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VereinslebenDas neue Dreisbacher Dorfhaus wird eröffnet

Lesezeit 4 Minuten
Vier Personen in der Mitte eines hellen Saals.

Strahlend helle Räume hat das früher etwas düstere Dorfhaus zu bieten. Der Vereinsvorstand ist stolz auf das Geleistete (v.l.): Joana Kuth, Alexander Fuchs, Nina Otto und Markus Klein.

Schon vor der Eröffnung ist das Haus eine beliebte Festlocation. Viele Termine sind gebucht. Der Brand erweist sich für den Verein als „Glück im Unglück“.

Eine von einem Nagetier angeknabberte Stromleitung war die Ursache, die Wirkung des Brands im November 2022 verheerend. Nach dem Einsturz des Dachstuhls und den folgenden Witterungsschäden war nicht mehr viel zu retten. Doch der Vorstand des Gemeinnützigen Vereins sei sich sofort einig gewesen, sagt Vorsitzende Joana Kuth. „Es war klar: Wir bauen das Dorfhaus wieder auf.“

Dazu muss man wissen, dass das Dörfchen im Wiehler Osten kaum 300 Einwohner hat. Aber immerhin jeder dritte ist auch Mitglied des Vereins, und das Dorfhaus hat eine zentrale Bedeutung für die Gemeinschaft, versichern die Vorstandsmitglieder. Umso stolzer sind sie, dass sie am heutigen Freitag bei der Wiedereröffnung den geladenen Gästen ein wahres Schmuckstück präsentieren werden.

Beliebt in ganz Wiehl und Reichshof

Der 100 Quadratmeter große Bühnensaal ist dank bodentiefer Fenster viel heller als früher, es gibt einen Besprechungs- und Buffetraum. Die Ausstattung entspricht modernen Anforderungen, von der Fußbodenheizung bis zum barrierefreien WC. Letzteres war der Grund dafür, dass sich der Verein dazu entschloss, das Haus mit einem Anbau um 40 Quadratmeter zu vergrößern, obwohl der Aufwand von 120 000 Euro nicht von der Versicherung gedeckt war. Anderenfalls hätte man auf die Garderobe verzichten müssen, erläutert Schriftführer Markus Klein. Und das kommt für eine vernünftige Festlocation natürlich nicht in Frage.

Nicht nur die Dreisbacher haben darauf gewartet, dass das neue Dorfhaus zur Verfügung steht. Hochzeitspaare aus ganz Wiehl und Reichshof verbinden damit romantische Hoffnungen. Ab August wird der Saal vermietet, in diesem Jahr stehen noch drei Vermählungen an, im kommenden Jahr sind schon sieben weitere Hochzeiten angesetzt. Das schicke, aber vergleichsweise günstige Haus wird sich damit in viele weitere Familiengeschichten einschreiben.

Ein schlichtes eingeschossiges Gebäude.

Um eine barrierefreie Toilette vorhalten zu können, ließ der Verein einen Anbau errichten.

Allerdings soll es gesittet zugehen, um 22 Uhr müssen Fenster und Türen geschlossen sein, so ist es mit den ansonsten toleranten Nachbarn vereinbart. Alkoholexzesse zur Feier eines 18. Geburtstags sind ausgeschlossen, dafür ist dem Verein sein schmuckes Haus zu schade. Markus Klein versichert:„Die Zeit der wilden Partys ist vorbei.“

Die Vermietung gibt Joana Kuth nicht aus der Hand. Es soll nicht wieder zu einer Panne kommen wie 2019: Ein investigativer Journalist machte bekannt, dass das Dreisbacher Dorfhaus mehrmals für rechtsradikale Treffen genutzt worden war. Der damalige Vereinsvorstand hatte nichts geahnt. „Wir sind ein buntes und weltoffenes Dorf“, betont heute Markus Klein. Politische Veranstaltungen aller Art seien ausgeschlossen.

Wiehler Architekt war eine große Hilfe

Anfang der Woche gab die Jahreshauptversammlung den Mitgliedern Gelegenheit, das neue Dorfhaus zu besichtigen, die Resonanz sei überaus positiv gewesen, sagt Joana Kuth. Logisch, dass der Vorstand wiedergewählt wurde. Bei der Versammlung wurde Kleins Vater Rolf Dieter besonders geehrt. Der Wiehler Architekt stammt aus dem Dorf, hat sich schon bei den Verhandlungen mit der Versicherung eingebracht und die Bauarbeiten bis zum Ende mit seiner Fachkunde geleitet. Ohne ihn, da ist sich der Vorstand einig, hätte der Verein das Projekt nicht gestemmt, schon gar nicht in der Zeit der steigenden Baukosten. Die Bauzeit von einem Jahr ist rekordverdächtig.

Trotz der schweren Brandschäden wurde die Substanz der Außenmauern erhalten, auch aus Respekt vor den Erbauern des ersten in Eigenleistung errichteten massiven Dorfhaus es in Oberberg. Wie schon Ende der 1960er Jahre packten auch diesmal viele Dreisbacher an, wo es immer es ging, von den Erdarbeiten bis zum Tapezieren.

Am Freitag wird sich der Vorstand auch bei Vertretern von Stadt und Kreis, bei Fördergeldgebern, Spendern und Sponsoren bedanken. Markus Klein sagt: „Wir hatten viele Mutmacher.“ Joans Kuth ergänzt: „Wir hatten Glück im Unglück.“

Am 14. September soll das neue Dorfhaus dann noch einmal im größeren Kreis eingeweiht und zugleich das 70-jährige Bestehen des Gemeinnützigen Vereins gefeiert werden. Mit einem Oktoberfest, zu dem auch Vereine aus der Nachbarschaft eingeladen werden, die sonst beim Dreisbacher Bolzplatzturnier antreten. Dann gilt: O'zapft is!