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InterviewVolker Kutscher über seinen neuen Krimi „Westend“

4 min
Das Foto zeigt den Schriftsteller Volker Kutscher

Schriftsteller Volker Kutscher stammt aus Oberberg

Am 4. September erscheint „Westend“, ein neuer Krimi des aus Wipperfürth stammenden Schriftstellers Volker Kutscher. Im Interview erzählt er, wie es zu dem Buch kam.

Wir schreiben das Jahr 1973. Gereon Rath, Kriminalkommissar i. R., lebt in einem Altersheim. Dort bekommt er Besuch von einem Historiker, der Rath interviewen will. Das ist das Setting von „Westend“. Ein unerwartetes Wiedersehen – denn eigentlich sollte der Roman „Rath“, erschienen 2024, doch den Abschluss der zehnbändigen Reihe bilden. Woher der Sinneswandel?

Volker Kutscher: Eigentlich ist es gar kein Sinneswandel, denn dass ich mit Kat Menschik auch einen dritten Erzählband aus dem Rath-Universum in ihrer illustrierten Reihe mache, hatten wir beide schon länger beschlossen, sogar der Titel stand fest. Und natürlich ist und bleibt „Rath“ auch der Abschluss der Romanreihe. Die drei illustrierten kleinen Erzählbände „Moabit“, „Mitte“ und jetzt „Westend“ sind ebenso wie die Rath-Kurzgeschichten so gesehen nur Beiwerk zum großen Romanprojekt.

Gab es dafür Vorbilder? Mir kam die Harry-Potter-Reihe in den Sinn, wo ein Theaterstück nachgelegt wurde, das ebenfalls später als die eigentliche Romane angesiedelt ist.

Mit Harry Potter hat das wenig zu tun, eher damit, dass die Zusammenarbeit mit Kat so großen Spaß macht. Und einen kurzen Blick in die Nach-Roman-Zukunft zu werfen und dabei vielleicht auch die ein oder andere Erwartung der Leserschaft zu konterkarieren, das hat mich natürlich auch gereizt.

Leserinnen und Leser, die bislang noch keinen der Rath-Romane gelesen habe, dürften mit „Westend“ eher wenig anfangen können, oder?

Ich hoffe, doch. Aber natürlich haben diejenigen, die mit den Namen, die in Raths Erinnerungen aufploppen, schon etwas verbinden, mehr von der Lektüre.

Für Westend haben Sie bewusst ein ganz anderes Format gewählt – ein Interview, das aber schon bald die strenge Folge von Frage und Antwort verlässt und eine Eigendynamik entwickelt. Woher kam die Idee?

Eines meiner absoluten Lieblingsbücher ist Wolf Haas' „Das Wetter vor 15 Jahren“, das auch durchgehend als Interview geschrieben ist. Allerdings reden die Interviewpartner da über einen Roman, im Fall von „Westend“ ist das Gesprächsthema das Leben von Gereon Rath.

Kat Menschik hat „Westend“ illustriert – was leisten ihre Bilder, was der Text nicht kann?

Bilder und Zeichnungen sprechen ja ganz andere Sinne an. Und Kats Bilder sind nie nur einfache Buchillustrationen, die platt eine Szene der Handlung abbilden, sie treten mit dem Text in einen Dialog und bringen ihn zum Schwingen. Es ist für mich immer ein Geschenk, wenn ich sehe, was sie sich für meine Erzählungen ausgedacht hat. Und sie zeichnet ja nicht nur die Bilder, das ganze Buch ist immer von ihr gestaltet, das sind kleine Kunstwerke.

Ende November kommen Sie nach Wipperfürth und lesen dort in der Alten Drahtzieherei. Dazu gibt es Livemusik der Brüder Wasserfuhr. Wird das ein besonderer Auftritt?

Eine Lesung in Wipperfürth ist für mich natürlich immer etwas Besonderes. Und ein Auftritt mit Roman und Julian sowieso. Die beiden haben mich zusammen mit Jörg Brinkmann schon bei einigen „Rath“-Lesungen begleitet, und sie werden auch die Premiere von „Westend“ in der Berliner Volksbühne musikalisch gestalten. Dass wir mit diesem Programm nach Wipperfürth kommen, freut mich sehr, denn neben Lesung und Musik gibt es dann ja auch noch die Bilder von Kat, die auf eine große Leinwand projiziert werden.

Viele Autoren verraten nicht gerne, woran sie gerade aktuell arbeiten. Können Sie das Geheimnis lüften?

Im Augenblick arbeite ich gar nicht, ich begleitet meine Frau auf ihrem Sabbatical. (lacht) Aber danach geht es weiter. Es wird noch einen Sammelband mit den Kurzgeschichten aus der Rath-Welt geben, und dann mache ich mich an einen neuen Roman. Inzwischen zeichnet sich auch schon ab, was für eine Geschichte das wahrscheinlich werden wird, aber da sich das alles sogar während des Schreibens noch ändern kann, verrate ich es erst, wenn das Manuskript fertig ist.


Volker Kutscher, Jahrgang 1962, in Lindlar geboren, in Wipperfürth aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete er als Lokalredakteur in Wipperfürth für unsere Zeitung. Seit 2004 ist er freiberuflicher Schriftsteller. Der Durchbruch gelang ihm 2008 mit dem Krimi „Der nasse Fisch“, dem ersten Roman einer zehnbändigen Reihe um Kommissar Gereon Rath, die im Berlin der 1920er und 30er Jahre spielen. Die Romane dienten als Vorlage für die erfolgreiche Fernsehserie „Babylon Berlin. „Westend“ ist nach „Moabit“ und „Mitte“ das dritte Buch Kutschers, das Kat Menschik illustriert hat.

Am Donnerstag, 27. November, 20 Uhr, kommen Volker Kutscher und Kat Menschik zu einer Lesung in die Alte Drahtzieherei, Wupperstraße 8, in Wipperfürth, die Brüder Julian und Roman Wasserfuhr begleiten den Abend musikalisch. Der Abend findet statt unter Beteiligung des Fördervereins der Stadtbibliothek Wipperfürth. Karten zum Preis von 24,90 Euro/17,90 Euro gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen und online unter www.altedrahtzieherei.de