Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

PapiertheaterGroße Oper auf einer kleinen Bühne in Wipperfürth

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Peter Schauerte-Lüke und einige seiner Darsteler aus Papier.

 Peter Schauerte-Lüke ist Theaterbesitzer, Regisseur, Schauspieler und Ausstatter in einer Person

Für eine Opernaufführung braucht es normalerweise viele Mitwirkende. Nicht so im Papiertheater in Wipperfeld-Untermausbach.

"Samiel, Samiel erscheine!“ Es donnert und blitzt, Nebel wabert über den Waldboden , und dann erscheint auf der Bühne der leibhaftige Satan. „Wer hat mich gerufen?“ Die „Wolfsschluchtszene“ ist die zentrale Stelle im „Freischütz“. Auch 200 Jahre nach der Uraufführung erfreut sich die Oper von Carl Maria von Weber großer Beliebtheit.

Um ein solches Werk auf die Bühne zu bringen, braucht es sonst mehrere hundert Mitwirkende: Sängerinnen und Sänger, einen Chor, die Musiker des Orchesters, und viele Hände hinter der Bühne, von den Technikern bis zum Programmheftverkäufer. Peter Schauerte-Lüke und sein Papiertheater in Untermausbach, einem winzigen Weiler nahe Wipperfeld, zeigen, das Opernzauber auch ganz anders funktionieren kann. Klein, aber fein, und nicht immer ganz ernst gemeint.

Nicht alles ist ernst gemeint

Schauerte-Lüke schlüpft in alle Rollen, ist Regisseur und Sänger, bewegt geschickt die kleinen, auf Karton aufgeklebten Figuren, arbeitet parallel als Beleuchter und Techniker. Bei besonders aufwendigen Produktionen unterstützt ihn sein Sohn Massimo hinter der Bühne. Nur die Musik kommt aus der Retorte.

„Der Freischütz war von Anfang an auch auf dem Papiertheater sehr populär“, sagt Schauert-Lüke, der sich eingehend mit der Geschichte des Mediums beschäftigt hat. Das liege vor allem an der Wolfsschluchtszene, die sich mithilfe von Kulissen, Geistern und Licht sehr eindringlich inszenieren lasse. Neben Oper und Schauspiel gehören auch originell inszenierte Märchen zum Repertoire des Papiertheaters im Fachwerkhaus.

Viel herumgekommen

Schauerte-Lüke kam 1952 in Bergisch Gladbach zur Welt. In Marienheide ging es zur Schule, es folgte eine Buchhändlerlehre in Moers. 1976 kaufte er in Lübeck eine traditionsreiche Buchhandlung, gleich gegenüber vom Stadttheater. Schauspieler und Regisseure waren Stammkunden. „Ein Freund brachte mir aus England ein Papiertheater mit und führte mir etwas vor.“ Der junge Buchhändler kam auf den Geschmack, stand schon selbst bald hinter der kleinen Bühne, übernahm auch Gesangsrollen. „Eine Sängerin sagte mir, ‚Deine Stimme ist nicht schlecht, aber Dir fehlt die Technik‘. Sie hat mir dann Unterricht erteilt.“

Irgendwann kam Schauerte-Lüke zurück ins Bergische Land. Ab 2001 spielte er regelmäßig in Schloss Burg an der Wupper, bis die Eigentümer ihm dort 2013 beschieden, man habe keinen Bedarf mehr. Für Oberberg war das ein Glücksfall, denn nun richtete Schauerte-Lüke sein Theater in Untermausbach ein, in einen 200 Jahre alten Fachwerkhaus, das einst seinen Großeltern gehört hatte.

Es gibt Perlen in Oberberg, die viele nicht kennen
Annemarie Weingarten, Zuschauerin

Im Sommer finden die Aufführungen im verwunschenen Garten hinter dem Haus statt, wo bis zu 25 Zuschauer zwischen rankenden Rosen, Disteln und knorrigen, uralten Bäumen den Aufführungen lauschen können. Im Anschluss lädt der Hausherr zu einem Glas Wein auf der Terrasse ein. Dieser Austausch mit dem Publikum ist dem 73-Jährigen sehr wichtig. „Es gibt Perlen in Oberberg, die viele nicht kennen“, findet Annemarie Weingarten aus dem Reichshof, die zusammen mit einer Freundin aus Wiehl angereist ist und den Freischütz und die Atmosphäre genießt.

Derweil hat Peter Schauerte-Lüke mit der Arbeit am nächsten Stück begonnen. Ausgebreitet auf einem Arbeitstisch, liegt das Personal zu Goethes „Faust I“ — Faust im altdeutschem Gewand, Gretchen und ihr Bruder Valentin, und natürlich Mephisto in Teufels- und Pudelgestalt. Den Hund hat Peter-Schauerte-Lüke selbst gezeichnet. Schere, Cuttermesser, Tape und die Tube mit Klebstoff kommen ständig zum Einsatz. Nebenan hat der Theatermann das üppige Bühnenbild zu Faust Studierstube aufgebaut. Über zehn Jahre ruhte es auf dem Speicher. „Alles in Ordnung“, freut sich Schauerte-Lüke. Nur den Text – immerhin 22 Seiten – den müsse er wieder neu lernen.


Faust feiert am 12. Juli, 19 Uhr, Premiere, weitere Aufführungen finden am 13., 26. und 27. Juli statt. Reservierungen per Mail an info@papiertheaterfachwerkhaus.de und unter 01 60/55 42 447.Weitere Informationen gibt es online unter papiertheaterfachwerkhaus.de