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Zwei Kirchen, kein PfarrerEvangelische Gemeinden in Wipperfürth und Klaswipper wollen fusionieren

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Die Evangelische Kirche am Markt in Wipperfürth.

Die Evangelische Kirche am Markt in Wipperfürth.

Die evangelischen Gemeinden Wipperfürth und Klaswipper werden unter anderem durch Kündigungen vor große Herausforderungen gestellt.

Die Evangelische Gemeinde Wipperfürth steht vor großen Herausforderungen: Pfarrerin Stefanie Eschbach hat gekündigt, auch Kirchenmusiker Erik Sirrenberg verlässt Wipperfürth zum 1. Juli (wir berichteten). Gleichzeitig laufen Gespräche über eine Fusion mit der Kirchengemeinde Klaswipper.

Am Freitagabend fand eine gut besuchte Versammlung der Evangelischen Gemeinde Wipperfürth statt, bei dem ein Fahrplan für das kommende Jahr vorgestellt wurde. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:

Wie ist die Ausgangssituation?

Die Evangelische Kirche im Rheinland beschäftigt derzeit rund 1520 Pfarrerinnen und Pfarrer. Im Jahr 2030 werden es nur noch rund 1000 sein – weil viele Geistliche in den Ruhestand gehen und Nachwuchs fehlt. Der Kirchenkreis An der Agger, zu dem auch Wipperfürth und Klaswipper gehören, muss deshalb ebenfalls massiv Pfarrstellen abbauen, wie Superintendent Michael Braun erläuterte.

Wipperfürth und Klaswipper werden künftig zusammen nur noch eine volle Pfarrstelle haben. An einer Fusion der beiden Gemeinden dürfte deshalb kein Weg vorbeiführen. Eine Steuerungsgruppe mit Vertretern aus beiden Gemeinden entwickelt derzeit ein Rahmenkonzept, mit dem Ziel, Wipperfürth und Klaswipper in absehbarer Zeit zu einer Gemeinde zu verschmelzen.

Welche Gründe gibt es für die Kündigungen?

Pfarrerin Stefanie Eschbach erläuterte in der Gemeindeversammlung ihre Motive: „Ich wechsle nach Köln und kann dort nochmals für 14 bis 15 Jahre in einer neuen Gemeinde arbeiten.“ Früher seien Pfarrer nach zehn Jahren versetzt worden, sie sei jetzt zwölf Jahre in Wipperfürth. Mit der Sanierung des Gemeindehauses – das beim Hochwasser 2021 erheblich beschädigt wurde – seien die meisten Aufgaben vor Ort jetzt abgeschlossen, so Eschbach.

Im Herbst 2022 waren gleich drei Mitglieder des Wipperfürther Presbyteriums zurückgetreten. Damit war das Gemeindeparlament nicht mehr beschlussfähig, an seine Stelle trat ein vom Kirchenkreis an der Agger eingesetzter, dreiköpfiger Bevollmächtigtenausschuss, bestehend aus den beiden Ehrenamtlern Ekkehard Giehl aus Gummersbach als Vorsitzender, Ute Hucklenbroich aus Dieringhausen und Pfarrer Matthias Weichert. Dass ein Presbyterium zerbricht, sei ungewöhnlich, erläuterte der Superintendent. Im Kirchenkreis An der Agger sei dies seit dem Jahr 2000 bislang nur einmal geschehen.

Inwieweit diese Konstellation bei Eschbachs Kündigung eine Rolle gespielt hat, blieb am Freitag offen. Kirchenmusiker Erik Sirrenberg, seit August 2018 in Wipperfürth angestellt, hat gleichfalls zum 1. Juli gekündigt, er wechselt auf eine neue Stelle nach Düsseldorf.

Wie ist die Situation in Klaswipper?

Mitte Juni gehen Pfarrer Thomas Ruffler und seine Frau, Pfarrerin Gabriele Ruffler, nach über 40 Jahren in den Ruhestand. Auch hier steht also ein Neuanfang bevor. Vom 25. Juni bis zum 6. August soll das Projekt „Sommerkirche“ starten. Das bedeutet, dass die beiden Gemeinden gemeinsam den sonntäglichen Gottesdienst organisieren, der Ort wechselt zwischen der Kirche am Markt in Wipperfürth, der Kirche in Klaswipper und dem Gemeindehaus Kupferberg. Für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität wird ein Fahrdienst angeboten.

Da ab 1. Juli die Pfarrstellen in Wipperfürth und Klaswipper nicht mehr besetzt sind, übernimmt Gemeindereferent Michael Kunz einen Teil der Aufgaben. Er soll die „pastorale Grundversorgung“ aufrecht erhalten – dazu zählen Gottesdienste, Trauungen, Taufen und Beerdigungen. Wie ein gemeinsamer Konfirmandenunterricht aussehen soll, ist noch unklar.

Kunz stellte sich der Gemeindeversammlung vor, betonte aber, dass er kein Pfarrer sei und Wipperfürth und Klaswipper irgendwann wieder verlassen werde. Wie es nach dem 6. August weitergeht, ist derzeit noch offen. Pfarrer Matthias Weichert und Superintendent Michael Braun appellierten an die Gemeindemitglieder, sich mit eigenen Ideen einzubringen.

Was soll als nächstes geschehen?

Die Gespräche zwischen Wipperfürth und Klaswipper gehen weiter. Eine gemeinsame Kirchenmusikerstelle soll so schnell wie möglich neu ausgeschrieben werden. Bei der Pfarrstelle ist dies – aus Gründen des anderen Dienstrechts – etwas komplizierter. Für ein gemeinsames Presbyterium müssen sich genügend Kandidaten finden. Dann könnte – etwa im Frühjahr 2024 – eine gemeinsame Pfarrstelle ausgeschrieben werden.

Ob sich dafür Bewerberinnen oder Bewerber finden, ist noch offen. „In Dieringhausen haben wir seit einem Jahr eine Vakanz“, erläuterte Superintendent Michael Braun. Eine freie Pfarrstelle wieder zu besetzen, sei derzeit schwer. Er versprach aber auch, dass der Kirchenkreis Wipperfürth und Klaswipper unterstützen werde.

Was wird aus den Gebäuden?

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat sich vorgenommen, bis 2035 alle Kirchengebäude – dazu zählen auch Kitas, Gemeindezentren und Pfarrhäuser – klimaneutral zu sanieren. Wie das gelingen kann, ist noch offen.

Weil in Wipperfürth dringend Kindergartenplätze gesucht werden und der Evangelische Kindergarten Sonnenkäfer als allen Nähten platzt, kam die Ideen auf, das Erdgeschoss des Gemeindehauses an der Lüdenscheider Straße für eine zusätzliche Kita-Gruppe umzubauen. Die Kosten für einen Umbau würde größtenteils das Land NRW übernehmen. Das Untergeschoss soll der Gemeinde weiterhin zur Verfügung stehen.

Ob die künftige, gemeinsame Kirchengemeinde „Klaswipperfürth“ mittelfristig alle Kirchen und Gemeindehäuser in Wipperfürth, Klaswipper und Kupferberg halten kann, ist derzeit noch offen.

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