Viele HerausforderungenWipperfürther Jugendamt und Jugendzentrum mit neuer Leitung

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Sarah Hedfeld und Mario Schwanicke vor dem Wipperfürther Jugendzentrum.

Sarah Hedfeld und Mario Schwanicke vor dem Wipperfürther Jugendzentrum.

Sarah Hedfeld ist die neue Leiterin des Wipperfürther Jugendamtes, Mario Schwanicke leitet seit kurzem das Jugendzentrum.

Beide haben beruflich mit Jugendlichen zu tun, beide sind neu im Job und tauschen sich regelmäßig aus. Und doch sieht der Arbeitsalltag von Sarah Hedfeld und Mario Schwanicke ganz unterschiedlich aus. Die 44-jährige Hedfeld studierte Erziehungswissenschaftlerin mit Sozialer Arbeit und Jugendstrafrecht, ist außerdem pädagogische und psychologische Beraterin und leitete ein Familienbüro. Zuletzt war sie Sachgebietsleiterin Jugend und Soziales in der Stadt Wiehl. Seit ein paar Monaten arbeitet sie als neue Leiterin des Wipperfürther Jugendamts. Mario Schwanicke, acht Jahre jünger, leitet seit kurzem das Jugendzentrum.

Die meisten Kommunen in Oberberg haben kein eigenes Jugendamt, sondern nehmen stattdessen die Leistungen des Kreisjugendamts in Anspruch. Nicht so in Wipperfürth, wo vor genau 25 Jahren ein Jugendamt gegründet wurde. Hedfeld, die selbst aus Engelskirchen stammt, ist überzeugt davon, dass die Hansestadt davon enorm profitiert. „Die Menschen haben Ansprechpartner vor Ort, was zum Beispiel bei Themen wie Unterhaltszahlungen und Vaterschaft ein großer Vorteil ist.“ Und auch die Wipperfürther Kindergärten würden von dieser Nähe profitieren. „Eine gute Qualitätsstruktur zu schaffen, das geht vor Ort besser“, ist Hedfeld überzeugt. „Wir gucken uns den Bedarf genau an.“

Kampf mit zahlreichen Vorurteilen

Das Jugendamt hat auch hoheitliche Aufgaben zum Schutz von Jugendlichen zu erfüllen. Dazu zählen die Amtsvormundschaft, Beistandschaften, das Mitwirken vor Familien- und Jugendgerichten und die Inobhutnahme. In der Bevölkerung ist das Jugendamt deshalb nicht unbedingt beliebt, heißt es doch manchmal: „Die nehmen die Kinder weg“. Hedfeld kennt dieses Vorurteil und möchte die Bevölkerung deshalb besser aufklären. „Wir haben ganz viele präventive Angebote, die aber nicht so bekannt sind.“ Ein Kind aus einer Familie herauszunehmen, das sei immer nur der letzte Schritt. Um die gesetzlichen Aufgaben in der Jugendhilfe zu erfüllen, arbeiten die Jugendämter mit freien Trägern zusammen. Ein Problem, mit dem alle Kommunen zu kämpfen hätten, sei die eingeschränkte Vielfalt der Träger, sagt Hedfeld.

Herausfordernd ist die Arbeit im Jugendamt auch, weil jedes Jahr neue gesetzliche Bestimmungen hinzukommen. So spielt das Thema Inklusion eine immer größere Rolle. Mario Schwanicke, geboren 1987 in Lennep, hat Kulturpädagogik studiert. Bevor er von Michael Lambeck die Leitung des Jugendzentrums übernahm, war er in Wipperfürth als Streetworker und Schulsozialarbeiter tätig. „Das hat den Vorteil, dass ich viele Jugendliche hier vor Ort schon kenne und sie mir vertrauen“, sagt der 36-Jährige. Und auch wenn es im Jugendzentrum an der Wupperstraße beengt zugeht — die zentrale Lage sei perfekt, so Schwanicke. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass das Jugendzentrum irgendwann umzieht.

Rund 8000 Jugendlichen besuchten das Jugendzentrum 2023

Im vergangenen Jahr, von Oktober 2022 bis September 2023, zählte das Jugendzentrum knapp 8000 Besuchende, täglich kamen im Schnitt rund 47 Jungen, Mädchen und junge Erwachsene bis 27 Jahre. Damit steht fest, dass dieses Jahr eines des besten war. Jetzt braucht die Stadt nur noch einen neuen Streetworker.

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