Wintereinbruch in OberbergStreusalz bleibt das Mittel der Wahl

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Nachladen: Im Wiehler Bauhof wird ein Räumfahrzeug mit einer frischen Ladung Salz für den nächsten Einsatz vorbereitet.

Nachladen: Im Wiehler Bauhof wird ein Räumfahrzeug mit einer frischen Ladung Salz für den nächsten Einsatz vorbereitet.

Oberberg – Auch wenn es jahrelang praktisch keinen „richtigen“ Winter in Oberberg gab: Die letzten Tage haben gezeigt, wie wichtig es ist, darauf vorbereitet zu sein. Die Aufmerksamkeit der Bauhöfe darf nicht nachlassen, die Salzlager müssen gut gefüllt sein.

Hilft es für so ein Einsatz wie in der vergangenen Woche, wenn es vorher milder war? Wie sehr hatte sich überhaupt bei den Bauhöfen in Gummersbach, Bergneustadt, Waldbröl und Engelskirchen der Streusalzverbrauch bis Anfang Februar verringert? Die Stadt Gummersbach erklärt, dass durch die milderen Wintern der letzten Jahre tatsächlich weniger verbraucht wurde. Zudem komme aber auch vermehrt Sole genanntes Feuchtsalz zum Einsatz. Durch die Vermischung mit Wasser habe man eine verdünnte Salzmenge, die effektiver genutzt werden könne, sagt Stadtsprecher Siegfried Frank. In Bergneustadt verringert der Einsatz moderner Streumaschinen den Salzverbrauch: „Die verstreuen das Salz sparsamer“, erklärt Bauhofleiter Thomas Zeuge.

Gekauft wird das Streusalz jedes Jahr, doch natürlich benötigt jede Kommune unterschiedliche Mengen. „Wir orientieren uns an den Meteorologen und kaufen dann entsprechend der Vorhersagen die hypothetisch nötige Menge Salz ein“, erklärt Zeuge. Der Bergneustädter Bauhof bestellt nach Bedarf mehrmals kleinere Mengen, denn innerhalb weniger Tage wird das Salz geliefert. „So müssen wir nicht hunderte Tonnen auf einmal bestellen“, sagt Zeuge.

Knappheit wie 2010 soll vermieden werden

Zudem ordern die Kommunen bei verschiedenen Lieferanten, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. Denn eine Knappheit wie 2010 solle es nicht geben, erläutert Manfred Müller, der Leiter für den Bereich Wege- und Straßenbau des Technischen Betrieb Engelskirchen-Lindlar (Tebel). „Deshalb schließen wir jedes Jahr neue Verträge mit Salzlieferanten, um den Nachschub zu sichern“.

In Gummersbach, Waldbröl, Engelskirchen, Lindlar und Bergneustadt lagerten zuletzt jeweils 1500, 900 und 240 Tonnen Salz, damit wäre man auch für extreme Schneemengen gerüstet gewesen. Alle vier Kommunen übernehmen ungefähr 50 Prozent der Räumarbeiten selbst; für die restliche Hälfte werden Bauunternehmen oder Garten- und Landschaftsbauer engagiert, um die mehr als 1200 Straßenkilometer in allen vier Städten und Gemeinden frei zu halten.

Wenn es in der Nacht schneit und die Straßen in Oberberg mit einer weißen Schicht bedeckt sind, die Puderzucker ähnelt, schlafen die meisten Bürger noch tief und fest. Doch für die Winterdienste heißt es um diese Uhrzeit, Ausschau zu halten. „Wenn Schneefall vorhergesagt ist, hat immer einer unserer Leute im Winterdienst Bereitschaft und muss sich um 3 Uhr nachts die Lage anschauen“, erklärt Zeuge den typischen Ablauf. Manchmal müsse auch eine Runde um die Orte Belmicke, Hackenberg und Wiedenest gedreht werden. „Denn selbst wenn es in Bergneustadt-Mitte nicht schneit, kann in Belmicke auf 420 Metern Höhe schon Schnee liegen.“

Split und Granulat ungeeignet

In allen Kommunen sollen die Straßen zwischen 6 und 22 Uhr befahrbar sein, was gelegentlich auch eine geschlossene Schneedecke bedeuten kann. Auf Privatgrundstücken und Gehwegen müssen die Eigentümer oder Anlieger, denen die Winterdienstpflicht übertragen wurde, die weiße Pracht bis 7 Uhr morgens geräumt haben. An Sonn- und Feiertagen haben sie bis 9 Uhr Zeit. So sehen es das Straßenreinigungsgesetz NRW und die Straßenreinigungssatzungen der Kommunen vor.

Obwohl das Salzstreuen nicht der Höhepunkt der Umweltfreundlichkeit ist, sind sich die Bauhof-Verantwortlichen einig: Salz ist für den Winterdienst die beste Lösung. Split oder Granulat sind nicht nur teurer in der Beschaffung, sondern verstopfen auch Gullys und Abflüsse, was kostenintensiver Reinigung bedarf. „Und in Engelskirchen hat man festgestellt, dass es bei Splitt und Granulat eine erhöhte Rutschgefahr für Zweiradfahrer und Fußgänger gibt“, erklärt Müller.

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Der Einsatz von Streusalz auf Gehwegen sei schon seit den 1990er Jahren untersagt, teilt Gummersbachs Pressesprecher Frank mit. Nur bei extremen Witterungsverhältnissen, wie Eisregen, an gefährlichen Stellen wie Treppen und Rampen und bei starken Gefällen dürfen Anwohner Salz nutzen. Warum die Anwohner? „Über die Gemeindesatzung wurde die Räumpflicht von Gehwegen und Bürgersteigen auf die Anwohner übertragen, die da für die Verkehrssicherheit sorgen müssen.“ Die Stadt übernehme dafür alle Fahrbahnen, Bushaltestellen, Fußgängerüberwege und Fußgängerzonen.

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