Der Leiter des Q 1-Jugendzentrums und der Trägerverein des Kindergartenmuseums fordern einen nahtlosen Übergang in eine neue Immobilie.
Bergisch GladbachJugendzentrum und Kindergartenmuseum suchen dringend nach neuen Standorten

Bis zum Ende des Jahres müssen Jugendzentrum Q 1 und Kindergartenmuseum ihr Domizil auf dem Quirlsberg in Bergisch Gladbach geräumt haben.
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Um das Gebäude auf dem Quirlsberg in Bergisch Gladbach steht es nicht gut. Die Liste der Mängel ist lang. Jugendzentrum Q1 und Kindergartenmuseum, die hier seit vielen Jahren ihre Anlaufstelle haben, müssen raus aus dem Haus. Beide Einrichtungen erhalten für den Auszug jetzt einen zeitlichen Aufschub bis zum Ende dieses Jahres. Etwas Neues muss noch gesucht werden.
„Das Gebäude ist, nicht zuletzt aufgrund der besonderen Nutzungsart und Häufigkeit, in einem stark sanierungs- und renovierungsbedürftigen Zustand“, sagt Marc Pawlowski vom städtischen Pressebüro auf Anfrage dieser Zeitung. Außerdem lägen Mängel im Bereich Haustechnik vor. In naher Zukunft müssten zudem Maßnahmen zur Verbesserung des energetischen Zustands vorgenommen werden. Die Kosten für eine solche Maßnahme seien enorm hoch.
Stadt sucht nach Übergangslösung
Dies ist der Grund, warum die evangelische Kirchengemeinde den Mietvertrag zum 30. September aufgekündigt hat. Denn die sogenannte Dach- und Fachklausel im Mietvertrag hätte die Kirchengemeinde dazu verpflichtet, die Instandsetzungsarbeiten an dem städtischen Gebäude aus dem eigenen Geldsäckel zu finanzieren.
Die Stadt bemühe sich derzeit sowohl um eine Übergangslösung als auch eine dauerhafte Lösung zur Unterbringung für das Q 1 sowie das Kindergartenmuseum, betont Pawlowski. Dabei rennt die Zeit. Um einen größeren Zeitpuffer zu haben, soll der Mietvertrag mit der evangelischen Kirchengemeinde im beiderseitigen Einvernehmen bis zum 31. Dezember verlängert werde.
Es geht etwas verloren, was lange Bestand hatte. Aber es beginnt auch etwas Neues
Entsprechende Gespräche seien positiv verlaufen. „Wir gehen davon aus, dass dies gelingt“, so Pawlowski. Die Vereinbarung gilt gleichzeitig für das Kindergartenmuseum, das wiederum die Anmietung seiner Ausstellungsräume in einem Vertrag mit der evangelischen Kirche geregelt hat.
„Es geht etwas verloren, was lange Bestand hatte. Aber es beginnt auch etwas Neues“, sagt Christian Kulka, Leiter des Jugendzentrums Q 1, „das Wichtigste ist, dass keine zeitliche Lücke entsteht, sondern es einen nahtlosen Übergang gibt.“ Erste Idee für eine Übergangslösung, so sagte es Fachbereichsleiterin Claudia Werker in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses, sei die Anmietung eines leerstehenden Ladenlokals.
Damit wäre eine Verkleinerung verbunden. „Die Jugendarbeit im Q 1 muss neu gedacht und den Gegebenheiten angepasst werden“, sagt Kulka. In erste Linie gehe es darum, als Übergangslösung einen offenen Treff anbieten zu können, wo die Jugendlichen sich zwanglos treffen können.
Wo es keine Anforderungen gebe, wo sie einfach herunterkommen und sich entspannen können von Schule und Familie, von den Problemen, die sie dort haben. Bei der Erarbeitung eines neuen Konzepts sei Kulka eingebunden. Als Sozialpädagoge kenne er die Besucher sehr genau und könne gut einschätzen, was sie bräuchten.
Kindergartenmuseum hat sich in der Fachwelt etabliert
Ein Ladengeschäft habe zwar nicht die gleichen Möglichkeiten wie auf dem Quirlsberg mit Proberäumen für Musiker oder Veranstaltungsräumen für Konzerte. Dafür sei eine solche Lösung aber aufgrund der zentralen Lage sehr attraktiv. „So können wir vieles kompensieren und neu erlebbar machen.“ Kulka ist davon überzeugt, „dass diejenigen, die ziellos in der Stadt herumstreunen, das Q 1 in der Innenstadt eher finden und eher mal vorbeikommen würden.“
„Die Kündigung bedeutet einen Riesen-Einbruch für unser Museum“, betont Brigitte Holz-Schöttler, Vorsitzende des Trägervereins für das Kindergartenmuseum. Seit 2004 hat sich das Kindergartenmuseum auf dem Quirlsberg in der Fachwelt etabliert, ehrenamtlich geleitet von fünf Frauen.
Digitale Museumsführung wird Deutschland weit gebucht
„Mein Wunsch ist, dass wir auf das Zanders-Gelände ziehen, räumlich angegliedert an das Berufskolleg“, meint Holz-Schöttler. Dies würde sich anbieten, weil die Klassen für künftige Erzieherinnen und Erzieher regelmäßig Gäste im Museum seien.
Auch sämtliche Erziehungs- und Kinderpflegefachschulen aus der Region kämen zu Besuch. Kindergartenteams nutzten den Ausflug als Fortbildungstag. Die in der Corona-Zeit aufgebaute digitale Museumsführung werde Deutschland weit gebucht, berichtet Holz-Schöttler.
Professorin Diana Franke-Meyer von der Fachhochschule Bochum habe als prominentes Vereinsmitglied bei ihrem letzten Besuch versichert: „Das Museum geht nicht ein. Dann wird eben gesucht.“
Als Notquartier käme aus der Sicht von Holz-Schöttler vielleicht das Kunstmuseum Villa Zanders infrage. „Es wäre wirklich schlimm, wenn die Ausstellungsstücke eingemottet und nicht mehr sichtbar wären“, sagt Holz-Schöttler. Spielzeugmuseen gebe es viele. Aber Kindergartenmuseen nur zwei in ganz Deutschland: Außer dem Bergisch Gladbacher nur noch eins in Bruchsal.