Vor Verfall gerettetGrabmal des ersten Bergisch Gladbacher Bürgermeisters ist restauriert

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Das frisch renovierte Grabmal des ersten Bürgermeisters von Bergisch Gladbach auf dem Laurentiusfriedhof. Vereinsmitglieder des Campus Memoriae und des Geschichtsvereins mit einer Vertreterin der Stadt und dem Restaurator.

Der Verein Campus Memoriae und der Rheinisch-Bergische Geschichtsverein sorgten sich um den Erhalt des mehr als 120 Jahre alten Grabmals des ersten Bürgermeisters von Bergisch Gladbach, Jacob Herweg. Die Stadt finanzierte die Restaurierung.

Seit 2013 rettet der Verein Campus Memoriae geschichtsträchtige Grabsteine. Das jüngste Projekt finanzierte die Stadt mit 4000 Euro.

Ein Tisch, zwei Schreibpulte, ein Ofen, eine Lampe und ein Kerzenhalter. Dazu 19 Stühle, damit die Sitzungen der Gemeindeverordneten wenigstens ihrem Namen gerecht wurden: Die Ausstattung, mit der Jacob Herweg 1848 in der Gladbacher Verwaltung zurechtkommen musste, war karg.

Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser bescheidenen Umstände gelang es Herweg innerhalb eines Jahres, einen ausgeglichenen Haushalt für die bis dato stark verschuldete Gemeinde vorzulegen. In die Annalen ging er allerdings aus einem anderen Grund ein: Jacob Herweg war der erste Bürgermeister von Gladbach, nachdem der Ort 1856 die Stadtrechte erhalten hatte.

Das Grabmal bröckelte

Entsprechend repräsentativ fiel Jahre später seine Grabstätte auf dem Laurentiusfriedhof aus. Doch nach mehr als 120 Jahren bröckelte jetzt das auffällige Grabmal, die hoch aufragende Figur der heiligen Anna zeigte deutliche Schäden, der Stein verwitterte.

Höchste Zeit für eine Rettungsaktion fanden der Bergische Geschichtsverein und der Verein Campus Memoriae. Letzterer hat es sich zur Aufgabe gemacht, stadtgeschichtlich und künstlerisch bedeutende Grabmale zu erhalten (siehe Kasten).

Die Stadt Bergisch Gladbach unterstützte die Restaurierung finanziell

Mit knapp 4000 Euro beteiligte sich die Stadt an der Restaurierung des Grabmals ihres ersten Bürgermeisters. Dabei verfolgte Restaurator Stefan Gloßner ein rein konservatorisches Konzept: „Ich habe nur den gefährdeten Bestand konserviert, keine Ergänzungen vorgenommen, nichts neu erfunden oder nachgebildet“, erklärte er mit Blick auf den steinernen Faltenwurf des Gewandes der heiligen Anna, der stellenweise bewusst fragmentarisch geblieben ist.

Der nun für die nächsten Jahrzehnte gesicherte Stein habe nicht versetzt werden müssen, wie andere vom Verein gerettete Exemplare, sondern am Originalort erhalten werden können, freute sich Madeleine Lautz, Vorsitzende des Campus Memoriae. Dass dies immer öfter gelingen könnte, darauf hofft auch Thomas Klostermann vom Bergische Geschichtsverein: „Der Belegungsdruck auf den Friedhof hat abgenommen“, erklärte er mit Blick auf immer mehr freie Plätze.

Friedhöfe als Orte der Lokalgeschichte

Der Geschichtsverein legt schon seit einiger Zeit einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die alten Friedhöfe der Stadt als Orte der Stadt-, Wirtschafts-, Kunst und Sozialgeschichte sowie als Naturraum. Entsprechend gut erforscht sind die Grabmale auf dem Laurentiusfriedhof.

2020 legten die Historiker Peter Lückerath und Prof. Michael Werling die Publikation „St. Laurentius-Friedhof in Bergisch Gladbach. Menschen - Gräber - Geschichte“ vor, darin auch eine Darstellung der Grabstätte von Jacob Herweg. Um die historischen Stätten zu erhalten, habe der Bergische Geschichtsverein jüngst auch eine eigene Arbeitsgruppe „Friedhofskultur“ gegründet, berichtete Klostermann.

Für die Pflegekosten der Gräber in Gladbach werden Lösungen gesucht

Für die anfallenden Pflegekosten alter Grabstätten, die sich nicht mehr in Familienbesitz befinden, hoffen die beiden Vereine auf Patenschaftsmodelle. Finanzielle Entlastung könnte auch die noch ganz in den Anfängen steckende Idee bringen, die großen Grabstellen als Urnengräber neu zu belegen und die historischen Grabdenkmale unverändert stehenzulassen.

Denn offiziell geschützt ist auch der Grabstein Herweg nicht. „Er ist nicht in die Denkmalliste der Stadt eingetragen“, sagte Lothar Eschbach, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg. „Für uns ist es aber trotzdem ein Denkmal.“


Campus der Erinnerung

Der Verein Campus Memoriae wurde 2013 gegründet, um stadtgeschichtlich bedeutsame und künstlerisch wertvolle Grabdenkmale auf dem katholischen Friedhof St. Laurentius zu erhalten, auf dem seit mehr als 150 Jahren Verstorbene beigesetzt werden. Die Initiative dazu ging unter anderem vom mittlerweile verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Franz-Heinrich Krey aus.

Für die Anlage eines Campus Memoriae hat die Kirchengemeinde auf dem Friedhof ein Areal zur Verfügung gestellt, auf den erhaltenswerte Grabmale umgesetzt werden können, wenn der Verbleib an der ursprünglichen Grabstätte nicht möglich ist. Bisher fanden hier drei Steine einen neuen Standort, darunter auch das des Heimat- und Mundartdichters August Kierspel.

Zwei weitere Steine mussten nicht transloziert werden, sondern konnten an Ort und Stelle restauriert werden, so wie jetzt auch der Grabstein von Jacob Herweg. Wer die Arbeit des Vereins unterstützen will, kann dies durch eine Mitgliedschaft, durch Spenden, Anregungen oder tatkräftige Mitarbeit tun. (spe)

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