Spenden was Kinder brauchenWaldbröler Mütter helfen Familien in Not

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Waldbröl – Der Notruf ging auf dem Handy ein: Eine Familie brauchte dringend Kinderkleidung und einen Buggy und konnte die Sachen nicht selbst abholen. Schnell war alles ins Auto gepackt und abgeliefert. „Hinterher hab ich im Auto gesessen und geweint angesichts der schweren Schicksalsschläge die diese Familie getroffen hat“, gesteht Tina Engelbert. „Man regt sich schnell über alles Mögliche auf, und dann fährt man weg und denkt sich, uns geht es doch gut, und es ist so leicht, anderen einen Teil ihrer Last zu nehmen.“

Große Not bei vielen Kindern

In solchen Momenten ist die 38-Jährige froh, dass sie an ihrer Idee festgehalten hat, für Familien in Not ehrenamtlich mit gespendeter Kinderkleidung, Kinderautositzen, Kinderwagen zu helfen – alles Dinge, die für manche zu teuer sind. „Das fiel mir schon in den Krabbelgruppen auf, wie groß die Not bei manchen Kindern ist“, erzählt die alleinerziehende Mutter von zwei Jungs, zwei und sechs Jahre alt. „Auf der anderen Seite gibt es Leute, die werfen fast neue Sachen weg. Ich dachte, da muss sich doch nur einer hinstellen und was tun.“

Tina Engelbert hat gemeinsam mit anderen Müttern die „Südkreissterne“ ins Leben gerufen.

Tina Engelbert hat gemeinsam mit anderen Müttern die „Südkreissterne“ ins Leben gerufen.

Doch damit stand sie erst mal allein, „Freunde und Bekannte meinten, es gäbe doch Sozialkaufhäuser.“ Dabei wisse sie selbst, wie es ist, mit wenig Geld auskommen zu müssen. „Wenn dann die Waschmaschine kaputt geht, ist das ein Riesenproblem.“

2018 traf sie beim Waffelbacken zugunsten des Waldbröler Jugendzentrums Eva Dusella, Sabine Wiesenborn und Bettina Becker-Lang, die sich spontan für Tina Engelberts Idee begeisterten. Seitdem bringen die vier Mütter als „Südkreissterne“ Licht ins Leben anderer Familien. Schnell war das Lager, das ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde, gefüllt. „Wir sind kein Verein, weil wir mit Bürokratie nichts zu tun haben wollen, und wir können sicher sein, dass Spender und Empfänger anonym bleiben.“ Denn die Scham von Hilfsbedürftigen sei manchmal so groß, dass sie nicht in einem Sozialkaufhaus gesehen werden wollten.

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Der Kontakt erfolgt über Facebook oder über ein Notrufhandy, so kann auch gezielt nach einem Bettchen oder Kleidung in einer bestimmten Größe gesucht werden, „das klappt eigentlich immer innerhalb von 24 Stunden“.

Corona-Pandemie führt zu deutlich mehr Anfragen

Wichtig ist es ihr, ihren Kindern vorzuleben, „dass nicht jeder so viel Glück hat wie wir“, dass die Kinder den Wert von Dingen schätzen lernen. Dass auch Wünsche nicht sofort erfüllt und Lebensmittel nicht einfach weggeworfen werden.

Seit der Corona-Pandemie häufen sich die Anfragen, die Südkreissterne haben viel zu tun. Manchmal, gesteht die berufstätige Mutter, drohe ihr alles über den Kopf zu wachsen, etwa wenn die eigenen Kinder krank sind. Aber dann unterstützen sie und die drei anderen einander. „Es gibt zur Zeit so viel Negatives, so viel Anspannung und Egoismus, da ist es toll zu sehen, wie sozial manche Menschen sind“ – und sie erzählt von der jungen Mutter, die ein paar nagelneue Fußballschuhe für ein Kind kaufte, dass so gern Fußball spielen wollte.

Geld, da sind die vier Mütter sich sicher, soll bei den Südkreissternen außen vor bleiben. „Wir freuen uns, wenn mal jemand Plastikkisten mit Deckel spendet oder 100 Flyer drucken lässt, und wenn wir mal was kaufen müssen, dann betrachten wir es als unser Hobby. Dafür gibt man ja auch Geld aus eigener Tasche aus!“ Kontakt über Handy 0151 / 10 02 78 36. (ms)

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