53 Jahre lang hat Michael Di Natale in seiner mobilen Eisdiele leckeres Eis verkauft. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Mobile EisdieleDer Eismann aus Marienheide-Müllenbach hört nach 53 Jahren auf

53 Jahre lang hat Michael Di Natale (r.) neben seinem Sohn Luca, Eis verkauft, jetzt geht der 79-Jährige in Rente.
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Wie ein Lauffeuer hat sich in den vergangenen Tagen die Nachricht verbreitet: Die Familie Di Natale aus Marienheide-Müllenbach gibt ihr Eisgeschäft auf. Seniorchef Michael Di Natale ist 79 Jahre als. „Nach über 53 Jahren im selbstständigen Eisgeschäft ist für mich nun der Moment gekommen, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen.“
Eine Entscheidung, die der ganzen Familie nicht leicht fällt. Vier Generationen sind im Eisgeschäft groß geworden. „Das war auch für uns Enkel schön, wenn wir im Eiswagen mitfahren konnten“, erzählt Gina-Marie Di Natale mit leuchtenden Augen. Früher waren bis zu vier Eiswagen im Auftrag der Familie unterwegs, um die Oberberger mit hausgemachter Vanille-, Schokoladen- und Stracciatella-Eiscreme zu versorgen.
Oranger VW-Transporter war das Markenzeichen der mobilen Eisdiele
Wenn der leuchtend orange Transporter – das Markenzeichen der Müllenbacher – seine Klingel schellen ließ, strömten die Kinder auf die Straße, um sich ein Eis zu gönnen. Auch bei Festen, egal, ob Firmenjubiläum, Schulabschluss oder Familienfeier, durfte „Gelati“ aus Müllenbach nicht fehlen. Heute ist nur noch ein VW Transporter übrig geblieben, Baujahr 2000. „Der hat 500.000 Kilometer auf dem Buckel“, verrät Sohn Luca Di Natale. Der 53-Jährige ist schon vor einigen Jahren aus dem Eisgeschäft ausgestiegen und arbeitet jetzt bei Otto Fuchs in Meinerzhagen.
„Früher war es besser“, erzählt der Seniorchef. „Es gab viel mehr Kinder, die Leute waren lockerer und sie hatten mehr Geld.“ Auch seien die Auflagen immer höher geworden, ergänzt Sohn Luca. Michael Di Natale stand mitten in der Nacht auf, um ab 3 Uhr morgens im Erdgeschoss des Hauses, in der Eisküche die kühlen Leckereien zuzubereiten, bis zu 14 Sorten. Die vergangenen Jahre mit Corona und steigender Inflation waren nicht leicht, gesundheitliche Probleme kamen hinzu.
Der Arbeitstag von Familie Di Natale beginnt schon mitten in der Nacht
„Eigentlich wollte Papa schon vor fünf Jahren in Rente gehen, aber er hängt mit seinem ganzen Herzen an seinem Beruf“, erzählt Luca Di Natale. Denn wer Eis verkauft, der darf sich über fröhliche, gut gelaunte Kunden freuen. Ein Eis zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Warum eigentlich machen die Italiener das beste Eis überhaupt? „Gute Frage“, meint Luca. Das müsse etwas mit der Liebe zum Produkt zu tun haben. Alles begann damit, dass Michael Di Natale vor mehr als 50 Jahren ein Eiscafé im Aggerbad Dieringhausen eröffnete. Doch schnell fand er heraus, dass mobile Eiswagen – bis dahin in Oberberg noch völlig unbekannt – mehr Geld abwarfen. Also konzentrierte sich die Familie darauf.

Einer der ersten Eiswagen mit Platz für drei Kübel
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Der erste Eiswagen, Anfang der 1970er Jahre, war ein umgebauter Renault R 5. Im Kofferraum fanden gerade einmal zwei Kübel Platz, für Schokolade und Vanille. Mehr gab es zunächst nicht. Wenn Michael Di Natale mit seinem Eiswagen über die Landstraßen und durch die Dörfer fuhr, wurde er regelmäßig von der Polizei gestoppt. Die Beamten wollten nicht etwa den Führerschein des Müllenbachers sehen – nein, sie hatten Lust auf ein leckeres Eis, das sie selbstverständlich bekamen.
Die Familie Di Natale ist ihren vielen treuen Kunden sehr dankbar. „Wir sind in den vergangenen Tagen mit Dankesschreiben auf den Sozialen Medien schier überrollt worden“, erzählt Luca Di Natale. Eine Familie schrieb dort an Michael Di Natale. „Unser Sohn wollte eigentlich ihr Nachfolger werden, aber er ist erst zehn Jahre alt.“
Die Rezepte, nach denen Michael Di Natale sein Eis hergestellt hat, sind seit Jahrzehnten unverändert. Und was sind seine persönlichen Favoriten? Er muss nicht lange überlegen. „Pistazie, Joghurt und Spaghettieis“. Aber ist Spaghettieis nicht eine deutsche Erfindung? „Das ist nicht ganz sicher“, meint Luca Di Natale. Er hat jetzt ein anderes Problem: „Wenn wir abends Lust auf ein Eis hatten, mussten wir nur in unsere Eisküche gehen. Das geht nun nicht mehr.“