Rechten Kontra gebenGemeinde Kotthausen klärte über Fremdenfeindlichkeit auf

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Rechte Nazis

Symbolbild

Kotthausen – Wer Christ ist, dürfe nicht die AfD wählen oder rechte Gruppen unterstützen. Der evangelische Pfarrer Matthias Schippel aus Waldbröl rief bei seinem Vortrag in der Kirchengemeinde Kotthausen dazu auf, fremdenfeindlichen Parolen entgegenzutreten: Christen müssten das Gespräch mit AfD-Wählern, Identitären, Reichsbürgern und anderen Rechtsgesinnten suchen. Gelegenheit dazu erhielten die Zuhörer unerwartet schnell.

Zum Männerabend hatte Wolfgang Wewer, Pfarrer im Ruhestand, am Dienstag mehr als 30 Zuhörer im Gemeindehaus begrüßt – unter ihnen knapp die Hälfte Frauen. Denn „Argumente von rechts“, so war der Abend überschrieben, gingen schließlich alle an. Wewer stellte ein Bibelzitat an den Beginn des Vortrags. Im dritten Buch Mose heißt es: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst. . .“

Schippel, der für den Kirchenkreis An der Agger im oberbergischen Netzwerk gegen Rechts sitzt, knüpfte daran an und erinnerte mit Blick auf die Nazi-Vergangenheit besonders im Kreissüden an die besondere Verantwortung der Oberberger: „Hier hat der Nationalsozialismus eine besondere Rolle gespielt.“

Christen hätten aber noch einen weiteren guten Grund, sich gegen Rechts zu stellen – sie selbst nämlich sind neben Juden, Muslimen und Ausländern im Fadenkreuz von AfD und anderen.

„Die Kirche muss klar Stellung beziehen“

Schippel gab einen Überblick, welche Gruppierungen in Deutschland aktiv sind: Neben Parteien wie AfD und NPD sowie Kameradschaften nannte er die Identitäre Bewegung. Im Zentrum ihres Gedankenguts stehe der „Große Austausch“, erklärte Schippel: „Die behaupten, dass die deutsche Bevölkerung von einer nicht-europäischen ersetzt werden soll.“

Besonders die Identitären hätten großen Zulauf von jungen Menschen, so Schippel. Deshalb sei es wichtig, das Thema Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in der Jugendarbeit der Gemeinden aufzugreifen. Überhaupt müsse die Kirche klar Stellung gegen rechte Tendenzen beziehen.

Der Zulauf, den rechten Parteien und Gruppierungen erlebten, sei vor allem Symptom für ein ganz anderes Problem, erklärte Schippel: den kontinuierlichen Sozialabbau, die Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich.

Nach dem Vortrag entspann sich eine Diskussion – in der sich auch zwei Männer zu Wort meldeten, die unverblümt ihre kritische Sicht auf Asylsuchende schilderten. Am Ende des Abends musste auch Wolfgang Wewer festhalten: Rechtsgesinnten mit Argumenten beizukommen, gestaltet sich schwierig. Doch den Mund zu halten, sei keine Option.

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