Krieg in der UkraineIn Wipperfürth soll ein Containerdorf für Geflüchtete entstehen

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Eine blaue Container-Unterkunft.

Beispiel für eine Container-Unterkunft, wie sie gerade in vielen Kommunen entstehen. Hier in Odenthal.

Die Stadt Wipperfürth plant eine provisorische Unterkunft für Geflüchtete. Die CDU sprach sich gegen eine Schließung der Turnhalle in Thier aus.

Die Stadt Wipperfürth will auf einem geschotterten Parkplatz an der Bahnstraße, schräg gegenüber des ehemaligen Bahnhofs, Container aufstellen, um dort rund 25 bis 50 Geflüchtete unterzubringen. Im Rat wurde ausgiebig darüber diskutiert. Wir erklären die wichtigsten Fragen.

Warum eine Unterkunft aus Containern?

Im Jahr 2022 kamen 418 geflüchtete Personen nach Wipperfürth, 23 Personen seit dem seit 1. Januar dieses Jahres. Wipperfürth muss noch 200 weitere Personen aufnehmen, diese Zahl kann sich aber jede Woche ändern. Die städtischen Sammelunterkünfte sind größtenteils belegt, ebenso die von der Stadt angemieteten Wohnungen.

Die Unterbringung von Geflüchteten ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Während andere Kommunen schon seit einiger Zeit auf Container oder Wohnraummodule setzen, hat Wipperfürth darauf bislang bewusst verzichtet. „Container sind nicht die beste Lösung“, sagte Bürgermeisterin Anne Loth. „Wir hatten bei der Suche nach Wohnraum einen großen Zuspruch der Bevölkerung, kommen jetzt aber an unsere Grenzen.“

Wie hoch sind die Kosten?

Eine erste Schätzung für die Containerlösung kommt auf eine Summe von 1,3 Millionen Euro, die im Haushalt 2023 stehen. Darin enthalten sind die Planung des Bauvorhabens, die Anschlüsse für Ver- und Entsorgung, die Erschließungsarbeiten, der Kauf und die Herrichtung der Container.

Gibt es keine anderen Lösungen?

Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Turnhalle Thier als Unterkunft für 20 Geflüchtete vorzubereiten. Dafür waren 67.000 Euro vorgesehen. „Wir möchten eigentlich keine Turnhalle nutzen, wir prüfen erst alle andere Optionen“, erläutere Fachleiter Marius Marondel. Die CDU-Fraktion lehnt die Idee ab. „Turnhallen dienen dem Vereinssport und sind Begegnungsstätten für eine Vielzahl von Personen“, heißt es in einem Antrag der CDU.

Eine Schließung dieser Hallen sei keine Lösung, zudem müssten Geflüchtete eine ordentliche und geeignete Unterkunft erhalten. Die CDU hatte beantragt, die Summe von 67.000 Euro für die Herrichtung der Halle zu sperren. Der Thierer CDU-Ratsherr Heribert Berster erläuterte ausführlich die Gründe. „Wir sind dafür, dass Flüchtlinge Unterschlupf finden“, betonte er. Aber dafür solle man keine Turnhallen hergeben, das könne zu Abwehrreaktionen führen.

Die Sporthalle in Thier wird laut Berster aktuell von 346 Frauen und Männern, Kindern und Senioren genutzt, außerdem für Sportwettkämpfe mit anderen Mannschaften. Auch die Kita St. Anna, Noh bieneen, und die Tanzbärchen des Tanzkorps Blaus-Weiß Neye nutzen die Halle, sie sei der sportliche Mittelpunkt im Dorf, so Berster. Eine Sperrung der Halle schade auch dem Sportverein Thier. Mit einer möglichen Nutzung der Turnhalle Thier breche man ein Versprechen, das bei der Schließung der Grundschule gegeben worden sei.

Was sagen die anderen Fraktionen?

SPD-Fraktionschef Frank Mederlet forderte eine Lösung, die möglichst alle mittragen können. „Als Rat sollten wir ein Signal geben, dass Menschen, die unfreiwillig in Not gekommen sind, hier willkommen sind.“ Er sei skeptisch, ob eine Unterbringung in Turnhallen auf den Dörfern der richtige Weg sei, so Mederlet, ausschließen wolle er dies nicht.

Die Stadt solle für privaten Wohnraum nochmals auf die Bevölkerung zugehen, forderte UGW-Fraktionschef Klaus Felderhoff. Auch er sprach sich gegen eine Nutzung von Turnhallen als Unterkünfte aus, ebenso wie Franz-Josef Flosbach FDP. Einzig die Grünen wollten den Vorschlag der Verwaltung mittragen. „Turnhallen als Unterkünfte sind das letzte Mittel der Wahl, wir kommen hoffentlich drumherum“, so Grünen-Fraktionschef Christoph Goller.

Welche Unterkünfte gibt es noch?

Die Alten Post wird bereits als Unterkunft genutzt, die Stadt will dort nun auch das Dachgeschoss ausbauen. Aus Brandschutzgründen ist dort ein zweiter Rettungsweg nötig. Dazu soll auf der Rückseite des Gebäudes ein Fluchttreppenturm angebracht werden. Die Stadt rechnet mit Kosten von 55.000 Euro. Keinen Fortschritt gibt es beim Haus auf dem Silberberg. Das ehemalige Seniorenheim steht leer, die Stadt als Mieter befindet sich in einem laufenden Rechtsstreit mit dem Eigentümer.

Wie geht es jetzt weiter?

Nachdem der Rat mit großer Mehrheit die Mittel für die Herrichtung der Turnhalle Thier sperren ließ, hat die Verwaltung die weitere Planung dafür abgesetzt. Wie schnell Container beschafft und aufgestellt werden können, ist unklar.

Die Verwaltung geht davon aus, dass es mehrere Monate dauert, geeignete Container zu beschaffen. Vereinsvertreter aus Thier hatten sieben Anbieterangeschrieben, die erklärt haben, dass sie Teils binnen Wochen Container liefern können. Kommende Woche tagen der Schul- und Sozialausschuss sowie der Bauausschuss, beide werden sich zu dem Thema beraten.

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