Nistkästen gereinigtWaldbröler Nabu macht’s den Mauerseglern gemütlich

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Hans Krämer und Joachim Müsse stehen im Korb der Drehleiter und reinigen einen Mauersegler-Nistkasten.

Für die Rückkehrer aus den Winterquartieren haben Hans Krämer (l.) und Joachim Müsse die Nistkästen gereinigt.

Festen Boden haben Mauersegler nur beim Brüten unter den Füßen. Dafür wurden in Waldbröl jetzt ihre Nistkästen gereinigt.

Hans Krämer von der Nabu-Ortsgruppe steigt in Waldbröl in den Korb der Feuerwehrdrehleiter, „bewaffnet“ hat er sich mit einem Kratzer und einem kleinen Handbesen. Begleitet wird er von Joachim Müsse, ebenfalls vom Nabu, aber auch von der Feuerwehr. Er hat einen großen Müllsack mitgebracht. Die beiden haben sich am vergangenen Samstag vorgenommen, die Nistkästen der Mauersegler zu reinigen.

Mauersegler jagen, trinken und schlafen in der Luft. Dazu steigen sie in Höhen von mehr als 3000 Metern.
Reiner Stegemann

Jürgen Weber vom Löschzug Stadt steuert die Drehleiter und fährt die Männer zu dem Dachüberstand des Bürgerhauses. Dort ist eine Dreierkombi als Nisthilfe für die kleinen Flugkünstler angebracht, die in der nächsten Zeit aus ihrem Winterquartier zurückkehren werden.

Die Kästen sind vollgestopft mit Nistmaterial, das entfernt wird. „Mauersegler brüten auf dem nackten Boden“, erläutert Müsse. Am Ende sind alle drei wieder einsatzbereit und Krämer schüttelt den Kopf: „In einem haben wir sogar einen toten Vogel gefunden, aber der war nicht mehr zu identifizieren.“

Anfang Mai kommen die Vögel aus Afrika zurück

Der Ortsgruppenvorsitzende Reiner Stegemann erklärt, dass die Mauersegler in der ersten Maiwoche aus Afrika zurückkehren: „Da kann man die Uhr nach stellen.“ Es sei wichtig, die Nistkästen erst kurz vorher zu reinigen, damit sie nicht von anderen Vögeln, etwa Spatzen, belegt werden. Ursprünglich seien die Mauersegler Felsenbrüter, hätten als Kulturfolger des Menschen aber auch Wohnhäuser und andere Gebäude als Ersatzfelsen angenommen: „Allerdings leiden die Mauersegler wie auch andere Gebäudebrüter unter akuter Wohnungsnot.“

Neubauten und energetische Modernisierungen ließen kaum noch Hohlräume in Gebäuden zu. Daher habe die Waldbröler Nabu-Gruppe in den vergangenen 20 Jahren versucht, dieses Problem zu beheben, indem bei Gebäudeeinrüstungen die Besitzer auf die Anbringung eines Nistkastens angesprochen wurden. Stegemann ist dankbar für die Unterstützung durch die Feuerwehr, da die meist in großer Höhe angebrachten Kästen sonst kaum zu erreichen wären.

Sogar die Paarung erledigen die Mauersegler fliegend

„Mauersegler sind faszinierende Vögel“, sagt der Nabu-Mann. Er schildert, dass die Luftakrobaten mit den schrillen Rufen nur beim Brüten festen Boden unter den Füßen haben: „Mauersegler jagen, trinken und schlafen in der Luft. Dazu steigen sie in Höhen von mehr als 3000 Metern. Sie ernähren sich von Insekten und Luftplankton und trinken Wassertropfen aus den Wolken oder im flachen Gleitflug aus Gewässern.“ Stegemann: „Selbst die Paarung erfolgt in der Luft.“

Eine Besonderheit gäbe es bei schlechtem Wetter: „Dann ziehen die Elterntiere in Gebiete mit günstigeren Bedingungen und lassen ihre Jungtiere hier zurück.“ Diese fielen dann in eine Hungerstarre, wobei ihre Atem- und Herzfrequenz absinkt und weniger Energie verbraucht wird. So könnten die jungen Mauersegler auch ohne Nahrung mehrere Tage bis zur Rückkehr der Eltern überleben.

Nach gut zwei Stunden waren alle 25 Kästen gereinigt. Alle bis auf zwei, denn da hatten sich schon ein Kohlmeisen- und ein Sperlingspärchen häuslich eingerichtet und auch schon Eier gelegt: „Die haben wir natürlich in Ruhe gelassen.“

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