WeinfesteWonach es die Oberberger dürstet

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Ein Prosit der Geselligkeit:  Jörg Sachse schenkt Vera Zielberg in Bielstein Rosé ein.  

Waldbröl/Bielstein – Hier und da ranken sich in den Gärten die Reben der Sonne tapfer entgegen. Und nicht nur am Ründerother „Weinberg“ ist ein Anbau historisch belegt. Aber eine Weingegend ist das regnerische Oberbergische nicht gerade. Dennoch sind die Weinfeste in Waldbröl und Bielstein Tradition geworden und haben auch die Corona-Flaute überlebt.

Mit Larissa Weber hat Waldbröl sogar eine Art Weinkönigin: Am Freitagabend eröffnete die Bürgermeisterin das siebte Weinfest auf dem Marktplatz, wo sich schon einige hundert Gäste versammelt hatten. In ihrem Grußwort dankte sie Helfern und Sponsoren und rief aus: „Genießen Sie den Wein und das Leben, auf uns!“

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In Waldbröl stoßen (v.l.) Anette Thranberend, Eckhard Becher, Ingo Stockhausen, Larissa Weber und  Susanne Stockhausen mit Grauburgunder an. 

Weber schätzt einen trockenen Grauburgunder. Eckhard Becker bevorzugt den feurigen Cabernet Sauvignon, den Justo Vicente vom spanischen Restaurant „Meson el Toro“an seinem Stand ausschenkt. Nun gönnt er sich endlich einen Schluck. Seit halb sieben Uhr am Morgen hat er den Aufbau geleitet. 100 Bierzeltgarnituren und 45 Stehtische bieten rund 1000 Weinfreunden Platz. 2000 Gläser stehen zur Verfügung. Mitglieder der Waldbröler Karnevalsgesellschaft sammeln sie nach Gebrauch wieder ein.

Auf Musik habe man bewusst verzichtet, sagt Leo Wehling vom Förderverein „Waldbröl erleben“. „Die Leute haben sich lange nicht getroffen, da gibt es Gesprächsbedarf.“ Wehling hat einen Grauburgunder im Glas, den ihm Winzer Daniel Wehling eingeschenkt hat, der aus dem rheinhessischen Mettenheim angereist ist. Wehling weiß: „Der tut auch am nächsten Morgen nicht weh.“

„Früher galt Wein als spießig"

Für Weinhändler Rolf Ising geht nichts über einen trockenen Riesling. Er hat das Waldbröler Weinfest damals gegen alle Skeptiker etabliert und freut sich: „Früher galt Weintrinken als spießig. Heute treffen sich auch junge Leute, um zu Hause zu kochen und ein gutes Glas zu trinken.“ Theo Schüller von der „Wir für Waldbröl“-GmbH ist seit dem ersten Weinfest dabei , hat als Kind in Koblenz einst selbst bei der Weinlese geholfen – stößt aber mit Cola an: „Alkohol zu trinken habe ich einfach nicht im Blut.“ Ihm geht es um die Geselligkeit.

Die steht auch im „Bierdorf“ Bielstein im Zentrum. Das beliebte „Wein und Musik“-Event am Burghaus hat nach der Pandemiepause schon zur Eröffnung am Freitagabend Scharen von Besuchern angezogen. „Die Leute dürstet es nach Unterhaltung“, sagte Hans-Georg Bauer, Vorsitzender des Heimatvereins, der das Fest zusammen mit der Dorfgemeinschaft Helmerhausen ausrichtet. Dem Apotheker wurde in der vergangenen Woche wegen der ansteigenden Zahl von positiven Coronatests etwas bang ums Herz. Im Herbst werden viele Veranstaltungen wohl wieder ausfallen, fürchtet Bauer und ist um so froher, dass das Weinfest stattfinden kann: „Ich finde es toll, so viele Generationen versammelt zu sehen. Die Besucher wollen leckeren Wein und kulinarische Angebote ausprobieren.“ Die Live-Musik von „Hot Stuff“, der „Swing Company“ und der „Soul Band“ sei zudem ein Publikumsmagnet.

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Dass die Oberberger am liebsten zu trockenem Wein greifen, weiß Dr. Jörg Sachse aus 25 Jahren Geschäftserfahrung. Der Wiehler Weinhändler ist neben Winzern von Mosel, Nahe und aus dem Badischen traditionell auf dem Weinfest vertreten. „Die Oberberger sind weltoffen und probieren auch internationale Weine aus“, berichtet Sachse. Bestseller, vermutet der Experte, sei diesmal der „Drink Pink“, ein trockener Rosé aus Franken.

Die Bielsteiner Melanie Rennhack, Kerstin Pack und Lore und Klaus Wirths freuen sich, dass die Veranstaltung wieder stattfindet: „Wein schmeckt in Gesellschaft am besten.“

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