Mehr Tempo bei der Sanierung von Schulen fordern Elternvertreter, Schüler und Lehrer auf einer selbst organisierten Podiumsdiskussion.
SchulbauEltern fühlen Bürgermeisterkandidaten aus Bergisch Gladbach auf den Zahn

Die Bürgermeisterkandidaten Alexander Felsch (CDU/FDP) und Marcel Kreutz (SPD/Grüne) (v.l.) aus Bergisch Gladbach stellen sich den Fragen von Eltern, Schülern und Lehrern zum Thema baufällige Schulen.
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Wenn Eltern sich zu Wort melden, darf man davon ausgehen: So kann es nicht mehr weitergehen. Bei den Schulen in Bergisch Gladbach reißen die Hiobsbotschaften nicht ab, ganz aktuell sind es gesperrte Schulcontainer und Turnhallen wegen Schimmel und Wasserschäden.
Kein Wunder also, dass der Zusammenschluss der Elternvertretungen aller Schulen in der Stadt mehr Tempo bei den Sanierungen der Schulen von den beiden aussichtsreichsten Bürgermeisterkandidaten Marcel Kreutz für SPD und Grüne und Alexander Felsch für CDU und FDP erwartet.
Die Hoffnung jedenfalls haben die Betroffenen noch nicht ganz aufgegeben. Das zeigt das große Interesse von rund 350 Schülern, Lehrern, Schulleitern und Eltern, die auf Einladung der Elternvertreter in Kooperation mit dem Bürgerportal GL am Mittwochabend zur Podiumsdiskussion in die Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) gekommen sind.
Ich bin eine der wenigen, die sich überhaupt noch an das alte NCG erinnern kann. Das ist die traurige Realität.
„Wir wollen nicht zurückblicken, sondern nach vorne, und zwar ohne Schuldzuweisungen“, betont Nicole Nebelung, Moderatorin und Sprecherin des Teams der Schulpflegschaften, zu Beginn, mit einem warnenden Unterton in der Stimme. „Der Fokus liegt auf der Zukunft. Wie wollen Sie es ganz konkret schaffen, aus dem Stillstand rauszukommen?“
Außerdem sitzen auf dem Podium Rolf Faymonville, Schulleiter am AMG und Sprecher der 35 Grund- und weiterführenden Schulen in der Stadt, sowie Franziska Königshofen von der Schülervertretung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums. „Ich bin eine der wenigen, die sich überhaupt noch an das alte NCG erinnern kann. Das ist die traurige Realität.“ Wenigstens eine schönere Lernumgebung in den Containern auf der Dauerbaustelle, mit einer besseren technischen Ausstattung und funktionierendem Internet, würde sie sich wünschen. Zustimmender Applaus aus dem ganzen Saal ist ihr sicher.

Alexander Felsch setzt auf sein Sofortprogramm mit einem eigenen Budget für jede einzelne Schule.
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„Für mich ist das Thema Schulen das dominierende Thema der kommenden fünf Jahre“, betont Felsch. Die Werkzeuge, Priorisierungsliste und Schulbau GmbH, müssten in die Umsetzung gebracht werden. Bei der Auftragsvergabe müssten Totalunternehmer hinzugenommen werden. Ausschreibungen sollten gebündelt werden, dass sich Investitionen privater Unternehmer in den Schulbau lohnten.

Marcel Kreutz setzt auf das bestehende Projektteam Schulsanierung.
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Kreutz setzt auf das bestehende Projektteam Schulsanierung, die Priorisierungsliste abzuarbeiten. Die Handwerksmeister-Teams kommen, wenn Bedarf ist. „Ich verspreche nicht, dass wir in zehn Jahren mit den Sanierungen durch sind. Das würde heißen, die Priorisierungsliste in die Tonne zu kloppen“, sagt er.
Eine Mutter aus dem Publikum leuchtet nicht ein, dass es für den Neubau der Integrierten Gesamtschule Paffrath immer noch keinen Bebauungsplan gibt. „Sie wissen doch schon seit Jahren, dass man den braucht und dass Anwohner sich wehren könnten! Statt Gesprächen und Planungen, entscheiden Sie doch einfach mal“, fordert sie mehr Mut von der Verwaltung. Ebefalls langanhaltender Applaus vom Publikum.
Felsch sagt, geltendes Recht könne er nicht abschaffen. Kreutz meint, er würde dafür sorgen, dass B-Pläne für Schulen im Bauamt, vorrangig bearbeitet würden. Auch sie bekommen beide Applaus, so wie jedes Mal, wenn sie etwas sagen, von der Handvoll Ratsmitglieder aus ihren jeweiligen Lagern. Peinlich, als würden die Wählerinnen und Wähler in der Aula nicht merken, woher die Zustimmung kommt.
Schulleiter hält Sofortprogramm für nicht praxistauglich
Als Felsch sein Ass mit seinem Sofortprogramm ausspielt, 100.000 Euro für jede Grundschule und 200.000 Euro für jede weiterführende Schule pro Jahr für Reparaturen, die jede Schule selbst in die Wege leiten könne, warnt Faymonville. „Ich rate dazu, in das bestehende System mehr Tempo zu bringen.“ Er habe das Gefühl, die vielen Wechsel in der Schulpolitik wirkten wie Bremsklötze. Das Sofortprogramm sei seiner Meinung nicht praxistauglich.
„Mein Job ist es, zehn Fächer unter einen Hut zu bekommen, zu unterrichten, Konferenzen zu leiten.“ Sich um Installateure zu kümmern, die etwa den aktuellen Wasserschaden am AMG beheben, dafür fehle ihm schlicht die Zeit. Am Ende sei er dann noch verantwortlich, wenn etwas schieflaufe. „Da greife ich lieber zum Telefonhörer und rufe die Verwaltung an. Wenn die mir dann am nächsten Tag ein Handwerker geschickt wird, bin ich zufrieden.“
„Wir kommen doch nicht voran. Täglich grüßt das Murmeltier. Mit einem eigenen Budget, können die Schulen selbst die drängendsten Probleme lösen“, ist dagegen Felsch von seiner Idee überzeugt.
Moderatorin Nebelung sagt, Schule solle auch ein Wohlfühlort sein. „Bildung ist unser wichtigstes Gut. Wir sind ein Land ohne Bodenschätze, deshalb lasst uns in Köpfe investieren. Wie klingt das für Sie?“
„Jede Schule, die wir jetzt anpacken, schafft auch eine neue Lernatmosphäre. Wir müssen das Notfallmanagement beenden, um in die Verlässlichkeit hereinzukommen“, sagt Felsch. Kreuz hofft, dass seine Tochter hier ein gutes Lernumfeld hat. „Das ist das Ziel.“
Schülerin Franziska wird zum Schluss noch einmal konkret: „Die Sozialpädagogen an den Schulen sind überlastet. Können neue eingestellt werden?“
Kreutz sagt, wie es ist: Nur wenn die Stadt den finanziellen Spielraum habe. Felsch betont, auf jeden Fall müsse der Status Quo gehalten werden. Der gute Wille ist da, das gilt für beide Kandidaten, zumindest mit dieser Erkenntnis können die Zuhörer nach Hause gehen.