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SpatenstichStartschuss für neuen Skatepark in Bergisch Gladbach

4 min
Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter halten Spaten in der Hand.

Spatenstich: Skateboarder dürfen sich auf eine neue Skateanlage an der Saaler- Mühle in Bergisch Gladbach freuen.

Die Baugenehmigung für die umstrittene Sportanlage liegt jetzt vor. Bürgermeister Frank Stein eröffnet das Bauprojekt bei seinem letzten öffentlichen Auftritt mit einem Spatenstich.

Beim letzten Spatenstich der Abschiedstour von Bürgermeister Frank Stein am Dienstag fliegen Erdbrocken von der Schaufel. Skateboarder und BMX-Freestyler können sich freuen. Es ist der symbolische Auftakt für den Bau des Skateparks in der Naherholungsanlage an der Saaler Mühle. „Die Baugenehmigung liegt jetzt vor. Rechtlich steht dem Projekt nichts mehr im Wege“, sagt Stein bei seinem letzten öffentlichen Auftritt als Rathauschef, „es bedeutet mir sehr viel, gerade bei diesem Termin als Zeitzeuge dabei zu sein.“

Die neue Sportanlage ist von Profis konzipiert und soll als Treffpunkt im öffentlichen Raum dienen, wo sich Jugendliche und Erwachsene, Anfänger und Profis treffen können. Ergänzend wird ein Multifunktionscourt installiert, nutzbar für Fußball, Basketball und weitere Ballsportarten. Die Investitionskosten betragen 1,2 Millionen Euro.

„Meine Generation denkt an sich selbst“, stellt Stein (62) fest, „deshalb müssen wir sehr genau darauf achten, junge Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.“ In Richtung Marcel Kreutz (SPD) als seinen Nachfolger fügt er hinzu: „Ich bin sehr glücklich, dass der Wechsel im Rathaus bedeutet: Es geht hier weiter.“

Zu sehen ist eine Darstellung der Skateanlage sowie des Multi-Courts.

Was die Skateanlage in Bensberg für Skateboarder und BMX-Fahrer bietet, zeigt die fotorealistische Ansicht des beauftragten Planungsbüros.

Vier Jahre laufen die Planungen bereits, begleitet von Protesten und Sorgen der Nachbarschaft im benachbarten Wohnviertel in Frankenforst. Unterschriftenaktionen und Petitionen waren auf den Weg gebracht worden. Trotzdem fasste die Politik im Mai 2023 den Grundsatzbeschluss, den Skatepark zu realisieren.

Die drei Freunde Leon, Lio und Bruno,13 Jahre alt, gucken jeden Tag aus den Fenstern des Otto-Hahn-Schulzentrums auf die bestehende veraltete und runtergekommene Freizeitanlage. Sehnsüchtig warten sie darauf, dass hier endlich etwas passiert. „Wir müssen immer den weiten Weg mit der Bahn zum Skatepark nach Höhenberg in Köln auf uns nehmen“, berichtet Leon. „Ich konnte mich auf meinem Skateboard noch nie so richtig ausprobieren“, ärgert sich Lio. „Ich kann nicht verstehen, dass Leute dagegen protestieren. Es ist doch gut, wenn wir uns hier verabreden können“, findet Bruno.

„Wir suchen jetzt nach einem Bauunternehmer. Dann geht es für uns los“, kündigt Rolko an. Die Bauzeit belaufe sich auf drei Monate. Von Anfang an sei das Skatepark-Projekt in mehreren Beteiligungsrunden mit Vertretern der Szene geplant worden. Informationsdialoge mit Anwohnern seien geführt worden.

Drei Rampen sind zu sehen, bedeckt mit Laub.

Die Elemente der bestehenden Skateanlage sind marode und verrotten seit vielen Jahren vor sich hin.

Gutachten zum Lärm- und Tierschutz attestierten die Unbedenklichkeit. „Das alles bestätigt uns darin: Das ist eine feine Sache für Bergisch Gladbach“, betont Rolko. Er schreibt Stein bei diesem langwierigen Prozess die Rolle eines „Fürsprechers“, man könne auch sagen eines „Motors“ zu. Stein meint mit einem Grinsen im Gesicht: „Wahrscheinlich ist Nervensäge zutreffender.“

„In der Coronazeit haben wir bitter erlebt, wie wichtig öffentliche Aufenthaltsflächen sind als Ergänzung für den Vereinssport“, führt   Christian Nollen, Leiter der städtischen Abteilung Stadt-Grün, einen weiteren soziokulturellen Aspekt an.

Statt eines Parks mit vielen einzelnen Fertigbauelementen aus Metall auf Asphalt wird die zusammenhängende, barrierefreie Anlage aus sogenanntem Ortbeton vor Ort gegossen und installiert. „Dieser ermöglicht passgenau geformte, nutzerorientierte Elemente und hervorragende Rolleigenschaften für Skateboard, BMX, Inline, Scooter und Rollstuhl-Skating“, erläutert Daniel Schreitmüller vom beauftragten, auf Skateanlagen spezialisierten Planungsbüro Landskate. Ortbeton sei zudem deutlich geräuscharmer. Diese Eigenschaft sei durch aktuelle Untersuchungen belegt und in das Lärmschutzgutachten eingeflossen.

Das sogenannte Multi-Line-Konzept sieht neben linearen auch kreuzende und kreisförmige Lines (Fahrwege) vor. „Dadurch lassen sich Elemente kreativ kombinieren“, sagt Schreitmüller. Die Anlage sei bewusst mit einer Grundhöhe von einem Meter niederschwellig konzipiert und werde punktuell durch höhere und komplexere Formen ergänzt.

Wie schnell die Bauarbeiten beginnen können, hängt jetzt nur noch davon ab, eine auf Skateparks spezifizierte Firma zu finden. Nollen zeigt sich optimistisch: „Während der Planung hatten wir einige Kontakte.“ Das werten Leo, Lio und Bruno als gute Nachricht. Hoffnungsvoll düsen sie mit ihren Stunt-Scootern nach Hause.


Frank Stein nimmt Abschied

Frank Stein sitzt auf gepackten Koffern. Am Dienstag hatte er seine letzten offiziellen Termine als Bürgermeister von Bergisch Gladbach, bei denen er mit Menschen zusammenkam. Am Freitag ist sein letzter Arbeitstag. „Ich trete hinter die Kulisse zurück und verlasse die Bühne“, sagte er beim Spatenstich an der Saaler Mühle. Humor hilft beim Abschied.

Stein zieht zurück nach Leverkusen. Kein freigeräumter Platz mehr in der ersten Reihe, kein Blitzlicht, das aufflackert, wenn man auftaucht. „Dafür gewinne ich die hohe Freiheit, mit meiner Frau mehr Zeit zu verbringen“, sagt Stein und er müsse sich nicht mehr „mit manchmal erdrückend kleinteiligen Sachen auseinandersetzen.“ Am meisten werde er die Menschen vermissen.

Gefragt nach seiner persönlichen Bilanz der Spatenstiche, kommt er aus dem Gedächtnis auf 27 besonders wichtige Projekte wie etwa die Schloßstraße oder das Mohnweg-Hallenbad. Ein bisschen bleibe er der Stadt noch erhalten: als aktives Mitglied der Unterstützungsabteilung der Feuerwehr Bergisch Gladbach. (ub)