Pfarrer und IslamtheologeEine friedliche und fruchtbare Koexistenz ist möglich

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Betonen die Gemeinsamkeiten: Pfarrer Hermann-Josef Frisch (l.) und der Islamtheologe Mouhanad Khorchide.

Betonen die Gemeinsamkeiten: Pfarrer Hermann-Josef Frisch (l.) und der Islamtheologe Mouhanad Khorchide.

  • Im Rahmen der Interkulturellen Woche sprachen zwei Religionsexperten über „Konfliktgeschichten zwischen Christen und Muslimen“
  • Den Ursprung für viele gewalttätige Konflikte sahen die Theologen vor allem in der gemeinsamen Geschichte zwischen dem Islam und dem Christentum.
  • Sie beide meinen, diese Konflikte ließen sich nur durch den Dialog beilegen, um daraus zu wachsen.

Wiehl – Bis auf den letzten Platz war der Saal im Gemeindezentrum Oberwiehl besetzt. Mehr als hundert Interessierte waren gekommen, um dem katholischen Pfarrer Hermann-Josef Frisch und dem Islamtheologen Mouhanad Khorchide zuzuhören. Im Rahmen der Interkulturellen Woche sprachen die Religionsexperten über „Konfliktgeschichten zwischen Christen und Muslimen – Vom Kolonialismus bis zum 11. September“.

Forderungen zur Öffnung des Glaubens

Vorgestellt wurden die beiden Theologen von Oberstufenschülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Uni Münster, war in den vergangenen Jahren mehrmals öffentlich in Erscheinung getreten, weil er eine moderne Auslegung des Islams und eine Öffnung des muslimischen Glaubens fordert. Da er daraufhin immer wieder Morddrohungen erhielt, kam er mit Polizeischutz nach Wiehl.

Pfarrer Frisch hat sich in seinen über 200 Büchern mit vielen anderen Religionen auseinander gesetzt. Auch der Islam war ein Thema für ihn. So erschien 2016 sein Buch „Der Koran für Christen – Gemeinsamkeiten entdecken“. Dass man sich vor allem auf die ähnlichen Aspekte der beiden Religionen konzentrieren sollte, da waren sich die Referenten einig. So anerkenne der Koran Jesus durchaus als einen Propheten und „Geist Gottes“, betonte Khorchide. Frisch empfahl außerdem den Anwesenden, den Koran zu lesen: „Da lassen sich einige Schätze finden.“

Ursprung der Konflikte in der Geschichte

Den Ursprung für viele gewalttätige Konflikte sahen die Theologen vor allem in der gemeinsamen Geschichte zwischen dem Islam und dem Christentum. Darin hätten beide Seiten Gewalt ausgeübt, unter der Millionen Menschen zu leiden hatten.

Die Religionsexperten sagten in ihren Vorträgen, dass man diese Konflikte nur durch den Dialog beilegen könne, um daraus zu wachsen. Khorchide warf außerdem ein, dass er sich auch kritische Rückfragen wünsche: „Ich freue mich über die Konfrontation, das ist für mich als Muslim wichtig.“

Dass vor allem der Dialog der Schlüssel für eine friedliche und fruchtbare Koexistenz sei, davon ist auch Frisch überzeugt. „Gott liebt alle Menschen, egal auf welchem religiösen Weg sie unterwegs sind.“ Man solle vor dem Hintergrund der vielen Debatten über Muslime und Terrorismus im Hinterkopf behalten, dass der Großteil der Muslime friedlich lebe. Mit Blick auf andere Religionen fügte er hinzu: „In jeder Religion gibt es zwei, drei Prozent Bekloppte – unter denen muss der Rest leiden.“

Abschlussfest der Interkulturellen Woche

Mit einem Abschlussfest auf dem Gummersbacher Lindenplatz ist am Samstagmittag die Interkulturelle Woche 2019 in Oberberg zu Ende gegangen. Den Auftakt bildete ein ökumenischer Gottesdienst, anschließend moderierte Stefanie Baus von der beim Caritasverband angesiedelten Integrationsagentur Oberberg ein buntes Programm, das mitten in der Fußgängerzone und dem samstäglichen Einkaufsbetrieb doch immer wieder die Aufmerksamkeit der vorbeikommenden Passanten auf sich zog. Die beiden knallbunten Drachen etwa , die zu fernöstlicher Musik über den Platz und mitten durchs Publikum tanzten, waren ein Hingucker ebenso wie die kurdische Tanzgruppe, eine Musikgruppe und der Chor der Gesamtschule Derschlag.

Ansonsten tat sich die Interkulturelle Woche schwer, die gewünschte Aufmerksamkeit zu erzielen: „Wir hatte eine tolle, üppige Woche, aber leider stimmten Qualität der Veranstaltungen und Besucherzuspruch nicht überein“, bedauerte Diakoniepfarrer Thomas Ruffler vom Kirchenkreis An der Agger. So sei etwa am Freitagabend wohl nur eine Besucherin in die Bergneustädter Moschee gekommen, als es dort um die Bedeutung des Freitagsgebets ging – eine Mitarbeiterin des Kommunalen Integrationszentrum des Kreises. Zeitgleich hatte die Fraueninitiative Viola ebenfalls in Bergneustadt zu einem Abend über religiös motivierten Extremismus bei Jugendlichen eingeladen und in der Gummersbacher St. Franziskuskirche fand ein afrikanischer Abend statt – thematische Auswahl gab es also reichlich.

Vielleicht, so Ruffler und Baus, werde man im kommenden Jahr zum Zehnjährigen der Interkulturellen Woche in Oberberg die Programmstruktur verändern. Denkbar sei etwa ein großes Fest bereits zum Auftakt, um dadurch mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf die Veranstaltungen zu lenken. (kn)

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