein Werkzeug sein

Neben der Entwicklung einer App für Smartphone und Tablet und einer PC-Anwendung ruhe ein besonderer Schwerpunkt auf der Anbindung von Festnetztelefonen für Menschen, „die nicht fit sind im Netz“, schildert Lorenz. Gründungsmitglied der ersten Lia-Wohngemeinschaft ist Bernd Hennrichs (58): Er sieht auch Potenzial für die Integration von Notrufarmbändern.

Anna Thomann, Geschäftsführerin der Lia-Lebensform GmbH, hat Interessierten jetzt die einzelnen Phasen des zunächst auf drei Jahre angelegten Projekts vorgestellt: Nach reiner Erfassung der vorhandenen digitalen und persönlichen Ressourcen der Netzwerkteilnehmer ist für das kommende Frühjahr eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant, bei der sich auch das Fraunhofer-Institut mit seinen Möglichkeiten in der Hard- und Software vorstellen will. Nach der Erarbeitung des Konzepts erfolgt laut Thomann die digitale Umsetzung durch Fraunhofer – in enger Zusammenarbeit mit der Lia-Initiative.

Das letzte Projektjahr ist dann der Einrichtung und Erprobung der neuen Plattform gewidmet. „Unser Ziel ist die Vernetzung von Jung und Alt ohne zu kommerzialisieren“, betont Brigitte Lorenz. „Wir möchten die Menschen in persönlichen Kontakt bringen – dabei darf das Internet lediglich ein Werkzeug sein.“

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