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Kein TrinkwasserBergisch Gladbacher Schüler protestieren gegen Zustand der Gesamtschule

Lesezeit 3 Minuten
Schüler des Hauswirtschaftsunterrichts der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) protestieren mit Schildern.

Die IGP fühlt sich allein gelassen: Das gesamte Gebäude muss saniert werden und seit Wochen hat die Schule kein Trinkwasser– dagegen protestierten die Schüler.

Die Jugendlichen machen ihrem Ärger um die Verhältnisse an der IGP Luft.

Die Leitungen für die Trinkwasserversorgung an der Integrierten Gesamtschule Paffrath sind so marode, dass die Schulküchen nicht mehr in Betrieb sind. Gegen diesen Missstand protestieren die Schülerinnen, Schüler und ihre drei Lehrerinnen der Hauswirtschaftsklassen. „Man hat das Gefühl, dass sich bei der Stadt niemand wirklich um unsere Schule kümmert“, kritisiert Lehrerin Melanie Johann.

Der Ruf der Schüler ist laut: „Oh leev Stadt, jev uns Wasser.“ Seit über acht Wochen sitzt die Schule auf dem Trockenen. Es gibt kein Trinkwasser mehr im Haus. In der Pause haben sich am Dienstag alle Schüler der Hauswirtschaftskurse versammelt. Sie tragen Küchenschürzen, halten Kochlöffel und Protestplakate hoch. Sie fordern von der Stadt eine schnelle Abhilfe und genaue Informationen, was mit dem Wasser genau los ist. Denn in den beiden Schulküchen kann nicht mehr gekocht werden.

„Lebensmittel dürfen nicht zubereitet, Geschirr nicht gespült werden“, berichtet Lehrerin Bettina Schramm. Betroffen sind insgesamt 19 Klassen und Kurse des Fachs Hauswirtschaft   mit Schülern von der sechsten bis zur zehnten Klasse. Das Fach mit einem großen Praxisanteil wird auch als Hauptfach angeboten. Aber der fachpraktische Unterricht, wie im Lehrplan vorgeschrieben, kann nicht stattfinden. Nur theoretische Inhalte können zurzeit vermittelt werden. „Wir stoßen allmählich an die Grenzen des Machbaren“, erläutert Lehrerin Melanie Johann, „Und wir wissen nicht, wie lange dauert das noch?“

Wir sind richtig sauer.
Sara, Schülervertretung Integrierte Gesamtschule Bergisch Gladbach

„Das ist ein ganz klarer Nachteil für viele Schüler“, sagt Viktoria aus der 10. Klasse. Schlechte Noten im Schriftlichen, könnten nicht mit einer guten Bewertung in der Praxis ausgeglichen werden. „Wir sind richtig sauer“, sagt Sara von der Schülervertretung. Niemand könne verstehen, dass in der Schule große Karnevalspartys wie am kommenden Samstag die „Nacht der Nächte“ gefeiert werden dürfen. Für nur einen Abend wird dafür eine Trinkwasserleitung gelegt.

„Aber für uns ist das leider nicht möglich“, kritisiert Emilia, ebenfalls von der SV. „Jeck is bäck an der IGP! Unterricht in der Schulküche? Leider nicht!“, heißt es treffend auf einem Plakat. „Karneval sticht Unterricht“, auch die Hauswirtschaftslehrerinnen verstehen diese Schieflage nicht. „Das ist so traurig“, sagt Katja Schadow-Schutz. Es fehle seitens der Stadt als Schulträger die Wertschätzung für das Fach und – schlimmer noch – für die Schüler.

Mit ihrer Aktion will die Schule, Eltern und Politik auf die Misere aufmerksam machen: „Damit Druck aufgebaut wird und endlich etwas passiert“, hofft SV-Schülerin Sara. Es sei doch auch gelungen, eine intakte Wasserzufuhr in die Mensa zu verlegen, damit die Essensausgabe weiter gewährleistet ist, ergänzt Lehrerin Bettina Schramm. „Warum geht das nicht in die Schulküchen?“, fragt sie. Augenscheinlich sei die Strecke bis dorthin viel kürzer. Auch provisorische Lösungen wie das Abkochen von Wasser könnten weiterhelfen. „Doch leider ist die Kommunikation mit der Stadt sehr schwierig, beziehungsweise findet nicht statt“, bedauern die drei Lehrerinnen.

Mängelliste der Bergisch Gladbacher Gesamtschule

Das gesamte Schulgebäude der Integrierten Gesamtschule Paffrath ist offenbar ein krasser Sanierungsfall. Abgesehen von dem Toiletten-Notstand – 40 Prozent der WCs sind seit Dezember nicht zu benutzen – hat der städtische Immobilienbetrieb wie berichtet weitere gravierende Mängel bei einer Inspektion festgestellt. Das Brandschutzkonzept ist nicht mehr gültig. Das Trinkwassernetz ist flächendeckend marode. Für die Reparatur des defekten Fallrohrs der sanitären Einrichtungen konnte bisher keine Firma zur Schadensbehebung gefunden werden. Insgesamt ist der Instandhaltungsstau so groß, dass die Stadt eine Generalsanierung oder sogar den Abbruch des Gebäudes in Erwägung ziehen muss.


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