Beginn der MotorradsaisonWaldbröler Anwohner fürchten neue Unfälle

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Während die Ortschaft Seifen bald Tempo 50-Schilder erhält, warten die Anwohner des Schladernrings weiter auf ein Tempolimit.

Während die Ortschaft Seifen bald Tempo 50-Schilder erhält, warten die Anwohner des Schladernrings weiter auf ein Tempolimit.

Seifen – Nur die Bewohner der Ortschaft Seifen im Waldbröler Süden können aufatmen. „Die Anordnung ist da, wir warten nur noch auf die Schilder“, sagt Jan Kiefer, Leiter der Bauverwaltung im Rathaus der Marktstadt. Und das bedeutet: Unterhalb des Friedhofs, auf der Schönenbacher Straße, gilt bald Tempo 50, vorbei sind dann die Zeiten, als sowohl Autos als auch Motorrädern mit 70 Sachen auf den Ort und den kleinen Kreisverkehr zupreschen konnten.

In den Nachbarorten Spurkenbach, Grunewald und Schönenbach indes ist die Stimmung nicht ganz so gut: Denn da wartet man immer noch darauf, dass wenigstens an gefährlichen Stellen auf der Hauptstrecke in Richtung des Rhein-Sieg-Kreises nur noch Tempo 50 gilt und damit auf der Bundesstraße 256, dem berüchtigten Schladernring, Ruhe einkehrt. „Dort fahren sie schon wieder wie die Hölle“, sagt der Schönenbacher Wastl Roth-Seefrid mit Blick auf die junge Motorradsaison. Er sitzt für die SPD im Waldbröler Stadtrat, die Fraktion fordert die Tempobeschränkung. Und geschlossen hat sich dafür im Juni vergangenen Jahres auch der Haupt- und Finanzausschuss ausgesprochen – und zwar in der Kompetenz des Rates.

Weitere Gespräche nach Ostern

So soll das neue Tempo aussehen

Die bisherigen Pläne sehen vor, dass vom Waldbröler Panarbora-Kreisel bis zur Ortschaft Grunewald Tempo 70, ab Grunewald und bis zur hinteren Ortsgrenze von Spurkenbach dann Tempo 50 gelten soll.

Von dort bis zur Kurve in Höhe des Peter-Mähler-Wegs dürfen Verkehrsteilnehmer 70 fahren während die Geschwindigkeit in den folgenden Kurven bis hinunter zum Abzweig nach Hahnenbach wiederum auf Tempo 50 begrenzt werden soll. Dahinter und bis an die Grenze des Rhein-Sieg-Kreises soll das Höchsttempo erneut bei 70 liegen.

Die Forderungen nach einem Tempolimit sind inzwischen 17 Jahre alt. (höh)

Gekommen ist das neue Tempo noch nicht, damit gerechnet hatte Waldbröl im Frühjahr. Nach Ostern, so kündigt Iris Trespe, Sprecherin des Oberbergischen Kreises, an, werde es weitere Gespräche mit den beteiligten Behörden, der Stadtverwaltung und Vertretern des Rhein-Sieg-Kreises geben. „Einen Termin haben wir aber noch nicht.“ Jedoch, so Trespe, halte der Landesbetrieb Straßenbau an seinem Vorhaben fest, nur für Motorradfahrer das Tempo zu drosseln – und zwar auf 70, in gefährlichen Kurven auf 50.

Das bestätigt Reiner Herzog vom Landesbetrieb auf Nachfrage dieser Zeitung: „Wir wollen das Limit nur für Motorräder, weil sich allein die Unfälle mit Motorrädern häufen.“ Jedoch führe der Landesbetrieb nur Beschlüsse und Anordnungen aus, selbst entscheiden dürfe er nicht. Das letzte Wort habe der Oberbergische Kreis.

16-Jähriger verunglückt

Beispiele lieferten just in der vergangenen Woche ein 16-Jähriger aus Altenkirchen, der nach Angaben der Polizeibehörde Rhein-Sieg mit einem Kleinkradrad verunglückte, sowie ein 47-Jähriger aus Gelsenkirchen, der in einer scharfen Kurve in Höhe der Ortschaft Spurkenbach die Kontrolle über seine Maschine verloren hatte. „Er merkte, dass das nicht passt“, zitiert Michael Tietze, Polizeisprecher in Gummersbach, den Unfallbericht seiner Kollegen. „Wahrscheinlich hat sich der Fahrer überschätzt und seine Geschwindigkeit nicht der Straße angepasst“, mutmaßt Tietze. Dafür, dass der Jugendliche auf seinem Moped für die Strecke zu schnell gewesen könnte, gebe es aber keine Hinweise, betont der Siegburger Polizeisprecher Stefan Birk. Der 16-Jährige sei aus einer gestreckten Kurve getragen worden, dann auf dem grünen Seitenstreifen gelandet.

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Während der Jugendliche aus Altenkirchen stürzte und in die Leitplanke schlitterte, prallte der Biker mit seinem Fahrzeug gegen den Kleinwagen einer 43-Jährigen aus Oberirsen (Landkreis Altenkirchen). Beide Männer trugen leichte Verletzungen davon. Vor allem der Unfall des Gelsenkircheners sei typisch für den Beginn der Zweiradsaison, urteilt Tietze. „Mancher überschätzt seine Fähigkeiten und vergisst, dass ein Motorrad eben keine Knautschzone hat.“

Auch Anwohner Roth-Seefrid erkennt ein Muster: „Zu Beginn jeder neuen Saison müssen sich Biker erst wieder an ihre Maschine gewöhnen. Und Autofahrer daran, dass wieder Biker unterwegs sind.“ Jetzt wollen sich Wastl Roth-Seefrid und die SPD erneut per Antrag an die Politik wenden, um Druck zu erzeugen. Denn der Sozialdemokrat ahnt: „Jetzt wird der Asphalt wieder bunt.“ Verständnis für die „Knieschleifer“, waghalsig fahrende Biker, hat man im Süden Waldbröls lange nicht mehr.

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