Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

MännerchorBielsteiner Lieder ohne Grenzen

Lesezeit 4 Minuten
Ein historisches Gruppenbild.

Beim Jubiläumsfest im Jahr 1925 wussten die Bielsteiner Sänger nicht, dass ihr Chor noch 100 weitere Jahre bestehen sollte.

Der Bielsteiner Männerchor feiert sein 125. Jubiläum mit dem „Bergischem Chorfest“ und einem Konzert unter dem Titel „Rheinland trifft Südtirol“. Der Moderator ist prominent.

Um das Alter des Bielsteiner Männerchors zu bestimmen, muss man muss nicht lange rechnen, und die runden Geburtstage verpasst man auch nicht so leicht. Gegründet wurde er nämlich gleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nun steht also das 125. Jubiläum an, und das wird angemessen gefeiert.

Zunächst ist der Geburtstag Anlass, am Himmelfahrtsdonnerstag, 29. Mai, das „Bergische Chorfest“ in Bielstein zu veranstalten und 19 Chöre aus der Region gratulieren zu lassen. Zwei Tage später kommen dann auch internationale Gratulanten. Seit vielen Jahren verbindet den Bielsteiner Chor eine Freundschaft mit dem MGV Schlanders. Die Sänger aus dem Ort im Südtiroler Vinschgau, etwa 60 Kilometer westlich von Bozen gelegen,   singen beim Jubiläumskonzert am Samstag, 31. Mai. Der Abend steht   unter dem sinnigen Titel „Rheinland trifft Südtirol“. Der Clou ist der Moderator, auf den dieses Motto persönlich zutrifft: Der musikalisch affine Kabarettist Konrad Beikircher spricht seit seinen Bühnenanfängen eigentlich über kaum ein anderes Thema und wird den Abend als Idealbesetzung mit fachkundigen Anekdoten bereichern.

Von Bielstein nach Kanada

Die generationsübergreifende Freundschaft mit dem Südtiroler Verein wurde 1955 bei einer Konzertreise begründet. Danach sind die   Sänger noch viel weiter herumgekommen. Die reiselustigen Bielsteiner sangen in Holland, Österreich, Jugoslawien, Ungarn, der Schweiz, Italien, Polen, Finnland und Russland. Herausragend war die Reise 1977 über New York nach Kanada. Der Männerchor folgte der Einladung der früheren Bielsteinerin Annelie White, die an den Niagara-Fällen zusammen mit ihrem Ehemann Arthur ein Hotel betrieb. Höhepunkt war der Auftritt des „German Champion Men-Choir“ bei einem Festival vor mehr als 1000 Zuhörern, so die Vereinschronik.

Aber von Anfang an: Elf Männer waren es, die sich im Herbst 1900 zum „MGV Quartett-Verein Bielstein“ zusammenfanden. Der Begriff „Quartett“ bezog sich auf die Besetzung mit vier Stimmen. 1907 schaffte der Verein ein Banner an, dessen Inschrift bis heute Motto ist: „In Freud und Leid zum Lied bereit.“ Erst 1965 entschloss man sich, den Quartettverein in „Bielsteiner Männerchor 1900“ umzubenennen.

Bielsteiner feiern Erfolge mit Werner Koester

Zu den besonders prägenden Gestalten der Chorgeschichte gehört   Werner Koester, der 1961 die musikalische Leitung übernahm. Es begann eine Erfolgsgeschichte, der Verein wurde in den 1960er Jahren mit der erstaunlichen Zahl von 92 aktiven Sängern zum mitgliederstärksten Chor des oberbergischen Sängerkreises. Dreimal qualifizierten sich die Bielsteiner unter Koesters Führung erfolgreich für den Titel „Meisterchor“, nämlich in den Jahren 1968, 1975 und 1980. 1994 scheiterte in Soest der bisher letzte Versuch. Erst 1997 übergab Koester nach 36 Jahren (!) den Dirigentenstab an Michael Rinscheid.

Große Kontinuität zeichnet den Chor auch an der Spitze des Vorstands aus. Sieben Vorsitzende hatte der Verein seit seiner Gründung. Willi Clemens war nach 1951 stolze 24 Jahre lang im Amt, Hans Schmidt immerhin 19 Jahre und damit ebenso lange wie sein amtierender Nachfolger Herbert Müller, der seit 1996   den Chor anführt.

Der vierte Meisterchortitel stehe derzeit nicht zu Debatte, sagt Müller. Zunächst müsse man die Mannschaft verjüngen. „Da geht es uns wie allen Chören.“ Neben heimatlos gewordenen Sängern aus den aufgelösten Chören in der Nachbarschaft habe er bereits einige junge Hoffnungsträger aufnehmen können. Weitere wollen sich das Jubiläumskonzert anhören. Müller möchte dazu beitragen, dass der traditionsreiche Männerchorgesang in Oberberg eine Zukunft hat. „Es können ja nicht alle aufhören.“

Unter der Leitung des neuen Leiters Jens Schreiber wollen die Bielsteiner beim Jubiläumskonzert mit klassischer Männerchorliteratur aus der Romantik zeigen, aus welchem kulturellen Fundus sie schöpfen, auch mal mit Waldhornbegleitung. Der Siegerländer Schreiber (56) ist ein profilierter Chorleiter und hat sich als Chef am Bielsteiner Pult bereits bewährt, unter anderem natürlich bei einer Fahrt nach Schlanders. Die rheinisch-Tiroler Achse dreht sich. Nun auch mit prominenter Unterstützung, wie Chorvorsitzender Müller erfreut berichtet: „Konrad Beikircher hat auf unsere Anfrage nach drei Tagen zugesagt.“


Festprogramm

Am Himmelfahrtsdonnerstag, 29. Mai, kommt das Bergische Chorfest nach Bielstein. 19 bergische Chöre singen ab 12.15 Uhr an vier Aufführungsorten: in der katholischen Kirche St. Bonifatius, im Burghaus, im Sudhaus der Erzquell-Brauerei und auf dem Brindöpkeplatz. Der Eintritt ist frei.

Das „Bergische Chorfest“ ist ein Verein der sechs bergischen Sängerkreise und Chorverbände, der Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid sowie der Kreise Oberberg, Mettmann und Rhein-Berg. Im Jahr 1950 fand das erste „Bergische Sängertreffen“ statt, damals und in den folgenden Jahren in Solingen-Burg. Seit den 1960er Jahren wurde es alle zwei Jahre begangen, heute alljährlich an einem anderen Ort, so vor zwei Jahren auf Schloss Homburg.

Am Samstag, 31. Mai, 18 Uhr, lädt der Männerchor dann in die Aula des Bielsteiner Schulzentrums ein. Das Jubiläumskonzert unter dem Titel „Rheinland trifft Südtirol“ wird von dem Kölner Kabarettisten Konrad Beikircher moderiert, neben dem Gastgeber sind der MGV Schlanders, der Frauenchor Oberbantenberg und das Hornquartett Südwestfalen zu hören. Der Eintritt kostet 16 Euro. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Metzgerei Müller in Bielstein und bei Auge und Ohr Althöfer in Wiehl.