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Ausflugsziel und FreizeitattraktionPanarbora – die Geschichte einer Idee aus Waldbröl

7 min
Blick vom hölzernen Aussichtsturm auf den Empfangspavillon des Waldbröler Naturerlebnisparks Panarbora: Das Ausflugshziel mit Jugendherberge wird im September zehn Jahre alt.

Blick vom hölzernen Aussichtsturm auf den Empfangspavillon des Waldbröler Naturerlebnisparks Panarbora: Das Ausflugshziel mit Jugendherberge wird im September zehn Jahre alt.

Am Samstag, 13. September 2025, feiert der Naturerlebnispark auf dem Nutscheid-Höhenzug sein Zehnjähriges. Wir schauen tief in die Historie.

Eine Zahnradbahn? Gibt es nicht. Und einen Sessellift? Auch der surrt noch immer nicht dem Nutscheid-Höhenzug entgegen. Immerhin, eine Bimmelbahn aus dem Fuhrpark des Waldbröler Originals und Busunternehmers „Priemchen“ (Gerhard) Wirths (verstorben im April 2021) nimmt 2016 Fahrt auf, um Besucherinnen und Besucher von Waldbröls Mitte hinauf zum Naturerlebnispark Panarbora zu chauffieren – heute ist dieser Service aber längst Geschichte. Wie eben auch so manche kuriose Idee rund um das Ausflugsziel am Rande von Waldbröl. Das wird im September zehn Jahre alt, gefeiert wird das Bestehen am Samstag, 13. September, mit einem Sommerfest.

Die Planungen für diesen Park und wie man ihn schließlich erreichen soll, beginnen indes lange vor dem Eröffnungsjahr 2015 – und auch die Ideen, das einstige Gelände einer Militärkaserne mit einer Größe von etwa acht Hektar touristisch zu nutzen, sind sehr viel älter als der Park, der sich heute in der alleinigen Obhut des Landesverbandes Rheinland im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) befindet. Denn Betten buchen, das können Gäste mit Herbergsausweis dort oben auch.

Auf einer Länge von 1635 Metern windet sich der Baumwipfelpfad vom Naturerlebnispark Panarbora durch bergisches Grün. Heute sind die Bäume so hoch, dass man den Pfad selbst vom Podest des Aussichtsturmes kaum noch erkennen kann.

Auf einer Länge von 1635 Metern windet sich der Baumwipfelpfad vom Naturerlebnispark Panarbora durch bergisches Grün. Heute sind die Bäume so hoch, dass man den Pfad selbst vom Podest des Aussichtsturmes kaum noch erkennen kann.

Vier Bürgerversammlungen und Informationsabende in der Aula des Hollenberg-Gymnasiums, Workshops und Ideenschmieden im bayrischen „Wirtshaus am Kreisl“ (später „Athos“): Die Marktstadt freut sich auf den geplanten Naturerlebnispark und möchte bei der Gestaltung mehr als nur ein Wörtchen mitreden. Die Beteiligung an solchen Veranstaltungen ist jedenfalls rege. Oft enden sie erst in der Nacht, hunderte von Vorschlägen landen auf Pinnwänden und Papieren.

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Eines jedoch können die Verantwortlichen um den damaligen Panarbora-Chef und Touristiker Steffen Müller aus Esslingen, heute Leiter des Kreis-Kulturamts, lange Zeit nicht: Einen Termin für die Eröffnung nennen.

Die Geschichte des Waldbröler Naturerlebnisparks beginnt mit der Idee von zwei Männern

Tatsächlich beginnt die Geschichte eines Natur(erlebnis)parks auf dem Nutscheid-Höhenzug schon im Jahr 2007: Die beiden Waldbröler Olaf Wirths, später Brauerei-Betreiber in Cottbus, und Sven Schuh, heute Vorsitzender von Outdoor Oberberg, stellen beim Regional-Workshop „Erlebnis NRW“ in Lindlar ihr Konzept für ein solches Gelände vor. Sie sprechen bereits von einem Baumwipfelpfad und Herbergsbetten in luftiger Höhe, in Baumhäusern zum Beispiel. Ein Tagungshaus und einen Campingplatz sehen sie ebenfalls auf dem Gelände – Größe: rund sechs Hektar, Kosten: etwa 6,5 Millionen Euro.

