„Das Finale wird gemeinsam geschaut“Overather Fußballerin Julia Fischer im Interview

Lesezeit 5 Minuten
Die Fußballerinnen aus Marialinden jubeln nach ihrem Aufstieg in die Kreisliga A.

Die Fußballerinnen aus Marialinden jubeln nach ihrem Aufstieg in die Kreisliga A.

Overath – Julia Fischer, 30, kickt beim TuS Marialinden in Overath, gerade ist die Mannschaft in die Kreisliga A aufgestiegen. Über den Frauenfußball im Bergischen und die Fußball-EM sprach Claus Boelen-Theile mit ihr. Mit dem Endspiel der Frauenfußball-EM am Sonntag steht ein sportlicher Höhepunkt bevor. Deutschland gegen England lautet die Finalpaarung an diesem Sonntag um 18 Uhr. Julia Fischer ist einer über viele Jahre aktive Fußballerin, gespielt hat sie bei Rot-Weiß Eulenthal und (aktuell) beim TuS Marialinden.

Verfolgen Sie die Spiele der Europameisterschaft?

Fischer: Ja, natürlich. Wir haben uns am Mittwoch extra eine Viertelstunde vorher zum Training getroffen, um das Halbfinale gegen Frankreich zu sehen.

Julia Fischer spielt beim TuS Marialinden.

Julia Fischer spielt beim TuS Marialinden.

Haben Sie gemeinsam geschaut?

Wir haben im Vereinsheim zusammen das Spiel verfolgt, bei Pizza und Bier. So etwas werden wir auch am Sonntag zum Finale England gegen Deutschland machen. Das ist schon fest abgemacht.

Frauenfußball

Viele Teams

In der Frauen-Landesliga spielen in der im September startenden Saison Union Rösrath, TV Hoffnungsthal und Union Blau-Weiß Biesfeld.

In der Bezirksliga treten die Fußballerinnen von der DJK Dürscheid an, vom 1. FFC Bergisch Gladbach und der zweiten Mannschaft von Union Blau-Weiß Biesfeld an.

In der Kreisliga A spielen FC Bensberg, TuS Untereschbach, TV Hoffnungsthal II, TuS Marialinden, SC 27 Bergisch Gladbach, SV Bechen und Union Rösrath II. Eine Kreisliga B gibt es in der neuen Saison nicht.

Wie ist die Konkurrenz beim Frauenfußball im Bergischen?

Sie ist größer geworden, auf jeden Fall. Immer mehr Vereine nehmen mit Frauenteams am Spielbetrieb teil. Da ist vieles in Bewegung, das kann man spüren.

In der vergangenen Saison haben die Fußballerinnen aus Marialinden gut abgeschnitten, oder?

Wir sind aus der Kreisliga B jetzt in die Kreisliga A aufgestiegen, und wir haben alle unserer 14 Ligaspiele gewonnen mit einer Tordifferenz von 64:8. Aber der Verband erweitert die Kreisliga A in der neuen Saison, und alle acht Teams aus der Kreisliga B der vergangenen Saison spielen jetzt auch bei uns mit. Es sind 16 Teams in unserer Staffel.

Hat das Auswirkungen auf den Spielbetrieb?

In der letzten Saison sind hin und wieder Spiele ausgefallen, weil die Gegner nicht genügend Spielerinnen hatten. Ich befürchte, bei so vielen Spielen könnte das zunehmen, aber hoffen wir mal das Beste.

Was rechnen Sie sich aus mit Ihrem Team?

Jau, ganz oben mitspielen wäre gut. Wenn wir Meister würden, wäre das optimal. Wir sind ja von Rot-Weiß Eulenthal aus der Landesliga geschlossen zum TuS Marialinden gewechselt und spielen jetzt drei Klassen tiefer.

Wieviel Besucher kommen zu Ihren Spielen?

Es sind 20 bis 50, schätze ich mal, hauptsächlich Familie und Freunde. Das unterscheidet sich aber nicht von den Spielen der zweiten und dritten Mannschaften bei den Herren. Nur wenn die erste Mannschaft der Herren spielt, sind mehr Zuschauer auf dem Platz.

Bewegt sich etwas im Frauenfußball im Bergischen?

Ja, unbedingt. Vor einem Jahr sind wir in Marialinden mit 15 Juniorinnen gestartet und jetzt sind es schon über 35. Die Mädchen wollen Fußball spielen, das spürt man. Die Kleinsten spielen noch bei den Jungs mit. Ab etwa neun Jahren gibt es Mädchenteams. Ich habe auch die erste Zeit bei den Jungs angefangen, damals in Marialinden. Danach habe ich viele Jahre bei Rot-Weiß Eulenthal gespielt.

Spielt die Tradition eigentlich eine Rolle?

Wenn Sie die vielen Erfolge von SSG 09 Bergisch Gladbach in den 1980er-Jahren meinen - Nein. Der TuS Marialinden spielte in den 70ern aber auch schon international und bei Rot-Weiß Eulenthal wurde auch schon vor 40 Jahren Frauenfußball angeboten, die Eulenthaler waren einer der ersten hier. Unser Team nennt sich noch heute „Die Eulen und ist damit sehr stark verbunden. Mittlerweile haben sehr viele Mannschaften im Bergischen eine eigene Frauenfußballabteilung.

Was ist denn anders bei Ihnen als bei den Männern?

Vieles auf jeden Fall. Die Männer wollen vielleicht mal eine Klasse höher spielen und wechseln dann den Verein. Bei uns Frauen ist das anders, wir wollen vor allem mit Freunden Fußball spielen.

Woran liegt das?

Die entscheidende Hauptsache ist der Zusammenhalt, den wir untereinander in der Mannschaft haben. Es geht sehr freundschaftlich bei uns zu. Bei den Männern spielen die persönlichen Ambitionen eine viel größere Rolle.

Wie oft trainieren Sie?

Zweimal in der Woche und dann am Sonntag das Spiel. Die Trainingszeiten sind jeweils anderthalb Stunden.

Wie gelingt es Ihnen, Familie, Beruf und Hobbys unter einen Hut zu bringen?

Ich nehme mir die Zeit für den Fußball. Dafür müssen andere Sachen zurückstehen. Wir haben auch Spielerinnen, die im Schichtdienst arbeiten. Die verpassen mal eine Trainingseinheit, aber das passt dann schon.

Was spielen Sie für eine Position?

Ich habe eigentlich schon auf allen Positionen gespielt in meiner Karriere. Mit 10 Jahren habe ich ja angefangen. Aktuell Innenverteidigerin, da kann ich die Bälle verteilen. In der vergangenen Saison habe ich auch neun Tore geschossen, unsere andere Innenverteidigerin fünf. Das ist keine schlechte Quote, denke ich.

Was ist Ihre Prognose für das Endspiel?

Die Engländerinnen haben mir im Halbfinale verdammt gut gefallen. Aber auch die deutsche Mannschaft kann sich sehen lassen. Hoffentlich wird es am Sonntag ein schönes und spannendes Spiel.

Rundschau abonnieren