Letzte Schritte ins DigitaleAndreas Dubberke ist nun Leiter des Amtsgerichts Waldbröl

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Andreas Dubberke ist neuer Direktor des Waldbröler Amtsgerichts.

Waldbröl – Einmal in der Woche möchte er aufs E-Bike steigen und zur Arbeit strampeln. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn Andreas Dubberke lebt mit seiner Familie in Sankt Augustin, seit April aber führt ihn der Job täglich in Oberbergs Süden – nach Waldbröl und dort ins Amtsgericht. Und dazwischen liegen, je nach Strecke, 40 bis 50 Kilometer. Sagt Google.

In der Marktstadt ist der 44-Jährige zum Direktor berufen worden, zuvor war er als IT-Dezernent am Landgericht in Bonn beschäftigt. In Waldbröl hat Dubberke nun Dr. Fabian Krapoth abgelöst, der wiederum die Leitung des Bonner Amtsgerichtes übernommen hat. „Aber ich kannte Waldbröl vorher schon ein bisschen“, verrät Dubberke. „Hat mir gefallen – die Stadt, das Gericht, die Schar der Kollegen.“ Bei einer Art Schnupperpraktikum – im Amtsdeutsch heißt das „Teilabordnung“ – konnte sich der Jurist von Juli bis September im vergangenen Jahr dort schon mal umsehen. Jetzt ist es für ihn der erste Führungsposten.

Amtsgericht Waldbröl soll bis 2026 nur noch elektronisch sein

Dort setzt er fort und beendet auch, was sein Vorgänger Krapoth (59) im Oktober 2020 begonnen hatte: Die elektronische Akte soll auch in den letzten Fachbereichen des Amtsgerichts eingesetzt werden. Zuletzt waren die neu eingehenden Betreuungs- und Familienangelegenheiten dran, in der ersten Juni-Woche kommen auch alle laufenden Betreuungsverfahren hinzu. „Neu ist, dass es dann kein Nebeneinander von Papier und Digitalem mehr gibt – die neuen und auch die alten Fälle werden dann allein digital geführt“, schildert Andreas Dubberke.

Für ihn ist das alles andere als Neuland: Von Bonn aus hat er als Dezernent die Einführung dieser neuen Aktenform für den gesamten Gerichtsbezirk betreut. Und zu dem gehört eben auch das Waldbröler Gericht, das noch vor den Amtsgerichten in Rheinbach und Königswinter ein Betrieb von mittlerer Größe ist. Zehn Richter arbeiten in Waldbröl, 60 Beschäftigte insgesamt gehören zu Dubberkes Team.

Waldbröler Amtsgericht soll moderner, flexibler Arbeitgeber werden

Für alle sei die digitale Zukunft eine große Herausforderung, weiß der Leiter. Lenken wolle er nicht von oben herab, sondern auf kollegialer Augenhöhe. „Ich bin sicher, dass wir das schaffen werden“, betont er. „Aber wir müssen auch darauf achten, dass niemand in diesem großen Prozess der Umstellung zurückgelassen wird.“ Da wolle er keinen Kollegen überfordern. Bis 2026 müssen alle deutschen Gerichte rein digital arbeiten.

Ein weiteres Ziel sei es, das Waldbröler Amtsgericht zu einem modernen, flexiblen Arbeitgeber zu machen. „Da müssen wir natürlich den Spagat schaffen zwischen dem Homeoffice und der Erreichbarkeit für die Bürgerin und den Bürger.“ Denn auch ein Gericht sei heute ein Dienstleister, ein Service-Unternehmen.

Seine Berufswahl habe er übrigens nie in Frage gestellt, betont Dubberke, die Sache sei immer klar gewesen – erst Jura, dann Richter. Studiert hat er ebenfalls in Bonn, vier Jahre lang. Danach war er in Hamburg tätig, bevor Dubberke ins Rheinland und die Heimatstadt zurückgekehrt ist.

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„Ich habe mal mit der Politikwissenschaft geliebäugelt“, verrät der neue Direktor. „Aber in der Parteienlandschaft konnte ich mich nicht wiederfinden, keine Partei entsprach wirklich meinen Positionen.“ Und weil er überdies die persönliche Unabhängigkeit für das Wichtigste im Beruf halte, war ebenso klar: keine Kanzlei, sondern Richterstuhl. „Hier kann und muss man tun, was man für richtig und gerecht hält“, führt Dubberke aus.

Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit der sieben Jahre alten Tochter und dem elfjährigen Sohn. Sitzt Andreas Dubberke nicht gerade im Fahrradsattel, schwingt er den Tennisschläger. „Das Radfahren ist für mich aber der beste Weg, Entspannung zu finden“, schildert er. Mit dem Auto benötigt er für die Strecke zwischen Sankt Augustin und Waldbröl gute 45 Minuten. Und bald weiß er, wie lange er mit dem E-Bike unterwegs ist.

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