Im Dezember 2009 steigt schließlich das Jugendherbergswerk als Betreiber ein, Mitte 2012 soll die Eröffnung gefeiert werden. Im November 2011 beginnt der Abbruch der maroden Kasernengebäude, zuvor sind darin deutsche Soldaten stationiert, aber auch eine Gruppe amerikanischer Streitkräfte ist dort eine gewisse Zeit noch ansässig.

Die Eröffnung findet 2012 aber doch nicht statt und wird auf 2013 verschoben. Da aber kommt Panarbora wenigstens zum heutigen Namen: Pan steht als griechischer Gott des Waldes und der Natur ebenso Pate wie die Vorsilbe „Pan“. Sie bedeutet so viel wie „allübergreifend“. Und auf Latein bedeutet „Arbor“ Baum. Das alte Rom trifft auf Griechenland, fertig ist „Panarbora“.

Im Mai 2016 hängen in Waldbröl die letzten Unterkünfte am Haken eines Spezialkrans: Die Jugendherberge im Naturerlebnispark Panarbora bekommt das hölzerne Baumhaus-Dorf.

Im Mai 2016 hängen in Waldbröl die letzten Unterkünfte am Haken eines Spezialkrans: Die Jugendherberge im Naturerlebnispark Panarbora bekommt das hölzerne Baumhaus-Dorf.

Zumindest auf dem Papier, denn endlich gebaut wird erst ab März 2013. Ende jenes Monats übernimmt das DJH „nach einvernehmlicher Trennung“ (laut Mitteilung) das gesamte Vorhaben von der gemeinnützigen GmbH Naturerlebnis Nutscheid, die Olaf Wirths 2008 gegründet hat. Inzwischen kostet das Projekt fast 14 Millionen Euro. Und das erlebt so manche Verzögerung: Die (geschützte) Rote Waldameise muss im Laufe der Bauarbeiten umgesiedelt, eine fünf Zentner schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden, Probleme gibt es auch mit den beteiligten Bauunternehmen.

Seit der Eröffnung ist die Waldbröler Freizeitattraktion auch Destination für Gruppen aus dem Ausland

Mit einem großen Fest wird der Naturerlebnispark am 15. September 2015 eröffnet, zuvor gibt es einen Festakt für geladene Gäste. Da ist der DJH-Landesverband bereits alleiniger Eigentümer, die Stadt Waldbröl und der Oberbergische Kreis haben sich aus der gGmbH verabschiedet – und Garrelt Duin, Landesminister unter anderem für Wirtschaft, sagt seine Reise prompt ab.

Seither aber ist Panarbora eine der beliebtesten Destinationen in Oberberg, Station von Gruppen aus aller Welt und Schauplatz unterschiedlichester Spektakel: Im Juli 2019 ist der Park etwa Ziel der „Größten Klassenfahrt der Geschichte“: 611 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte feiern das 50-jährige Bestehen des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Waltrop (Ruhrgebiet). Im vergangenen Mai erst ist die „Piratemania“ gestiegen, eines der europaweit größten Geocacher-Treffen, mit fast 1300 Teilnehmenden und einem Ehrengast vom Geocacher-Hauptquartier in der amerikanischen Großstadt Seattle. Ebenfalls zu Gast ist auch Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Und im April vergangenen Jahres hat Peter Anthony Konrad aus Siegen-Eiserfeld einen kuriosen Weltrekord aufgestellt im Turm-rauf-und-wieder-runterlaufen.


Drei Fragen an: Panarbora-Chef Kevin Deppe

Am 15. Januar 2020 hat Kevin Deppe, gelernter Koch und Absolvent eines dualen Studiums im Gastromanagement, die Leitung von Panarbora übernommen. Redakteur Jens Höhner sprach mit dem heute 34-Jährigen.

Damals waren Sie schon der vierte Chef in kurzer Zeit, kurz nach Ihrem Antritt schlug dann Corona zu – wie haben Sie das alles erlebt?

