Auf Anhieb GoldWiehlerin Ida Bach als Physio bei der EM der Beachhandballerinnen

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Ida Bach bei Beachhandball EM in Portugal mit Bundestrainer Alexander Novakovic Foto: Jörg Gettwart

Groß war die Freude nach dem Goldmedaillengewinn bei Mannschaftsarzt Philip Stumpf und Ida Bach.

Die Wiehlerin Ida Bach ist Physio der deutschen Beachhandballerinnen.

Mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande sicherte sich die deutsche Beachhandballmannschaft der Frauen am vergangenen Wochenende in Portugal den Europameistertitel. Zum Team der Titelverteidigerinnen gehörte die Wiehlerin Ida Bach, die als Physiotherapeutin für die Fitness der Nationalspielerinnen sorgte. Im Februar hatte es die 22-Jährige kaum glauben können, als Bundestrainer Alexander Novakovic sie auf dem sozialen Netzwerk Instagram anschrieb und fragte, ob sie nicht Lust habe, die Mannschaft als Physiotherapeutin zur EM zu begleiten.

Dann ging alles sehr schnell

Ab da ging alles sehr schnell. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch am Telefon mit dem sportlichen Leiter des Deutschen Handballbundes (DHB), lag auch schon der Vertrag auf dem Tisch. Die Wiehlerin zögerte keine Sekunde, diesen zu unterschreiben und im April gab es in Witten ein erstes Treffen mit der Mannschaft. Ida Bach war dabei. Nach dem Abitur am Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wollte Ida Bach eigentlich Medizin studieren, doch trotz ihres guten Abiturs reichte der Notendurchschnitt nicht für ihr Ziel.

Beruf gefunden

Nach einem Jahr im Ausland als Au-Pair in Spanien und weiteren Fernreisen, entschied sich Ida Bach für die Physiotherapie. Während ihrer Ausbildung am Gesundheits- und Bildungszentrum Oberberg (GBZ) begann sie parallel ein Studium der Therapiewissenschaft in Bonn. „In der Ausbildung hatten wir immer wieder Phasen, wo wir im Krankenhaus gearbeitet haben. Dort wurde mir auch schnell klar, dass Ärzte ganz anders arbeiten als ich mir vorgestellt habe.“ Mit der Physiotherapie, sagt sie, habe sie ihren Beruf gefunden. Zurzeit wohnt sie in Köln, um dort eine Weiterbildung zur Osteopathin zu machen. Außerdem arbeitete sie 15 Stunden die Woche in einer Praxis.

Verrückt nach Eishockey

Trotz ihres großen Engagements versucht sie, bei jedem Spiel ihres Freundes, dem Eishockeyprofi Niklas Lunemann (Kölner Haie), dabei zu sein. Ida Bach kommt aus einer Eishockey-verrückten Familie und so fühlte sich der Wechsel in den Sand und an den Strand erst etwas Merkwürdig an. Zumal sie mit Beachhandball zunächst nichts anfangen konnte. „Ich bin Eishockeyspielerin bei den Wiehl Penguins und spiele gerne Tennis, aber mit Handball hatte ich überhaupt nichts am Hut“, sagt die 22-Jährige lachend. Umgeben von Leistungssportlern teilt sie Motivation und Kampfgeist mit den Beachhandballerinnen.

Jobs als Model

Wenn Ida Bach mal gerade nicht aktiv ist, nimmt sie zusätzlich Modeljobs an. Vor allem im Brautmoden-Bereich war sie in der vergangen Zeit sehr aktiv, aber auch für Sportbekleidung steht sie vor der Kamera. „Das Modeln macht mir großen Spaß und fällt mir sehr leicht. Leider habe ich im Moment nicht mehr so viel Zeit dafür, wie noch in der Schulzeit, deswegen bleibt es für mich auch ein Hobby.“ „Wenn etwas Spaß macht, fällt es einem auch leichter“, sagt die 22-Jährige über die Physiotherapie. Daher fand sie sich gut in ihre neue Aufgabe bei den Beachhandballerinnen ein. „Gleichzeitig hatte ich aber viel Respekt vor der Verantwortung, die mir übertragen wurde. Ich wollte nichts falsch machen und gegenüber den Spielerinnen musste ich mich auch durchsetzen können.“

Chance genutzt

In Portugal hatte sie zudem den Mannschaftsarzt Philip Stumpf an ihrer Seite. Normalerweise werden für diese Positionen Physiotherapeuten ausgewählt, die langjährige Berufserfahrung und mehrere Zusatzqualifikation haben. „Es ist im Moment aber sehr schwierig Physiotherapeuten zu finden, die Lust und vor allem auch die Zeit haben, mal spontan ein Turnier zu begleiten. Ich habe einfach großes Glück gehabt“, erklärt die Studentin.

Denn ihre Ausbildung schloss sie erst im Oktober ab. Sie nahm die Chance wahr und hatte auch die Möglichkeit, da sie in der Praxis auf Honorarbasis arbeitet und mit ihrem Dienstplan flexibel ist. Nach dem Trainingslager in München zur Vorbereitung auf die EM war die Physiotherapeutin während des Turniers in Portugal vor allem für die Regeneration am Abend nach den Spielen zuständig, die teilweise bis in die Nacht hinein dauerten. Am Spielfeldrand stand sie mit Eis und Medizinkoffer parat, um die Erstversorgung zu leisten. Am Ende sicherten sich die deutschen Beachhandballerinnen nach dem Weltmeistertitel im vergangen Jahr auch mit Unterstützung der Wiehlerin den EM-Titel. „Das war natürlich was ganz Besonders, dass wir bei meiner ersten Turnierteilnahme direkt gewonnen haben. Eine eigene Goldmedaille zu besitzen, ist eine große Ehre für mich.“

Große Strandparty

Bei einer großen Strandparty wurde der Sieg gefeiert und es kamen zum Abschluss noch einmal alle Nationen zusammen. Ida Bach bleibt Teil der Nationalmannschaft, wird die Beachhandballerinnen im August aber nicht nach Bali zu den Beach World Games begleiten, da ihr dafür die nötige Lizenz des Deutschen Olympischen Sportbundes fehlt. So wird die 22-Jährige nächstes Jahr Olympia-Luft schnuppern dürfen, denn geplant ist, dass sie den Testdurchlauf in Paris begleiten wird.

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