Zahl sinkt dramatischStadt Waldbröl stellt Krähen für drei Jahre unter Schutz

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Die Saatkrähen im  Königsbornpark werden nicht durch den Bau von Mehrfamilienhäusern gestört: Der Kreis hat die immer kleiner werdende Kolonie für  drei Jahre unter Schutz gestellt.

  • Der Kreistag Waldbröl hat sich einstimmig für den den Schutz der Saatkrähenkolonie im Königsbornpark entschieden.
  • Besonders das Kreiskrankenhaus Waldbröl hatte sich dagegen gewehrt. Teile des neuen Schutzgebietes sollten nämlich an einen Wohnungsbauinvestor verkauft werden.
  • Wie es zu dem starken Rückgang der Krähen kommen konnte kann sich auch ein Ornitologe nicht erklären.

Waldbröl – Einstimmig hat der Kreistag die Saatkrähenkolonie im Waldbröler Königsbornpark unter Schutz gestellt. Damit hat sich das Gremium über Bedenken vor allem des Kreiskrankenhauses in Waldbröl hinweggesetzt, das Teile des unterhalb der Klinik liegenden 3,2 Hektar großen Geländes an einen Wohnungsbauinvestor verkaufen will (wir berichteten).

Eine Bebauung dort ist jetzt ausgeschlossen. Vorerst jedenfalls. Der Kreistag hat das Gelände nämlich nicht dauerhaft unter Naturschutz gestellt, sondern per „Ordnungsbehördlicher Verfügung“ zunächst nur für drei Jahre gesichert.

Ob die Krähenkolonie diese Fürsorge lange wird genießen können, bleibt abzuwarten. Denn die Zahl der Vögel ist dramatisch zurückgegangen. Von fast 200 Brutpaaren im Jahr 2012 sind aktuell keine 40 übrig. Sinken die Zahlen weiter so schnell, wird die Kolonie im Königsbornpark das Ende ihres Schutzes dort kaum erleben.

Klinikum Oberberg wehrte sich gegen Schutzgebiet

Mit der Befristung kann Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, leben. Die Klinik-GmbH hat zwei Interessenten an der Hand, die auf einem Teil des Areals mehrere Mehrfamilienhäuser bauen wollen. Mit einer dauerhaften Unterschutzstellung hätte das Grundstück an Wert verloren, so Klein. Der Kreistag habe mit Augenmaß gehandelt, die Option einer späteren Bebauung bleibe erhalten, sagt Klein.

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Zwei Saatkrähen im Königsbornpark.

Das klang vor kurzem noch deutlich schärfer. Ein vom Klinikum beauftragtes Anwaltsbüro hatte dem Kreis eine beinahe willkürliche Abgrenzung des Geländes ebenso vorgeworfen wie ein fehlerhaftes behördliches Ermessen bei der Unterschutzstellung. Eine Bebauung sei auch mit Saatkrähenschutz möglich, hieß es. Am Ende wurde dem Kreis ein Rechtsstreit angedroht.

Der Saatkrähenbestand im Königsbornpark gilt als besonders schutzwürdig. Es ist die letzte der einst so zahlreichen Brutkolonien in Oberberg. 1880 etwa wurden im Gebiet des heutigen Oberbergischen Kreises noch 168 Kolonien gezählt.

Rückgang ist nicht zu erklären

Der Morsbacher Vogelkundler Christoph Buchen beobachtet die Waldbröler Saatkrähen seit einen halben Jahrhundert und zählt regelmäßig deren Nester. Den dramatischen Rückgang vor allem in den vergangenen drei Jahren kann er sich nicht erklären. 2017 konnte er noch 165 Nester zählen, aktuell sind es nur noch 38.

„Ich kann mir nicht vorstellen, was da passiert ist. Saatkrähen sind an sich pflegeleicht.“ Selbst als aus Sicherheitsgründen vor einigen Jahren eine Bäume gefällt werden mussten, hätte das die Tiere nicht beeindruckt: „Die sind dann ein paar Bäume weitergezogen.“

Dass jemand absichtlich versucht, die Kolonie aus dem Königsbornpark zu vertreiben, dafür gibt es laut Buchen keinerlei Hinweise, „mitten in der Stadt würde das auch nicht unbemerkt bleiben“. Schon früher einmal hätten Saatkrähen einen Stand ort im Waldbröler Stadtzentrum verlassen. Damals hätten die Vögel ihre Kolonie am Isengarten aufgegeben.

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Wenn die Königsbornpark-Krähen das auch machten, wäre es Klinikum-Chef Klein sicher nicht unlieb. Denn dann entfiele der Anlass der Unterschutzstellung. Und sie würde in spätestens in drei Jahren wohl auch nicht mehr verlängert oder sogar schon früher aufgehoben. Rückdeckung hatten die Krähen auch von der Stadt Waldbröl bekommen.

Falls das Klinikum die Verordnung tatsächlich erfolgreich vor Gericht angefochten hätte, wäre die Stadt in der Lage, mögliche Bauvorhaben im Königsbornpark mittels eines Bebauungsplanes zu verhindern, hatte Bauamtsleiter Rolf Knott Ende September im Stadtrat versichert.

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