Wiederbelebung am DummyWaldbröler Kreiskrankenhaus zeigt Laien wichtige Handgriffe

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Pfleger Martin Robbins (l.) und Dr. Jörg Niehüser-Saran zeigen Vanessa Tröder, wie die Herzdruckmassage funktioniert.

Pfleger Martin Robbins (l.) und Dr. Jörg Niehüser-Saran zeigen Vanessa Tröder, wie die Herzdruckmassage funktioniert.

Waldbröl – „Die Herzdruckmassage ist schon anstrengend, aber wenn ich ein Leben retten kann, ist das nicht so schlimm“, sagt Monika Clees aus Waldbröl. Während sie die „Kreislauffunktion“ des Dummys aufrechterhält, zückt ihr Mann Wolfgang das Handy für den Notruf. Beide simulieren als Team einen Notfall bei einem Verletzten mit Kreislaufstillstand. „Es ist wichtig, das auch praktisch zu üben“, sagt sie und ist froh über die Hilfestellung, ihre Hände im richtigen Winkel auf die wirksamste Stelle auf den Oberkörper der Übungspuppe zu setzen. Monika Clees hat ihren Führerschein vor mehr als 50 Jahren gemacht und ist nun dankbar, ihr damals erlerntes Wissen auffrischen zu können.

Ersten Minuten entscheiden

Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ hatte das Kreiskrankenhaus Waldbröl gemeinsam mit der Volksbank Oberberg, die ihre Räume zur Verfügung stellte, am Donnerstag während des Vieh- und Krammarktes zu einer Aktion unter dem Motto „Ein Leben retten – 100 Pro Reanimation“ eingeladen. Zahlreiche Marktbesucher nutzten die Möglichkeit, sich über Wiederbelebung zu informieren oder es gleich unter Anleitung auszuprobieren. Die Waldbrölerin Vanessa Tröder hatte vor Kurzem der Herzinfarkt ihres Vaters erschreckt: „Für die Zukunft will ich gewappnet sein.“ Dr. Jörg Niehüser-Saran, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Notfallmedizin, schilderte, dass es bundesweit täglich etwa 250 Menschen gebe, die eine Reanimation benötigen, das seien knapp 100.000 im Jahr.

Rund zwei Drittel der Unfälle oder Erkrankungen fänden in häuslichem oder beruflichem Umfeld statt. Jedoch nur 20 Prozent davon würden eine Laienreanimation erfahren, in den übrigen Fällen würde bis zum Eintreffen des Notarztes gewartet. Dabei seien die ersten Minuten entscheidend: „Nach etwa vier bis fünf Minuten steigt die Hirnschädigung exponentiell an.“ Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im hinteren Bereich der Laienreanimationsquote.

Die Angst verlieren

Am wichtigsten sei, die Angst davor zu verlieren, etwas falsch zu machen, erläuterte er: „Selbst wenn eine Reanimation nicht optimal durchgeführt wird, erhöht sie die Überlebenschancen ungemein.“ Das Prinzip sei ganz einfach: Prüfen, ob die verletzte Person ansprechbar ist oder atmet und dann den Notruf 112 wählen. Ohne Kreislauffunktion bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes die Herzdruckmassage kurz oberhalb der Brustbeinspitze durchführen – „Am besten im Takt von ,Staying Alive’, dann drückt man rund 100 Mal pro Minute“, sagte er.

Beim Notruf solle man sich auf die W-Fragen konzentrieren: Wer meldet? Was ist passiert? Wann und wo ist es geschehen? Wie viele Verletzte gibt es? Der Chefarzt schilderte, dass die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle psychologisch geschult seien, um den Anrufer in den ersten Minuten nicht allein zu lassen und beim Umgang mit dem Verletzten telefonisch bis zur Ankunft des Notarztes zu unterstützen.

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„Eine Beatmung, wie sie früher in der Fahrschule gelehrt wurde, ist gar nicht so wichtig“, erklärte er. Unabhängig von Corona habe sich diese Empfehlung geändert: „In der Lunge ist genug Restsauerstoff.“ Wichtig sei vor allem, das Blut zirkulieren zu lassen. Das funktioniere aber nur, wenn das Brustbein etwa fünf Zentimeter kräftig nach unten gedrückt werde: „Selbst wenn eine Rippe dabei bricht, darf man keine Angst bekommen und aufhören – eine gebrochene Rippe schmerzt etwa zwei bis drei Wochen – ohne Reanimation kann der Verletzte sterben.“ Niehüser-Saran erklärte, dass ähnliche Veranstaltungen zukünftig jedes Jahr stattfinden sollen, zudem sollen Trainingsmöglichkeiten in Schulen und Betrieben angeboten werden.

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