Wirtschaft in OberbergWie sich das Coronavirus auf die Unternehmen auswirkt

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Eisenwarenmesse2023

Von der Kölner Eisenwarenmesse hatte sich Rüggeberg aus Sorge vor dem Virus bereits frühzeitig zurückgezogen. Später wurde sie ganz abgesagt. 

  • Viele Unternehmer in der Region sind über den Virus und die Gegenmaßnahmen besorgt.
  • Manche mussten schon Erfahrung mit dem Kampf gegen Corona machen.
  • Schon eine Handvoll Ausfälle zeigen, womit eine Firma schlimmstenfalls konfrontiert sein könnte.

Oberberg – Die Sorge vor dem Coronavirus ist längst auch in den Chefetagen der oberbergischen Firmen angekommen. Ein Fall, von dem die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) berichtet, zeigt das deutlich: Ein Unternehmer rief an, dessen Mitarbeiter sich wegen Grippesymptomen krankgemeldet hatte. Sofort stellte sich dem Unternehmer eine existenzielle Frage: Was passiert, wenn sich Teile der Belegschaft mit dem Coronavirus infiziert haben – die Produktion schlimmstenfalls wegen Quarantänemaßnahmen ganz zum Stillstand kommt?

Jörn Wenge aus der IHK-Pressestelle berichtet: „Wenngleich der kranke Mitarbeiter in diesem Fall wahrscheinlich nur eine Erkältung hat – viele Unternehmer in der Region sind über den Virus und die Gegenmaßnahmen besorgt.“

Mitarbeiter in Quarantäne

Der Marienheider Schleifwerkzeugehersteller Rüggeberg gehört zu den Unternehmen, die bereits Erfahrung mit dem Kampf gegen Corona machen mussten. Zwei Mitarbeiter befänden sich derzeit in einer angeordneten häuslichen Quarantäne, berichtet Unternehmenssprecher Florian Pottrick. Auch Angehörige dieser beiden Verdachtsfälle seien vorsichtshalber zu Hause geblieben.

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Bei dem 800 Mitarbeiter starken Familienunternehmen fallen diese Ausfälle zwar nicht ins Gewicht. Sie zeigen jedoch, womit eine Firma schlimmstenfalls konfrontiert sein könnte, erläutert IHK-Sprecher Wenge. Er berichtet von einer anderen Firma, die ihre Produktion auf einen Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt hat und dabei tunlichst darauf achtet, dass sich die Mitarbeiter der beiden Schichten nicht zu nahe kommen. Denn falls sich in einer Schicht das Coronavirus ausbreite, solle die andere nicht automatisch auch in Quarantäne kommen.

Bewertung durch Krisenstäbe

Bei Rüggeberg bewertet ein hausinterner Krisenstab die Lage regelmäßig, sagt Pottrick. Der hält unter anderem im Auge, wie sich die Corona-Situation in Nordspanien entwickelt, wo Rüggeberg ein Tochterunternehmen hat. Die Gefahr eines Produktionsausfalls sieht das Unternehmen derzeit nicht: In Marienheide seien alle Rohmaterialien vorhanden, die für die Fertigung der Schleifscheibe, Feilen und anderen Werkzeuge nötig sind. Dabei zahle sich nun die seit vielen Jahren praktizierte große Lagerbevorratung aus. Pottrick: „Wir sind lieferfähig.“

Der in Morsbach ansässige Automobilzulieferer Montaplast hat in einem für das Unternehmen erstellten Risikohandbuch auch das Vorgehen bei einer Epidemie beschrieben. Um die Mitarbeiter und damit das Unternehmen zu schützen, wurden bereits einige Maßnahmen umgesetzt. Geschäftsführer Frank Schlieber berichtet von Desinfektionsmittelspendern, die im Werk aufgestellt wurden, und von Hinweisen an die Mitarbeiter, wie sie einer Infektion entgegenwirken können – etwa durch das Verzicht aufs Handgeben. Dass sich Mitarbeiter mit dem der Coronavirus anstecken könnten und Quarantänen die Produktion beeinträchtigen könnten, sorgt Schlieber weniger als der Umstand, dass die Menschen weltweit weniger Autos kaufen – und die von Montaplast gefertigten Autoteile deswegen weniger gefragt sind.

Umsatzrückgang in ausländischen Standorten

In der Produktion in Oberberg mache sich das bislang nicht bemerkbar, sagt Schlieber, aber in den ausländischen Standorten – wie in China – verzeichne das Unternehmen in Teilbereichen bereits einen Umsatzrückgang.

Der Unternehmer Thomas Markus Stamm, Geschäftsführer von „Sunshore Solar“ in Bergneustadt, ist froh, dass er seine Lagerhallen bereits frühzeitig im Jahr gefüllt hat. Er importiert Solarkollektoren aus China. Bereits vor dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar hatte er sich beliefern lassen. Mit seiner Ware komme er nun bis Mitte des Jahres aus, die nächste Bestellung solle erst im Mai auf den Weg gebracht werden. „Ich gehe davon aus, dass die Werke bis dahin wieder produzieren.“

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