Fast 40 Straftaten stehen in der AnklageWaldbröler sieht sich als das wahre Opfer

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Justizbeamter im Gericht

Ein Justizbeamter in einem Gericht (Symbolbild)

Waldbröl – So viele Fäkalausdrücke der alleruntersten Schublade muss ein Staatsanwalt wohl äußerst selten rezitieren. Dem Staatsanwalt blieb jedoch nichts anderes übrig, als die annähernd 40 angeklagten Einzelstraftaten von Beleidigung, Bedrohung, Misshandlung oder Widerstand eines 32-jährigen Waldbrölers vor dem Amtsgericht Waldbröl konkret zu benennen.

Geschlagene 20 Minuten benötigte der Jurist für die Verlesung, die von dem angeklagten Russlanddeutschen relativ emotionslos und hin und wieder mit leichtem Kopfschütteln zur Kenntnis genommen wurde. Am Ende jedoch stritt dieser sämtliche ihm zur Last gelegten Straftaten ab, er sei das Opfer, er sei beleidigt und bedroht worden. So blieb dem Vorsitzenden Richter René Dabers nichts anderes übrig, als die Verhandlung, für die zunächst keine Zeugen vorgesehen waren, abzubrechen und in naher Zukunft einen Prozess mit mehreren Zeugen anzusetzen.

Da der 32-Jährige zudem mit den gesamten Straftaten gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll, steht zudem der Antrag der Staatsanwaltschaft auf Widerrufung der Bewährung und Anordnung von Haft im Raum. Die Liste der jetzt im Raum stehenden Straftaten reicht vom Treten gegen vorbeifahrende Autos über unflätigste Beleidigungen von Passanten bis hin zum Widerstand gegen Polizeibeamte, die er auch noch angespuckt haben soll. Immer wieder im Fokus: ein türkischer Geschäftsmann aus Waldbröl, dem der Angeklagte in mindestens zwei Fällen Morddrohungen an den Kopf geworfen haben soll, jeweils begleitet von einem in seiner Vielfalt jedoch recht eingeschränkten aber wortgewaltigen Fundus an vulgärsten Ausdrücken.

„Der hat mich bedroht, nicht umgekehrt.“

Dass er dem Türken einmal quer über die Kaiserstraße mit „Heil Hitler“ -Ausruf und Heben des Armes begegnet sein soll, bestritt der 32-Jährige vehement: „Warum hätte ich das tun sollen? Ich bin doch kein Faschist.“

Nein, im Gegenteil, er sei immer wieder beschimpft, beleidigt und körperlich bedroht worden. Was ihm vorgeworfen werde, sei in Wahrheit ihm angetan worden. „Der hat mich bedroht, nicht umgekehrt.“ Mehrfach habe er den Geschäftsmann auch schon angezeigt, doch diese Anzeigen würden einfach unter den Tisch gekehrt. Und, dass er gegen vorbeifahrende Autos getreten haben soll, sei „vollkommener Quatsch.“

Die Fotos, die die vermeintlich Geschädigten von ihm angeblich gemacht haben wollten, würde er doch gerne einmal sehen. Wann der Prozess in größerer Runde stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest.

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