Kevin Deppe: Das war sehr schwer damals. Kaum war ich da, musste ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Danach haben wir alles nur Mögliche getan, um wieder zu öffnen. Ich bin in Waldbröl sehr gut aufgenommen worden und auf ein sehr gut eingespieltes Team gestoßen – von der Rezeption über die Jugendherberge bis in die Küche und den Park.

Seit Januar 2020 leitet Kevin Deppe (34) in Waldbröl den Naturerlebnispark Panarbora und die Jugendherberge auf dem Gelände.

Seit Januar 2020 leitet Kevin Deppe (34) in Waldbröl den Naturerlebnispark Panarbora und die Jugendherberge auf dem Gelände.

Wo sehen Sie Panarbora in den kommenden zehn Jahren?

Deppe: Der Park wird sich verändern, wir planen neue Attraktionen, verraten kann ich leider noch nichts. Und auch Aktionen wie den Papierflieger-Weitwurf vom Turm wollen wir weiterhin anbieten, ebenso das Bogenschießen. Zuletzt haben wir Pittpatt-Tische neu aufgestellt. Wie sich der Park drumherum verändert, das wird sich noch zeigen. Wir schauen, ob und wie wir die Vegetation dem sich verändernden Klima anpassen müssen, zum Beispiel.

Was haben Sie in Ihrer Zeit gelernt?

Deppe: Dass kein Tag ist wie der andere, dass wenig genau so läuft, wie man es geplant hat. Man muss flexibel sein – auf die Gäste ebenso reagieren wie auf das Wetter, das ist für uns der größte Knackpunkt. Ich habe das Improvisieren gelernt.


Service und Zahlen zum Naturerlebnispark Panarbora in Waldbröl

Der Naturerlebnispark Panarbora ist 80.000 Quadratmeter groß, der Baumwipfelpfad misst 1635 Meter. Der hölzerne Aussichtsturm ragt 40 Meter über dem Nutscheid-Höhezug in den Himmel, die Plattform ist auf einer Höhe von 34 Metern.

Insgesamt 37 Wohneinheiten mit 176 Betten bietet die Jugendherberge. Drei Erlebnisdörfer gibt es – Asien, Südamerika und Afrika – sowie ein Gäste- und Familienhaus. Als letzte Unterkünfte sind im Mai 2016 die hölzernen Baumhäuser hinzugekommen. Zunächst sind es fünf, später dann sechs.

Nach Angaben des DJH-Landesverbandes haben seit der Eröffnung nahezu 209.000 Gäste ein Bett gebucht in der Herberge, für dieses Jahr gibt es fast 25.000 Reservierungen (Stand August). Mehr als 20.000 sind es seit 2020 immer. Eine Ausnahme waren natürlich die Corona-Jahre. Stärkstes Jahr bisher war 2024 mit 25.530 Übernachtungen.

Das gilt auch für Tagesbesucherinnen und Tagesbesucher: Seit der Eröffnung kamen rund 794.000 Gäste. In diesem Jahr sind es bisher mehr als 35.400 (Stand Juli). Ansonsten verzeichnet der Park stets zwischen 70.000 und 80.000 Tagesgäste pro Jahr. Das stärkste Jahr war indes 2016 mit 115.729 Gästen.

40 Menschen haben zurzeit ihren Arbeitsplatz an der Nutscheidstraße in unterschiedlicher Anstellung. Einen Ausbildungsplatz gibt es, zwei Mitarbeitende mit Einschränkungen von „Bilden. Wirken. Oberberg.“, den Behindertenwerkstätten mit Sitz in Wiehl, sowie neun FSJ-ler.

Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen am Samstag, 13. September, mit einem Sommerfest. Vorab gibt es einen Empfang für geladene Gäste des Jugendherbergswerks. Das Fest steigt von 11 bis etwa 17 Uhr, der Eintritt kostet fünf Euro. Zum Programm gehören geführte Touren über den Baumwipfelpfad, Hüpfburgen und Spielstätten für Kinder, touristisch Wissenswertes rund um die Region und Geheimtipps für Wanderlustige, Baumklettern, Bogenschießen und Zaubershows.

www.panarbora.de