NeuanfangEhemaliger rheinischer Landesdirektor Dieter Fuchs aus Wiehl wird 90 Jahre alt

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Olga und Dr. Dieter Fuchs

Olga und Dr. Dieter Fuchs

Wer ihn kennt, ist nicht überrascht: Dr. Dieter Fuchs hat noch einmal von vorn angefangen, obwohl er am Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert.

Hochbetagt ist er nur auf dem Papier. Der frühere Wiehler Stadtdirektor, oberbergische Oberkreisdirektor und Landesdirektor des Landschaftsverbands Rheinland erfreut sich einer erstaunlichen geistigen und körperlichen Vitalität.

Vor einigen Monaten hat er noch einmal geheiratet, und obwohl seine Ehefrau Olga beachtliche 33 Jahre jünger ist, stellen sie ein harmonisches Paar dar. Beide sind seit vielen Jahren verwitwet. Humor und die Freude an der sportlichen Bewegung verbinden die Eheleute und machen den Altersunterschied fast vergessen.

Den ersten Heiratsantrag von Dieter Fuchs hatte sie noch abgelehnt

Olga Fuchs stammt aus der Ukraine und arbeitete für einen pflegebedürftigen Nachbarn, mit dem Fuchs bis zu dessen Tod befreundet war, sodass er bei seinen Besuchen die freundliche und geschickte Pflegerin aus der Nähe kennen und bald schätzen lernte. Die deutsche Sprache hatte sie sich in vier Jahren schon flüssig angeeignet. Den ersten Heiratsantrag von Dieter Fuchs hatte sie noch abgelehnt. Dann kam der russische Überfall auf ihr Heimatland, der alles veränderte.

Olga Fuchs war erst drei Wochen zuvor für einen Heimaturlaub nach Kiew zurückgekehrt, als sie Hals über Kopf wieder nach Westen fliehen musste. „Auf der Fahrt kamen uns die Panzer entgegen.“ In Wiehl fand sie nun eine dauerhafte Zuflucht. In Kiew zurück blieb ihr   28-jähriger Sohn. Dieser habe sie bei der Entscheidung, noch einmal zu heiraten, unterstützt. Er wisse seine Mutter in Deutschland in sicheren und guten Händen, sagt Olga Fuchs.

Ich hätte nicht mehr die Kraft, in der Politik mitzumischen, aber das alles interessiert mich natürlich.
Dr. Dieter Fuchs

Nach anfänglicher Skepsis gab auch die verbliebene Familie von Dieter Fuchs ihren Segen. Die größte Herausforderung, die die Eheleute überwinden mussten, war eine Bürokratie, die auch der altgediente Jurist und Verwaltungsmann Fuchs als „Hürdenlauf“ empfunden hat. Bei ihren Bemühungen, alle erforderlichen Unterlagen zusammenzubekommen, mussten die außergewöhnlichen Brautleute auch schon mal fünf Stunden lang im ukrainischen Konsulat in Düsseldorf ausharren.

Dieter Fuchs gibt im Juni sein letztes öffentliches Amt im Vorstand der Wiehler Baugenossenschaft ab. Er ist nach eigener Schätzung Mitglied in mehr als 30 Vereinen. Sein „Herzensanliegen“ bleibt die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch behinderte Menschen, deren Trägerverein er 1978 selbst ins Leben gerufen hat. Er ist noch gern unter Leuten. Regelmäßig trifft er sich mit Altlandrat Hans-Leo Kausemann und dem früheren CDU-Kreisgeschäftsführer Konrad Frielingsdorf.

Fuchs hält sich auch sonst auf dem Laufenden, auch mit ausführlicher Zeitungslektüre, wie er betont. „Ich hätte nicht mehr die Kraft, in der Politik mitzumischen, aber das alles interessiert mich natürlich.“

Die Entwicklung des Kriegs in der Ukraine verfolgt er an der Seite seiner oft sorgenvollen Frau mit   einer persönlichen Betroffenheit. Für Olga Fuchs ist ihr Ehemann ein „Fels“, an dem sie sich halten kann, für ihn ist sie eine neue Perspektive am Lebensabend. Dieter Fuchs lächelt: „Es ist eine echte Win-win-Situation.“

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