Im Franziskusheim, da geht es rundBeim Schlagernachmittag mit Stephanie und Frank Neumann blühen viele Senioren richtig auf

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Senioren und Seniorinnen tanzen zu Schlagermusik in einem Partyraum.

Schlagernachmittag im Franziskusheim.

In diesem Seniorenheim wird zu Schlagermusik das Tanzbein geschwungen. Schnell vergessen sind die grauen Tage dank Schlagermusik.

Bisher waren in diesem Frühjahr die meisten Tage ziemlich grau. Doch es gibt Ausnahmen, zumindest für die Bewohner und Bewohnerinnen des Franziskus-Heims in Wipperfürth.

Das Duo Stephanie und Frank Neumann hat ihnen „Die rote Sonne von Barbados“ mitgebracht. Sie haben eingeladen zu einem rund anderthalbstündigen Schlagerkonzert, das ganz hervorragend besucht ist und in den Bewohnern des Seniorenheims ungeahnte Fähigkeiten freisetzt. Alt sind alle Menschen, die im Franziskus-Heim leben. Das bedeutet aber nicht, dass mit dem Alter der Spaß aufhört.

Schon zu Beginn des Konzerts der Neumanns inklusive Sekt und Kölsch rufen die Senioren Altbekanntes ab. „Tanz mit mir“, ist eine der Zeilen und auch die nächsten sprudeln wie von ganz alleine aus den Mündern und wecken Erinnerungen.

Tanzen zur Schlagermusik

Jeder tut dies auf eine andere Art: Bei dem einen werden die Augen immer größer, beim Anderen wippen die Füße mit und es dauert gar nicht lange, da bildete sich vor dem Gesangsduo ein bunter Kreis aus Bewohnern und Pflegern, die gemeinsam eine tatsächlich schwungvolle Sohle aufs Parkett legen, weit ab von einem Sitzkonzert, wie so mancher es im Altenheim erwarten würde.

„Die Bewohner entwickeln Ehrgeiz, sich zu stellen, mitzumachen“, beobachtet Beatrix Sock vom Franziskus-Heim. „Die sind so aktiviert, dass sie heute Abend richtig kaputt ins Bett fallen“, lacht sie und hilft einem Senioren im Rollstuhl beim Aufstehen, unterstützt ihn beim Wiegen im Takt. Hansi Hinterseer, Freddy Quinn und Ramon Roselly – den Epochen sind keine Grenzen gesetzt und die Neumanns spielen eine bunte Mischung von Schlagern aus den Fünfzigern bis heute.

Partyraum mit Diskokugel

Auch der Partyraum ist dem Motto angepasst, eine Discokugel sorgt für das passende Licht, auf den Tischen und an den Wänden grüßen Schlagerlegenden recht freundlich. Die Bewohner hatten sich auf den Schlagernachmittag thematisch gut vorbereitet und aus alten Schallplattenhüllen Aufsteller gebastelt.

Wir sind sehr dankbar dafür, dass man uns das noch bietet. Es ist eine willkommene Abwechslung. Alle leben auf und sind fröhlich.
Theresa Schmitz und Katharina Lentmann Bewohnerinnen des Heims

Und sich selbst hatten sie ebenfalls herausgeputzt. „Manche waren sogar extra beim Friseur“, verrät Sock. Die 89-jährige Katharina Lentmann hat früher selbst getanzt und so kribbeln die Füße trotz Wanderschuhen, die sie trägt, und sie lässt sich mitreißen, um ganz vorne dabei zu sein. Die 84-jährige Theresa Schmitz beobachtet das Geschehen vom Tisch aus. Beide freuen sich gleichermaßen über den Nachmittag: „Wir sind sehr dankbar dafür, dass man uns das noch bietet. Es ist eine willkommene Abwechslung. Alle leben auf und sind fröhlich“, finden sie und feiern mit frei nach dem Motto: „Dabei sein ist alles“.

Die Dankbarkeit bemerken die Neumanns – nicht nur durch die Reaktionen ihres Publikums, sondern auch bei der kurzen Rede des Bewohnerbeiratsvorsitzenden Paul Kürten, der ein paar abschließende Worte an das Musikerpaar richtet: „Ich würde ja eine Namensänderung vorschlagen und Sie die Singers taufen. Stephanie Singer und Frank Singer“, scherzt er, erhebt sich von seinem Stuhl und verneigt sich im Namen aller Anwesenden vor den beiden. Die zeigten sich beeindruckt.

Begeisterung nach dem Auftritt

Viele wollen ein Autogramm haben „Wir haben lange überlegt, wie wir alle erreichen können, das ist gar nicht so einfach. Umso mehr freut es uns, es geschafft zu haben. Alleine das Leben zu sehen, das in die Menschen kommt, wenn die Musik spielt“, zeigen sich die beiden mindestens genau so überrascht wie über die Tatsache, dass die anwesenden 60 Frauen und Männer von insgesamt 86 Bewohnern ganze anderthalb Stunden durchgehalten haben.

Für die Neumanns ist dennoch kein Feierabend, denn die müssen fleißig Autogramme schreiben. Weil das Franziskus-Heim im Winter zu spät von der Weihnachtsaktion des Duos erfahren hatte, bei der die Neumanns pro Adventswochenende ein Konzert in Altenheimen verschenkt hatten, brachten sie die Bewohner vorab mit dem Schlagernachmittag in den Genuss, ehe sie im kommenden Dezember dann austesten, wie bei den Bewohnern Weihnachtslieder ankommen.

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