Auswege aus KlimawandelWaldbröler Ex-Bürgermeister schreibt Buch mit Sven Plöger

Lesezeit 4 Minuten
Christoph Waffenschmidt und Sven Plöger

Christoph Waffenschmidt und Sven Plöger

  • Christoph Waffenschmidt und Co-Autor Sven Plöger berichten in ihrem Buch von positiven Ansätze aus aller Welt.
  • Reiner Thies traf sich mit dem Vorstandsvorsitzenden des World-Vision-Kinderhilfswerks und früheren Waldbröler Bürgermeister auf einen Kaffee im Café Pfeil, mitten in Waffenschmidts Heimatstadt, direkt am Rand des Merkur-Geländes.
  • Es ist das Elternhaus seiner Mutter.

Sie berichten in Ihrem Buch von „hoffnungsvollen Entwicklungen“. Sehen Sie die auch hier in Waldbröl?

Meine Schwestern, die Schwiegereltern und viele Freunde leben ja hier, deshalb bin ich regelmäßig in der Heimat. Es tut sich eine Menge, und vieles knüpft übrigens an das an, was mich damals schon beschäftigt hat. Ich habe mich um einen Investor für das Merkur-Haus bemüht, und wir haben damals noch vergeblich angeregt, dass die Kaiserstraße Einbahnstraße wird. Thema meiner letzten Ratssitzung war der Aufstellungsbeschluss für Panarbora. Der Baumwipfelpfad kommt übrigens auch im Buch vor.

Haben Sie es je bereut, dass Sie den Job als Waldbröler Bürgermeister aufgegeben haben?

Damals war es ein schwieriger Schritt. Aber als die Anfrage von World Vision kam, hat das mein humanitäres Herz berührt. Seitdem ich während des Balkankriegs in den 1990er Jahren Hilfstransporte begleitet habe, beschäftigt mich das Thema. Und ich habe gerade auch von meinem Vater gelernt, dass es mehr im Leben gibt als nur die Politik. Damals vor dem Wechsel habe ich meinen väterlichen Freund, den langjährigen CDU-Landtagsabgeordneten Hans Horn, um Rat gefragt, und er hat gesagt: „Ich denke, dass das gut passen würde.“

Hoffnungsvolle Entwicklungen

„Besser machen“ (Adeo-Verlag) heißt ein neues Buch, das laut Untertitel über „hoffnungsvolle Entwicklungen und Initiativen für eine lebenswerte Zukunft“ berichtet. Der Vorstandsvorsitzende von World Vision, Christoph Waffenschmidt, hat sich dafür mehrmals mit Sven Plöger getroffen. Der fernsehprominente Meteorologe ist Mitglied des World-Visions-Kuratoriums.

Ihre gemeinsame Botschaft lautet: „Es ist nicht alles furchtbar.“ Im lockeren Gespräch erzählen die beiden von beispielhaften Projekten bei der Wiederbegrünung des Planeten, bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit, im Umweltschutz und in der Medizin. Sie erklären Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und sozialen Krisen überall in der Welt und zeigen auf, wie man selbst zu Veränderungen beitragen kann.

Christoph Waffenschmidt wurde 1969 in Waldbröl als Sohn des Parlamentarischen Staatssekretärs Horst Waffenschmidt geboren. Bereits im Alter von 22 Jahren wurde er Mitglied für die CDU im Waldbröler Stadtrat. 1999 wählten ihn die Waldbröler mit 29 Jahren zum jüngsten Bürgermeister Nordrhein-Westfalens. Nachdem er 2004 im Amt bestätigt wurde, gab Christoph Waffenschmidt 2008 diesen Posten auf und wurde Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland. (tie)

Gibt es Überschneidungen bei Ihrer alten und der heutigen Aufgabe?

Ich habe bei World Vision die Verantwortung für einen viel größeren Etat und mehr Mitarbeiter, aber es ist zunächst mal ebenfalls die Leitung einer Institution mit den üblichen administrativen Pflichten. Ich muss auch bei World Vision dicke Bretter bohren, die Projekte zu Bildung und Gesundheitsvorsorge sind auf lange Laufzeiten angelegt. Bei der Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern ist es oft hilfreich, dass ich mich als früherer Bürgermeister schon mal mit Infrastrukturthemen wie Kanalbau beschäftigt habe. Anders ist bei World Vision, dass es um menschliche Grundbedürfnisse geht, um eine Not, von der man in Waldbröl und in Oberberg weit entfernt ist.

Ist die Entwicklungsarbeit nicht oft sehr frustrierend?

Natürlich, in vielen Teilen ist es eine Sisyphos-Arbeit. Ein Blick auf die langen Linien zeigt aber Positives: Als ich vor 13 Jahren angefangen habe, starben weltweit zwölf Millionen Kinder an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria. Heute sind es fünf Millionen. Das sind noch immer wahnsinnig viele, aber eben auch deutlich weniger. Dasselbe gilt für die Müttersterblichkeit. Und diese Effekte kommen nicht von ungefähr, sondern gehen auf die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für 2015 zurück. Diese Ziele wurden zwar nicht erreicht, aber die Entwicklung ist in die richtige Richtung gegangen. Besonders in Afrika gibt es spannende Entwicklungen: Es gibt prosperierende Städte, in denen sich eine Mittelschicht bildet.

Dieser positive Blick ist auch der Grundgedanke Ihres Buchs, richtig?

Die Herausforderung des Klimawandels erhebt sich vor uns wie ein riesiger Berg. Es bringt uns aber nicht weiter, wenn wir davor erstarren. Sven und ich wollen das Problem handhabbar machen und zeigen: Wir können handeln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wie haben Sie beiden zusammengefunden?

Neben anderen prominenten Unterstützern wie Volker Schlöndorff und Philipp Rösler engagiert sich Sven Plöger schon seit vielen Jahren im Kuratorium von World Vision. Spätestens auf einer gemeinsamen Reise vor vier Jahren nach Äthiopien, von der wir auch im Buch berichten, haben wir gesehen, dass zwischen uns die Chemie stimmt. Und wir haben im Austausch gemerkt, dass man die Themen Klimaschutz und Armutsbekämpfung zusammen denken muss. Daraus entstand der Gedanke, gemeinsam ein Buch zu machen.

Das Ergebnis ist weniger eine Abhandlung als das Protokoll eines Gesprächs zwischen zwei Freunden.

Viele Sachbücher zu diesen Themen sind schwer zu lesen. Wir wollten es anders machen. Wir wollten die Leser ermutigen, im besten Sinne des Wortes.

Wie war die Resonanz bisher?

Sven ist eine Fernsehpersönlichkeit, das hat dem Buch geholfen. Wir waren schon eingeladen bei Bettina Böttingers „Kölner Treff“ im WDR-Fernsehen und treten Anfang November bei der NDR-Talksendung „DAS!“ auf. Das „Besser machen“-Buch ist zwischenzeitlich auf Platz 23 der Spiegel-Bestseller-Liste geklettert. Vielleicht mache ich mal in Waldbröl eine Lesung.

Rundschau abonnieren